i6 Mischa Meier, Christine Radtki, Fabian Schulz
Überlieferung
Die meisten Urteile über Malalas stehen unter dem Vorbehalt, dass der Originaltext
der Chronik nur schemenhaft greifbar ist.32 Der Hauptüberlieferungsträger, der Codex
Bodleianus Baroccianus 182 (11./12. Jh.), ist lückenhaft; neben Buch 1 fehlen Teile der
Bücher 5,12 und 18, starke Kürzungen betreffen vor allem das Ende des Textes.33 In der
häufig trügerischen Hoffnung, diese Defizite auszugleichen, muss auf Manuskripte
zurückgegriffen werden, deren Erhaltungszustand noch fragmentarischer ist, sowie
auf Texte späterer Autoren, die Malalas zumeist ungekennzeichnet und nicht immer
auf Griechisch zitieren bzw. ausgeschrieben haben.
Das erste Buch der Chronik wird in einem Manuskript aus dem 10. Jahrhundert
überliefert, allerdings ebenfalls in einer überarbeiteten Fassung.34 Dem Urtext des
Malalas stehen wiederum die Tuskulanischen Fragmente besonders nahe; sie umfassen
aber nur wenige Seiten. Enthalten sind sie in einem Manuskript, das nicht lange nach
dem Tod des Autors entstand, im Mittelalter zerlegt, abgeschabt und neu beschrieben
wurde.35 Die wichtigsten griechischen Autoren und Werke, die bei der Rekonstruktion
helfen, sind Euagrios (spätes 6. Jahrhundert), Johannes von Antiocheia (frühes 6. oder
frühes 7. Jahrhundert), das Chronicon Paschale (ca. 630), die Chronik des Johannes von
Nikiu (spätes 7. Jahrhundert, nur in einer äthiopischen Übersetzung einer arabischen
Übertragung des Urtextes erhalten), die Theophanes-Chronik (frühes 9. Jahrhundert),
Georgios Monachos (9. Jahrhundert), die Exzerpte des Konstantinos VII. Porphyro-
gennetos (10. Jahrhundert), Symeon Logothetes (10. Jahrhundert), Georgios Kedre-
nos (11./12. Jahrhundert) und Theodoros Skoutariotes (13. Jahrhundert). Zudem haben
mehrere syrische Autoren Malalas rezipiert, so etwa Johannes von Ephesos (spätes 6.
Jahrhundert), der Autor der Chronik von Zuqnin (8. Jahrhundert) und Michael der
Syrer (12. Jahrhundert).36 Darüber hinaus liegt uns der bereits oben erwähnte latei-
nische Laterculus Malalianus (7-/8. Jahrhundert) vor.37 Schließlich kann noch auf eine
slawische Übersetzung der Chronik aus dem 10./11. Jahrhundert zurückgegriffen wer-
den, die trotz größerer Lücken einen Text bereitstellt, der dem Original näher steht als
der Baroccianus,38 allerdings ihrerseits lediglich über Kopien aus dem 16. Jahrhundert
auf uns gelangt ist, die sehr fehlerhaft sind und eine schlichte Rückübersetzung ins
Griechische, wie sie Johannes Thurn in seiner Malalas-Ausgabe vorgenommen hat,
kaum rechtfertigen.39
32 Jeffreys (1990c); Thurn (2000), S. 4*-i6*; vgl. auch das Kapitel „La transmission du texte” in: Agusta-
Boularot/Beaucamp/Bernardi/Cabouret/Caire (2004), S. 117-180.
33 Thurn (2000), S. n*-i3*.
34 Thurn (2000), S. 4*-io*.
35 Jeffreys (1990c), S. 251.
36 Jeffreys (1990c), S. 245-267
37 Stevenson (1990), S. 287-298 sowie Siemens (2010), S. 68-80.
38 Franklin (1990), S. 276-287. Die von Istrin zwischen 1897 und T9T4 veröffentlichte russische Ausgabe des
slawischen Malalas wurde inzwischen nachgedruckt und ergänzt, Istrin/Chernysheva (1994).
