i8 Mischa Meier, Christine Radtki, Fabian Schulz
prozess gelingt es Bernardi und Caire nachzuzeichnen, wie der Chronist narrative
Passagen in einen mehr oder weniger festen chronologischen Rahmen fügt. Seine
Schrift sei demnach eher als hybrid anzusehen.
Das dritte Kapitel schließlich thematisiert die komplizierte (s.o.) Überlieferung der
Malalas-Chronik. Elizabeth Jeffreys (Oxford) verdeutlicht in ihrem Beitrag die Kom-
plexität der Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte: Parallelquellen deuten auf
Kürzungen in der Haupthandschrift hin und gehen auf verschiedene Editionen der
Chronik zurück. Jeffreys schlägt vor, diesen Befund nicht nur als editorische Heraus-
forderung aufzufassen, sondern als Hinweis auf die Offenheit vormoderner Konzepte
von Autorenschaft. Anschließend bietet Fabian Schulz (Tübingen/Heidelberg) auf
Grundlage einer Neuedition des zweiten Tuskulanischen Fragments, das einen mögli-
cherweise noch ungekürzten Malalas-Text spiegelt, eine neue Interpretation der be-
rühmten Apfelgeschichte in Buch 14: Ursprünglich, so Schulz, wies die Geschichte
keinen chalkedonischen, sondern einen miaphyistischen Tenor auf.
Den zweiten Teil des Abschnitts, der die literarischen Beziehungen zwischen Ma-
lalas und anderen Autoren anspricht, leitet Geoffrey Greatrex (Ottawa) mit einem
Beitrag zu Prokop und Malalas ein. Er betont entgegen der gängigen Meinung die
Parallelen zwischen den Werken der beiden Autoren sowie ihre Hinwendung an ähn-
liche Zielgruppen. Beide hätten zudem auf ähnliches Material zugreifen können und
offenbar auch Kenntnis vom Werk des jeweils anderen gehabt, was zu Auslassungen im
eigenen Text geführt habe. Greatrex führt hier die bereits genannte Hypothese eines
„living text“ fort. Im Anschluss daran stellt Christian Gastgeber (Wien) einen synop-
tischen Vergleich des Chronicon Paschale mit mehreren Passagen der Malalas- Chronik
an und hebt dabei besonders die Bedeutung der Qsterchronik für die Rekonstruktion
verlorener bzw. gekürzter Malalas-Teile hervor. Nachfolgend widmet sich Erika Juhäsz
(Budapest) den Indiktionsangaben bei Malalas sowie in der Qsterchronik und kommt
dabei zu dem Schluss, dass der Verfasser der Qsterchronik durch Missverständnisse des
Malalas-Texts ein anderes Zeitrechnungsverfahren benutzt habe. In ihrem Beitrag zu
„John Malalas in the Excerpta Constantiniana de Insidiis: a philological and literary
perspective” untersucht Pia Carolla (Rom) die älteste neuzeitliche Handschrift der Ex-
cerpta de insidiis und stellt Hypothesen über die verlorene Vorlage auf. Der exempla-
rische Vergleich zweier Malalas-Exzerpte (35 und 39) mit der Chronik illustriert, wie
schwierig das Verhältnis auf Grundlage der Edition von De Boor zu bestimmen ist.
Die zwei folgenden Beiträge setzen eine Debatte fort, die die Fachwelt immer wie-
der bewegt hat. Sie beschäftigen sich mit der „Johanneischen Frage“, deren Beantwor-
tung auch für den komplexen Bereich der Malalas-Überlieferung von hoher Relevanz
ist (s.o.). Diese Frage wurde im Kontext der Entstehung zweier konkurrierender und
auf ganz unterschiedlichen Prämissen basierender Editionen des Johannes von An-
tiocheia in den letzten Jahren neu aufgeworfen, deren Autoren Umberto Roberto und
prozess gelingt es Bernardi und Caire nachzuzeichnen, wie der Chronist narrative
Passagen in einen mehr oder weniger festen chronologischen Rahmen fügt. Seine
Schrift sei demnach eher als hybrid anzusehen.
Das dritte Kapitel schließlich thematisiert die komplizierte (s.o.) Überlieferung der
Malalas-Chronik. Elizabeth Jeffreys (Oxford) verdeutlicht in ihrem Beitrag die Kom-
plexität der Entstehungs- und Überlieferungsgeschichte: Parallelquellen deuten auf
Kürzungen in der Haupthandschrift hin und gehen auf verschiedene Editionen der
Chronik zurück. Jeffreys schlägt vor, diesen Befund nicht nur als editorische Heraus-
forderung aufzufassen, sondern als Hinweis auf die Offenheit vormoderner Konzepte
von Autorenschaft. Anschließend bietet Fabian Schulz (Tübingen/Heidelberg) auf
Grundlage einer Neuedition des zweiten Tuskulanischen Fragments, das einen mögli-
cherweise noch ungekürzten Malalas-Text spiegelt, eine neue Interpretation der be-
rühmten Apfelgeschichte in Buch 14: Ursprünglich, so Schulz, wies die Geschichte
keinen chalkedonischen, sondern einen miaphyistischen Tenor auf.
Den zweiten Teil des Abschnitts, der die literarischen Beziehungen zwischen Ma-
lalas und anderen Autoren anspricht, leitet Geoffrey Greatrex (Ottawa) mit einem
Beitrag zu Prokop und Malalas ein. Er betont entgegen der gängigen Meinung die
Parallelen zwischen den Werken der beiden Autoren sowie ihre Hinwendung an ähn-
liche Zielgruppen. Beide hätten zudem auf ähnliches Material zugreifen können und
offenbar auch Kenntnis vom Werk des jeweils anderen gehabt, was zu Auslassungen im
eigenen Text geführt habe. Greatrex führt hier die bereits genannte Hypothese eines
„living text“ fort. Im Anschluss daran stellt Christian Gastgeber (Wien) einen synop-
tischen Vergleich des Chronicon Paschale mit mehreren Passagen der Malalas- Chronik
an und hebt dabei besonders die Bedeutung der Qsterchronik für die Rekonstruktion
verlorener bzw. gekürzter Malalas-Teile hervor. Nachfolgend widmet sich Erika Juhäsz
(Budapest) den Indiktionsangaben bei Malalas sowie in der Qsterchronik und kommt
dabei zu dem Schluss, dass der Verfasser der Qsterchronik durch Missverständnisse des
Malalas-Texts ein anderes Zeitrechnungsverfahren benutzt habe. In ihrem Beitrag zu
„John Malalas in the Excerpta Constantiniana de Insidiis: a philological and literary
perspective” untersucht Pia Carolla (Rom) die älteste neuzeitliche Handschrift der Ex-
cerpta de insidiis und stellt Hypothesen über die verlorene Vorlage auf. Der exempla-
rische Vergleich zweier Malalas-Exzerpte (35 und 39) mit der Chronik illustriert, wie
schwierig das Verhältnis auf Grundlage der Edition von De Boor zu bestimmen ist.
Die zwei folgenden Beiträge setzen eine Debatte fort, die die Fachwelt immer wie-
der bewegt hat. Sie beschäftigen sich mit der „Johanneischen Frage“, deren Beantwor-
tung auch für den komplexen Bereich der Malalas-Überlieferung von hoher Relevanz
ist (s.o.). Diese Frage wurde im Kontext der Entstehung zweier konkurrierender und
auf ganz unterschiedlichen Prämissen basierender Editionen des Johannes von An-
tiocheia in den letzten Jahren neu aufgeworfen, deren Autoren Umberto Roberto und