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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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810

Stellenkommentar

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1794
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1797
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1802
1803

jener Gefahr ist auch die Notwendigkeit der Bundeswehr viel geringer. Unter den damals
maßgebenden Gesichtspunkten ist sie überflüssig geworden. Der Schluß, sie sei damit
überhaupt überflüssig, wäre voreilig, aber nicht mehr indiskutabel. Ein neutrales, atom-
waffenfreies Gesamtdeutschland mit einer kleinen Armee, wie Österreich sie hat, könnte
durchaus wünschbar werden. In dieser Frage entscheidet für uns der Wille Amerikas, weil
die Sicherheit allein durch Amerika gewährleistet ist. Solange Amerika das Dasein unse-
rer Bundeswehr will, müssen wir sie behalten.« (Ebd., 97-98).
Vgl. ebd., 98.
Vgl. ebd., 99.
Vgl. ebd., 102.
Jaspers nimmt daraufhin Abstand von der These, dass moderne Fremdsprachen auch spä-
ter nachgeholt werden könnten, und ändert den Text im Sinne Pipers: »Moderne Dinge,
das Naturwissenschaftliche und Technische lassen sich später nachholen. Englisch und
Französisch müßten, was für Kinder leicht ist, auch auf dem Humanistischen Gymna-
sium gelernt werden.« (Ebd., 103).
Die Überlegung lautet später im gedruckten Text: »Die Grundsituation ist, daß die Staaten
im Osten, alle miteinander die Überzeugung aussprechen, die Bundesregierung bereite
den Krieg vor. Ob sie auch wirklich glauben, daß sie einen Eroberungskrieg beginnen
könne, ist zweifelhaft.« (Ebd., 106). - Alexei Nikolajewitsch Kossygin wurde im Oktober
1964 Nachfolger Chruschtschows als Ministerpräsident der Sowjetunion (bis 1980); Wla-
dyslaw Gomulka amtierte seit 1956 als Parteichef der marxistisch-leninistischen Polni-
schen Vereinigten Arbeiterpartei (PVAP).
Zum neuen Nationalismus durch die NPD vgl. K. Jaspers: Antwort, 118-122.
Der polnische Philosoph Leszek Kolakowski (vgl. auch Stellenkommentar, Nr. 1780) hatte
1953 bei Adam Schaff mit einer Dissertation über Spinoza promoviert und war seit 1959
Prof, für Philosophie der Neuzeit in Warschau (bis 1968). Bereits 1956 als Wortführer der
studentischen Opposition und zunehmend regimekritischer eingestellt, schloss ihn die
kommunistische Partei 1966 aus. Später wird nach seiner Unterstützung oppositioneller
Studierenden bei den Märzunruhen 1968 über ihn ein Lehrverbot verhängt.
Vgl. K. Jaspers: Antwort, 107.
Den von Piper angesprochenen Machtanspruch Russlands gegenüber der DDR deutet Jas-
pers nur an, wenn er schreibt: »Wenn die Auswanderung für die gelernten Arbeitskräfte
aus Ostdeutschland keinen Reiz mehr hätte [...] und wenn die Liberalisierung soweit geht,
daß die Freiheit des persönlichen Daseins kaum eingeschränkt ist (wenn sie auch immer
die von Rußland bestimmten Grenzen haben wird), dann ist der Zeitpunkt für eine große
Änderung da. [...] Dann könnten die Mauer und die Drahtverhaue fallen, könnte der freie
persönliche Verkehr zwischen Ost- und Westdeutschland wieder stattfinden.« (Ebd.).
Jaspers fügt hier ein: »Sie kann zur Gefahr werden. Auch hier ist Selbstkontrolle durch
Vernunft zu verlangen.« (Ebd., 110).
Ebd., III.
Diese Mutmaßung Pipers berücksichtigt Jaspers im späteren Text nicht.
Vgl. ebd., 113-114.
Den von Piper zitierten Satz über de Gaulles Staat mildert Jaspers ab: »Im Staat de Gaul-
les scheint ein Geist von Liberalität und Humanität zu leben.« (Ebd., 114). Das Folgende
 
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