Die Indiktionsangaben bei Johannes Malalas und in der Osterchronik
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δίκτάτωρ - einen ganz anderen Sinn gehabt haben muss als im Text des Chronisten
aus dem siebten Jahrhundert zu lesen ist. Malalas schreibt (in der Thurn-Ausgabe):
καί είσήλθεν ό αύτός Ιούλιος Καίσαρ ό δίκτάτωρ εν Αντιόχεια τή μεγάλη τή
κγ1 τού αύτού άρτεμίσίου μηνάς. Die Worte τή μεγάλη und αύτού sind aufgrund
der slawischen Übersetzung und der Osterchronik in die griechische Malalas-Text-
ausgabe aufgenommen worden.20
Im Unterschied zu Malalas liest man in der Osterchronik-Edition von Dindorf im
Weiteren Folgendes: καί έκΛήθη ό αύτός Καίσαρ Ιούλιος δίκτάτωρ εν Αντιόχεια
τή μεγάλη γ' καί κ' τού αύτού άρτεμίσίου μηνάς. Dieser Unterschied wird üb-
rigens im Hinblick auf die Fortsetzung des Textes von Belang sein. Kommen wir
nun vorerst jedoch zur ersten Erwähnung der Ereignisse in Antiocheia in den beiden
Texten zurück.
Bereits vor dem Satz mit den Eingangsworten καί προετέθη εν Αντιόχεια fin-
den sich Textparallelen, die nicht unproblematisch sind. Die Herausgeber der Oster-
chronik (Matthäus Rader, Charles du Cange, Ludwig Dindorf) haben den Text ab
der Präposition προ (nach Caesars Herrschaft von vier Jahren und sieben Monaten)
in continuo angeschlossen, in der beigegebenen lateinischen Übersetzung wird nahe-
gelegt, dass der Zeitabschnitt eigentlich ab dem vierten Tag vor den Iden des Mai
der ersten Indiktion gerechnet worden sei.21 Während sich die Angabe „vier Jahre
und sieben Monate“ auf eine Zeitspanne bezieht, verweist meiner Meinung nach der
Ausdruck „der vierte Tag vor den Iden des Mai“ auf einen Zeitpunkt, und das Wort
„seit“ kommt im Text nicht vor. Das griechische προ mit dem Genitiv entspricht dem
lateinischen ante plus Akkusativ, und es lässt sich auch in der Chronik durch mehrere
Beispiele belegen, dass diese Konstruktion sich ganz eindeutig auf einen konkreten
Zeitpunkt bezieht.22 An der fraglichen Stelle bricht also der Satz ab, und der Text ist
wahrscheinlich verderbt. Diese Behauptung lässt sich auch durch einen Blick auf den
20 Malalas, ed. v. Thurn, S. 163 im Apparat: „51 τή μεγάλη ex SI Chron. Pasch. 355,3 add. Stauff. αύτοΰ ex
SI Chron. Pasch. 355,3 addidi“. Malalas, ed. v. Stauffenberg, S. 3 im Apparat: „18 τή μεγάλη suppl. ex
Chr. p. et vers. Slav.“
In der ältesten (aus dem 10. Jahrhundert stammenden) Handschrift der Osterchronik (Codex Vaticanus
Graecus 1941} ist der Text auf f. i4Or, Z. 26 zwar unlesbar geworden; es scheint trotzdem wahrscheinlich,
dass der Raum zwischen dem kappa (als Ziffer) und den erschließbaren Anfangsbuchstaben des Wortes
άρτεμισίου für του αύτοΰ nicht ausreicht.
21 In der Dindorf-Ausgabe: Hic Caius Julius Dictator, id est Monarcba, superbum ac tyrannicum in omnes
Imperium exercuit per annos iv. et menses vu. ex ante diem iv. Id. Maias. (S. 354). Im Satz fehlt das latei-
nische Äquivalent des τής πρώτης έπινεμήσεως. Dindorf hat die lateinische Übersetzung von
Charles du Cange - Du Cange (1688), S. 187 - wörtlich übernommen und nichts ergänzt. Den betref-
fenden Satz kann man in der Editioprinceps — Rader (1615), S. 439 - in der folgenden Form lesen: Idem
lulius Caesar dictator, hoc est Monarcba superbum et crudele in omnes imperium exercuit annos quatuor, men-
ses septem, im Idus Maias Indictioneprima. In der englischen Übersetzung des Werkes des Malalas -
Jeffreys/Jeffreys/Scott (1986), S. 114 - steht in der Fußnote (zur 18-Jährigen Herrschaft Julius Caesars)
die parallele Stelle von der Osterchronik: „4 years and 7 months from the 4th day before the Ides of May
of the ist indiction.“
22 ΣαΛούστιος άπέθανεν προ τριών ίδών μαιών (359,Τθ); Διανυκτέρευσις ήμερών τριών εν
'Ρώμη γέγονεν, καί σεισμοί σφοδροί εν αυτή γένοντο προ ε' ίδών σεπτεμβρίων καί προ ιε'
καλανδών Οκτωβρίων καί προ ιδ' καλανδών νοεμβρίων (499,3)·
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δίκτάτωρ - einen ganz anderen Sinn gehabt haben muss als im Text des Chronisten
aus dem siebten Jahrhundert zu lesen ist. Malalas schreibt (in der Thurn-Ausgabe):
καί είσήλθεν ό αύτός Ιούλιος Καίσαρ ό δίκτάτωρ εν Αντιόχεια τή μεγάλη τή
κγ1 τού αύτού άρτεμίσίου μηνάς. Die Worte τή μεγάλη und αύτού sind aufgrund
der slawischen Übersetzung und der Osterchronik in die griechische Malalas-Text-
ausgabe aufgenommen worden.20
Im Unterschied zu Malalas liest man in der Osterchronik-Edition von Dindorf im
Weiteren Folgendes: καί έκΛήθη ό αύτός Καίσαρ Ιούλιος δίκτάτωρ εν Αντιόχεια
τή μεγάλη γ' καί κ' τού αύτού άρτεμίσίου μηνάς. Dieser Unterschied wird üb-
rigens im Hinblick auf die Fortsetzung des Textes von Belang sein. Kommen wir
nun vorerst jedoch zur ersten Erwähnung der Ereignisse in Antiocheia in den beiden
Texten zurück.