39 Sorlin (2004), S. 137-146.
Überlieferung
Die meisten Urteile über Malalas stehen unter dem Vorbehalt, dass der Originaltext
der Chronik nur schemenhaft greifbar ist.32 Der Hauptüberlieferungsträger, der Codex
Bodleianus Baroccianus 182 (11./12. Jh.), ist lückenhaft; neben Buch 1 fehlen Teile der
Bücher 5,12 und 18, starke Kürzungen betreffen vor allem das Ende des Textes.33 In der
häufig trügerischen Hoffnung, diese Defizite auszugleichen, muss auf Manuskripte
zurückgegriffen werden, deren Erhaltungszustand noch fragmentarischer ist, sowie
auf Texte späterer Autoren, die Malalas zumeist ungekennzeichnet und nicht immer
auf Griechisch zitieren bzw. ausgeschrieben haben.
Das erste Buch der Chronik wird in einem Manuskript aus dem 10. Jahrhundert
überliefert, allerdings ebenfalls in einer überarbeiteten Fassung.34 Dem Urtext des
Malalas stehen wiederum die Tuskulanischen Fragmente besonders nahe; sie umfassen
aber nur wenige Seiten. Enthalten sind sie in einem Manuskript, das nicht lange nach
dem Tod des Autors entstand, im Mittelalter zerlegt, abgeschabt und neu beschrieben
wurde.35 Die wichtigsten griechischen Autoren und Werke, die bei der Rekonstruktion
helfen, sind Euagrios (spätes 6. Jahrhundert), Johannes von Antiocheia (frühes 6. oder
frühes 7. Jahrhundert), das Chronicon Paschale (ca. 630), die Chronik des Johannes von
Nikiu (spätes 7. Jahrhundert, nur in einer äthiopischen Übersetzung einer arabischen
Übertragung des Urtextes erhalten), die Theophanes-Chronik (frühes 9. Jahrhundert),
Georgios Monachos (9. Jahrhundert), die Exzerpte des Konstantinos VII. Porphyro-
gennetos (10. Jahrhundert), Symeon Logothetes (10. Jahrhundert), Georgios Kedre-
nos (11./12. Jahrhundert) und Theodoros Skoutariotes (13. Jahrhundert). Zudem haben
mehrere syrische Autoren Malalas rezipiert, so etwa Johannes von Ephesos (spätes 6.
Jahrhundert), der Autor der Chronik von Zuqnin (8. Jahrhundert) und Michael der
Syrer (12. Jahrhundert).36 Darüber hinaus liegt uns der bereits oben erwähnte latei-
nische Laterculus Malalianus (7-/8. Jahrhundert) vor.37 Schließlich kann noch auf eine
slawische Übersetzung der Chronik aus dem 10./11. Jahrhundert zurückgegriffen wer-
den, die trotz größerer Lücken einen Text bereitstellt, der dem Original näher steht als
der Baroccianus,38 allerdings ihrerseits lediglich über Kopien aus dem 16. Jahrhundert
auf uns gelangt ist, die sehr fehlerhaft sind und eine schlichte Rückübersetzung ins
Griechische, wie sie Johannes Thurn in seiner Malalas-Ausgabe vorgenommen hat,
kaum rechtfertigen.39
32 Jeffreys (1990c); Thurn (2000), S. 4*-i6*; vgl. auch das Kapitel „La transmission du texte” in: Agusta-
Boularot/Beaucamp/Bernardi/Cabouret/Caire (2004), S. 117-180.
33 Thurn (2000), S. n*-i3*.
34 Thurn (2000), S. 4*-io*.
35 Jeffreys (1990c), S. 251.
36 Jeffreys (1990c), S. 245-267
37 Stevenson (1990), S. 287-298 sowie Siemens (2010), S. 68-80.
38 Franklin (1990), S. 276-287. Die von Istrin zwischen 1897 und T9T4 veröffentlichte russische Ausgabe des
slawischen Malalas wurde inzwischen nachgedruckt und ergänzt, Istrin/Chernysheva (1994).
39 Sorlin (2004), S. 137-146.