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Meier, Mischa [Editor]; Radtki, Christine [Editor]; Schulz, Fabian [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 1): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Autor - Werk - Überlieferung — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51241#0053
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52

Volker Henning Drecoll

in welchem Sinne das Chalcedonense verstanden werden soll). Der Chronist setzt
hinzu, dass es zu Unruhen in Antiochia kam, die sich gegen das Episkopeion richte-
ten. Die wachhabenden Soldaten töteten viele der Aufständischen und berichteten
den Vorfall an den Kaiser, was weitere Strafen nach sich zog.48
3. Das im Chronicon Paschale (und im Apparat von Thurn) ganz aufgeführte Edikt
von 533 {Codex lustinianus I 1, 6), das eine neochalkedonische Interpretation des
Chalcedonense versucht, sich zugleich auf die traditionellen Inhalte des Glau-
bensbekenntnisses festlegt (um zu zeigen, dass der Kaiser keine Neuerung will),
Nestorius, Eutyches und Apollinaris verwirft und schließlich festhält, dass der am
Kreuz Leidende einer der wesenseinen Trinität sei (was ein vorsichtig formulierter
Theopaschitismus ist), wird in der Malalas-Epitome nur mit dem Titel genannt.49
Weder wird ein Bezug zu dem anschließenden Erdbeben in Antiochia hergestellt
noch sonst eine Reaktion auf die allgemeine Verbreitung in jeder Stadt berichtet.
Auch ein Bezug zu dem theopaschitischen Streit wird nicht hergestellt.50
4. Für das Jahr 562 wird ein Edikt genannt, das wegen derer erlassen worden ist, die
sich in verschiedenen Kirchen abspalteten, und eindeutig die μία φύσι,ς μετά
την ένωσιν ablehnt.51 Der Verweis steht hier chronologisch am falschen Platz
(vermutlich ist die Synode von Konstantinopel 559 gemeint).52
Aus diesen vier Notizen lässt sich kein einheitliches Bild ableiten. Der Bezug auf
Chalkedon wird als Bestandteil kaiserlicher Religionspolitik ebenso genannt wie eine
neo-chalkedonische, im Grunde an Kyrill orientierte, gemäßigt miaphysitische Deu-
tung. Damit ist das Spektrum der justinianischen Religionspolitik, die immer wieder
um Integration der Miaphysiten bemüht war, zwar richtig benannt,53 doch wird durch
die verstreuten Nachrichten bei Malalas keine religionspolitische Strategie (oder gar
eine Entwicklung) Justinians erkennbar.
Die Darstellung des Drei-Kapitel-Streites minimiert die theologische Bedeutung
des Streites vollständig. Aus Malalas ergibt sich folgendes Bild, das aus verstreuten
Einzelmotiven zusammengesetzt wird:

48 Malalas, Chronographia XVIII 64 (391,19-24 Thurn).
49 Malalas, Chronographia XVIII 78 (402,37-40 Thurn).
50 Vgl. Meier (2003), S. 217-222.
51 Malalas, Chronographia XVIII142 (429,78-80 Thurn).
52 Vgl. Thurn/Meier (2009), S. 531 Anm. 795.
53 Vgl. Uthemann (1999), S. 27-33, dir den im Jahr 536 der „endgültige Bruch mit den Monophysiten“
(ebd. S. 46) erfolgte, der aber zugleich festhält, dass in Justinians Augen „einzig von Kyrill her eine au-
thentische Interpretation von Chalkedon gewährleistet ist, die jeden Krypto-Nestorianismus vermei-
det“ (ebd. S. 70), und hierin das Motiv für die Bekämpfung der Drei Kapitel sieht; Maraval/Gessel
(2001), S. 436-440; 448, die zurecht einen Zusammenhang zwischen christologischem und Drei-Kapi-
tel-Streit herstellen; Capizzi (1994), bes. S. 61-65 (mit Bezug auf die Jahre 532-535).
 
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