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Stellenkommentar
DLA, A: Sternberger/Unesco. Später (ab 1978) gibt er die literarischen Werke Robert Musils
heraus. - Kurt Rossmann (vgl. Einleitung, S. XXXI, Anm. 72) fragt Piper im März 1948 an.
Dieser will das Konzept seiner Rezension vorab Jaspers zeigen (vgl. K. Rossmann an K. Jas-
pers, 26. März 1948, DLA, A: Jaspers), der allerdings davon abrät: »erstens habe ich zu Ih-
nen volles Vertrauen, dass kein Unsinn darin stehen wird, [...] und zweitens ist es mir
bei Äusserungen über mich immer etwas peinlich, sie vorher zu kennen. Denn ich über-
nehme gleichsam einen Teil der Mitverantwortung.« (K. Jaspers an K. Rossmann, 1. April
1948, ebd.). Mit der Rezension beginnt Rossmann, doch nur fragmentarisch, da die äu-
ßeren Umstände keine wirkliche Muße zulassen (vgl. K. Rossmann an K. Jaspers, 13. Juni
1948, ebd.), erschienen ist sie nicht.
174 Piper hatte ihm zuvor mitgeteilt: »Mit besonderem Interesse wird die >Welt< in Hamburg
Ihr Werk würdigen wollen, da Ihr früherer Schüler, Dr. Sarvatzki [sic!], der Feuilleton-
Redakteur dieses Blattes ist.« (K. Piper an K. Jaspers, 16. Dezember 1947, ebd.). Unter dem
Pseudonym Gerhard Sanden verfasste Günther Sawatzki (1906-1978), der 1933 in Danzig
mit einer Dissertation über Das Problem des Dich ters als Mo tiv in der Entwicklung Sören Kier-
kegaards bis 1841 (Leipzig 1935) promoviert hatte und für Jaspers große Sympathie hegte,
Kritiken, vor allem Theaterkritiken, in der Welt. Zu Jaspers' Geburtstag publiziert er un-
ter jenem Pseudonym: »Vom Kampf der Wahrheit. Karl Jaspers 65 Jahre«, in: Die Welt,
Nr. 23,24. Februar 1948, 2.
175 Ähnlich äußert sichjaspers am 22. Dezember 1947 gegenüber seiner Schülerin Wilhelmine
Drescher (geb. 1909): »Ich schicke Ihnen das Buch, dessen Vorarbeiten Sie einst in Koffern
rettend hin und her transportierten, und das dann von 1938 bis 1944 geschrieben wurde -
mit Unterbrechungen durch viele andere Arbeiten und Zeiten schlimmer Sorgen [...]. Daß
das Buch jetzt erscheint, ist mir doch wie ein Wunder. Ich habe es nicht geglaubt, als es
geschrieben wurde.« (W. Drescher: Erinnerungen an Karl Jaspers in Heidelberg, Meisenheim
1975, 30).Jene schlimmen Sorgen hinderten ihn daran, weiter am Manuskript zu arbeiten:
»Mein Buch ist zwischen 1938 und Oktober 1944 geschrieben, - damals wurden die Sorgen
zu gross, ich konnte nicht mehr weiter feilen und umschreiben; und später hatte ich kei-
nen Impuls mehr, zur Arbeit an diesem Bande noch einmal zurückzukehren.« (K. Jaspers
an A. Weber, o.D. [nach dem 20. Dezember 1947], Entwurf, DLA, A: Jaspers).
176 Bei jenem Freund bzw. »jungen Freund« (K. Jaspers: Philosophische Autobiographie, 75)
handelt es sich um Jaspers' Schüler Johannes Kampffmeyer (1908-1942), der im Haus Jas-
pers ein gerngesehener Gast war. Mit Jaspers' Entscheidung, nach den Sommerferien sich
im September 1938 wieder mit neuem Schwung an die »Logik« zu setzen, lief eine regel-
rechte Besuchswelle parallel, wie sich aus Familienbriefen dieser Zeit entnehmen lässt:
»Am ersten Tag hatten wir fortwährend Besuch. [...] Abends ass Behnke bei uns mit un-
serem jungen Freunde.« (G. Jaspers an H. und K. Jaspers senior, 21. September 1938, DLA,
A: Jaspers). In dem am Folgetag von Jaspers an seine Mutter verfassten Brief sind sämtli-
che Gäste des vorigen Tages namentlich aufgezählt, darunter Kampffmeyer (vgl. K. Jas-
pers an H. Jaspers, 22. September 1938, ebd.). Zu Kampffmeyers Charakter und Schriften,
darunter zu seiner dreibändigen Dissertation (Schelling und Deutschland, UBH 1939), vgl.
K. Jaspers an H.-G. Gadamer, 15. Dezember 1939, in: K. Jaspers: Korrespondenzen Philoso-
phie, 317, den Briefwechsel zwischen Kampffmeyer und Jaspers, ebd., 388-408, sowie Ein-
leitung, S. XX-XXI.
