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Jaspers, Karl; Piper, Klaus; Fonfara, Dirk [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 3, Band 8,2): Ausgewählte Korrespondenzen mit dem Piper Verlag und Klaus Piper 1942-1968 — Basel: Schwabe Verlag, 2020

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https://doi.org/10.11588/diglit.71782#0922
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Stellenkommentar

821

nalität ist ungewöhnlich. Das erste Kapitel (die Analogie) ist in der Fragestellung und der
inhaltlichen Durchführung völlig neu. Das zweite Kapitel (die Polemik) behandelt ein
jedenfalls bisher nie systematisch dargestelltes, wenn auch in den Details hie und da be-
rührtes Thema in seinem vollen Umfang. Das dritte Kapitel ist durch den neuen Zug, der
in die bekannten Dinge kommt, überraschend. Saners Energie des Denkens und des Wei-
terdenkens hat einen langen Atem. Er schreibt didaktisch geschickt, ohne Umständlich-
keit und ohne Weitschweifigkeit. Das philosophisch vielleicht Bedeutendste der Arbeit ist
in Kürze nicht deutlich auszusprechen. Wer das Ganze gelesen hat, könnte sagen: das ist
ja die radikalste Kant-Kritik. Aber sie liegt allein in der Natur der Sache, die durch Kant in
die Welt gekommen ist. Sie ist selber Kantisch. Mir scheint es ergreifend, wie Saner diese
Kant-Kritik als Kantisches Denken zum rückhaltlosen Ausdruck bringt. Zum erstenmal
wird hier das Gewicht des politischen Denkens Kants im Zusammenhang mit seiner gan-
zen Philosophie nicht nur behauptet (was schon geschehen ist), sondern in der Durch-
führung der Interpretation zur Geltung gebracht.« - Für die Beschaffung dieses Textes
danke ich Anton Hügli (Basel) sehr herzlich.
1912 Der Piper Verlag hatte seinen Autorinnen und Autoren 1966 als Weihnachtsgabe die Pu-
blikation Requiem der russischen Lyrikerin Anna Achmatowa übersandt (vgl. Stellen-
kommentar, Nr. 1757). Der jetzt angekündigte neue Gedichtband Gekreuzte Regenbogen
erscheint nicht bei Piper. Grund dafür war dessen Übersetzung durch Hans Baumann
(1914-1988), einen früheren NS-Funktionär, der auch o.g. Weihnachtsgabe ins Deut-
sche übertragen hatte. Als die Piper-Autorin Ingeborg Bachmann davon erfuhr, verließ
sie mit einem wütenden Brief den Piper Verlag (vgl. I. Bachmann an K. Piper, 19. März
1967, DLA, A: Piper). Klaus Piper sucht nach einem Kompromiss, indem er jenen Gedicht-
band nicht in seinem Verlag erscheinen lässt, sondern an einen anderen Münchner Ver-
lag abtritt. Doch Ingeborg Bachmann bleibt bei ihrer Haltung. Etwa drei Wochen später
bringt Jaspers selbst in Erfahrung: »Das Werk der Achmatowa kommt, wie ich irgendwo
las, nicht bei Ihnen heraus. Nach dem Requiem, das Sie im Privatdruck den Freunden Ih-
res Verlags zu Weihnachten geschenkt haben, beklage ich das sehr. Dieser Privatdruck ist
nun um so kostbarer. Warum wohl die Veröffentlichung nicht möglich ist?« (K. Jaspers
an K. Piper, 4. Mai 1967, ebd.). Dies lässt Piper unbeantwortet. Vgl. dazu auch Einleitung,
S. LXXI-LXXII.
1913 Piper legt Wert darauf, dass der jetzige Haupttitel auch aus Autorensicht passender ist:
»Unser Vorschlag des wirkungsvolleren, verständnisvolleren Titels >Die Philosophie des
Umgreifenden< liegt keinesfalls nur im Interesse des Verlags, sondern vor allem im Inter-
esse des Autors. Es gilt doch, die Philosophie von Karl Jaspers zu fördern, - das geistig in-
teressierte Publikum auf ein Kern-Element seines Denkens hinzuweisen. Das Interesse
des Autors und das des Verlags ist in diesem Fall identisch.« (K. Piper an H. Saner, 11. Ap-
ril 1967, DLA, A: Jaspers).
1914 Vgl. E. Eppler: »Ein fernes Wetterleuchten. Antwort auf die Antwort - aber kein Dialog«,
in: Die Zeit, Nr. 16, 21. April 1967, 27. - Der SPD-Politiker Erhard Eppler (1926-2019) hatte
bereits das Bundesrepublikbuch heftig kritisiert: »Wohin treibt Karljaspers? Kritische Be-
trachtungen eines Bundestagsabgeordneten zu dem Buch des Basler Philosophen«, ebd.,
Nr. 30,22.Juli 1966,3. Beide Rezensionen sind wiederabgedruckt in: E. Eppler: Spannungs-
felder. Beiträge zur Politik unserer Zeit, Stuttgart 1968, 141-151, bzw. 130-140.
 
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