Bereits vor dem Satz mit den Eingangsworten καί προετέθη εν Αντιόχεια fin-
den sich Textparallelen, die nicht unproblematisch sind. Die Herausgeber der Oster-
chronik (Matthäus Rader, Charles du Cange, Ludwig Dindorf) haben den Text ab
der Präposition προ (nach Caesars Herrschaft von vier Jahren und sieben Monaten)
in continuo angeschlossen, in der beigegebenen lateinischen Übersetzung wird nahe-
gelegt, dass der Zeitabschnitt eigentlich ab dem vierten Tag vor den Iden des Mai
der ersten Indiktion gerechnet worden sei.21 Während sich die Angabe „vier Jahre
und sieben Monate“ auf eine Zeitspanne bezieht, verweist meiner Meinung nach der
Ausdruck „der vierte Tag vor den Iden des Mai“ auf einen Zeitpunkt, und das Wort
„seit“ kommt im Text nicht vor. Das griechische προ mit dem Genitiv entspricht dem
lateinischen ante plus Akkusativ, und es lässt sich auch in der Chronik durch mehrere
Beispiele belegen, dass diese Konstruktion sich ganz eindeutig auf einen konkreten
Zeitpunkt bezieht.22 An der fraglichen Stelle bricht also der Satz ab, und der Text ist
wahrscheinlich verderbt. Diese Behauptung lässt sich auch durch einen Blick auf den
20 Malalas, ed. v. Thurn, S. 163 im Apparat: „51 τή μεγάλη ex SI Chron. Pasch. 355,3 add. Stauff. αύτοΰ ex
SI Chron. Pasch. 355,3 addidi“. Malalas, ed. v. Stauffenberg, S. 3 im Apparat: „18 τή μεγάλη suppl. ex
Chr. p. et vers. Slav.“
In der ältesten (aus dem 10. Jahrhundert stammenden) Handschrift der Osterchronik (Codex Vaticanus
Graecus 1941} ist der Text auf f. i4Or, Z. 26 zwar unlesbar geworden; es scheint trotzdem wahrscheinlich,
dass der Raum zwischen dem kappa (als Ziffer) und den erschließbaren Anfangsbuchstaben des Wortes
άρτεμισίου für του αύτοΰ nicht ausreicht.
21 In der Dindorf-Ausgabe: Hic Caius Julius Dictator, id est Monarcba, superbum ac tyrannicum in omnes
Imperium exercuit per annos iv. et menses vu. ex ante diem iv. Id. Maias. (S. 354). Im Satz fehlt das latei-
nische Äquivalent des τής πρώτης έπινεμήσεως. Dindorf hat die lateinische Übersetzung von
Charles du Cange - Du Cange (1688), S. 187 - wörtlich übernommen und nichts ergänzt. Den betref-
fenden Satz kann man in der Editioprinceps — Rader (1615), S. 439 - in der folgenden Form lesen: Idem
lulius Caesar dictator, hoc est Monarcba superbum et crudele in omnes imperium exercuit annos quatuor, men-
ses septem, im Idus Maias Indictioneprima. In der englischen Übersetzung des Werkes des Malalas -
Jeffreys/Jeffreys/Scott (1986), S. 114 - steht in der Fußnote (zur 18-Jährigen Herrschaft Julius Caesars)
die parallele Stelle von der Osterchronik: „4 years and 7 months from the 4th day before the Ides of May
of the ist indiction.“
22 ΣαΛούστιος άπέθανεν προ τριών ίδών μαιών (359,Τθ); Διανυκτέρευσις ήμερών τριών εν
'Ρώμη γέγονεν, καί σεισμοί σφοδροί εν αυτή γένοντο προ ε' ίδών σεπτεμβρίων καί προ ιε'
καλανδών Οκτωβρίων καί προ ιδ' καλανδών νοεμβρίων (499,3)·