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DLA, A: Sternberger/Unesco. Später (ab 1978) gibt er die literarischen Werke Robert Musils
heraus. - Kurt Rossmann (vgl. Einleitung, S. XXXI, Anm. 72) fragt Piper im März 1948 an.
Dieser will das Konzept seiner Rezension vorab Jaspers zeigen (vgl. K. Rossmann an K. Jas-
pers, 26. März 1948, DLA, A: Jaspers), der allerdings davon abrät: »erstens habe ich zu Ih-
nen volles Vertrauen, dass kein Unsinn darin stehen wird, [...] und zweitens ist es mir
bei Äusserungen über mich immer etwas peinlich, sie vorher zu kennen. Denn ich über-
nehme gleichsam einen Teil der Mitverantwortung.« (K. Jaspers an K. Rossmann, 1. April
1948, ebd.). Mit der Rezension beginnt Rossmann, doch nur fragmentarisch, da die äu-
ßeren Umstände keine wirkliche Muße zulassen (vgl. K. Rossmann an K. Jaspers, 13. Juni
1948, ebd.), erschienen ist sie nicht.
174 Piper hatte ihm zuvor mitgeteilt: »Mit besonderem Interesse wird die >Welt< in Hamburg
Ihr Werk würdigen wollen, da Ihr früherer Schüler, Dr. Sarvatzki [sic!], der Feuilleton-
Redakteur dieses Blattes ist.« (K. Piper an K. Jaspers, 16. Dezember 1947, ebd.). Unter dem
Pseudonym Gerhard Sanden verfasste Günther Sawatzki (1906-1978), der 1933 in Danzig
mit einer Dissertation über Das Problem des Dich ters als Mo tiv in der Entwicklung Sören Kier-
kegaards bis 1841 (Leipzig 1935) promoviert hatte und für Jaspers große Sympathie hegte,
Kritiken, vor allem Theaterkritiken, in der Welt. Zu Jaspers' Geburtstag publiziert er un-
ter jenem Pseudonym: »Vom Kampf der Wahrheit. Karl Jaspers 65 Jahre«, in: Die Welt,
Nr. 23,24. Februar 1948, 2.
175 Ähnlich äußert sichjaspers am 22. Dezember 1947 gegenüber seiner Schülerin Wilhelmine
Drescher (geb. 1909): »Ich schicke Ihnen das Buch, dessen Vorarbeiten Sie einst in Koffern
rettend hin und her transportierten, und das dann von 1938 bis 1944 geschrieben wurde -
mit Unterbrechungen durch viele andere Arbeiten und Zeiten schlimmer Sorgen [...]. Daß
das Buch jetzt erscheint, ist mir doch wie ein Wunder. Ich habe es nicht geglaubt, als es
geschrieben wurde.« (W. Drescher: Erinnerungen an Karl Jaspers in Heidelberg, Meisenheim
1975, 30).Jene schlimmen Sorgen hinderten ihn daran, weiter am Manuskript zu arbeiten:
»Mein Buch ist zwischen 1938 und Oktober 1944 geschrieben, - damals wurden die Sorgen
zu gross, ich konnte nicht mehr weiter feilen und umschreiben; und später hatte ich kei-
nen Impuls mehr, zur Arbeit an diesem Bande noch einmal zurückzukehren.« (K. Jaspers
an A. Weber, o.D. [nach dem 20. Dezember 1947], Entwurf, DLA, A: Jaspers).
176 Bei jenem Freund bzw. »jungen Freund« (K. Jaspers: Philosophische Autobiographie, 75)
handelt es sich um Jaspers' Schüler Johannes Kampffmeyer (1908-1942), der im Haus Jas-
pers ein gerngesehener Gast war. Mit Jaspers' Entscheidung, nach den Sommerferien sich
im September 1938 wieder mit neuem Schwung an die »Logik« zu setzen, lief eine regel-
rechte Besuchswelle parallel, wie sich aus Familienbriefen dieser Zeit entnehmen lässt:
»Am ersten Tag hatten wir fortwährend Besuch. [...] Abends ass Behnke bei uns mit un-
serem jungen Freunde.« (G. Jaspers an H. und K. Jaspers senior, 21. September 1938, DLA,
A: Jaspers). In dem am Folgetag von Jaspers an seine Mutter verfassten Brief sind sämtli-
che Gäste des vorigen Tages namentlich aufgezählt, darunter Kampffmeyer (vgl. K. Jas-
pers an H. Jaspers, 22. September 1938, ebd.). Zu Kampffmeyers Charakter und Schriften,
darunter zu seiner dreibändigen Dissertation (Schelling und Deutschland, UBH 1939), vgl.
K. Jaspers an H.-G. Gadamer, 15. Dezember 1939, in: K. Jaspers: Korrespondenzen Philoso-
phie, 317, den Briefwechsel zwischen Kampffmeyer und Jaspers, ebd., 388-408, sowie Ein-
leitung, S. XX-XXI.