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Dariusz Brodka
und besiegt. Daraufhin weichen aber beide Berichte voneinander ab: Malalas erwähnt
zuerst den Tod Alarichs in der Schlacht und erst dann geht er zu Attila über und sagt,
dass Attila in gleicher Weise (ωσαύτως) ums Leben gekommen sei. Es handelt sich
aber nicht darum, dass Attila unmittelbar in der Schlacht getötet wurde, weil Malalas
weiß, dass der Tod des Hunnenkönigs infolge eines Blutsturzes während der Hoch-
zeitsnacht erfolgte. Allerdings bietet Malalas hier keine Information darüber, dass At-
tila erst 453, also zwei Jahre nach der Schlacht starb. Laut Nikephoros sind hingegen
sowohl Alarich als auch Attila in derselben Schlacht ums Leben gekommen.
Auf eine unmittelbare Abhängigkeit des Nikephoros von Malalas verweisen vor
allem dieselben Fehler, die beide Autoren hier begehen: Es handelt sich zum einen um
den Namen des Westgotenkönigs - gegen Attila kämpfte auf den Katalaunischen Fel-
dern Theoderich und nicht Alarich, zum anderen um die Lokalisierung der Schlacht -
sie wurde nicht an der Donau, sondern in Gallien auf den Katalaunischen Feldern
geschlagen. Beide Autoren datieren auch den Kampf falsch auf die Herrschaft des
Theodosius II. Beide Berichte weichen hingegen bei der Darstellung der Todesum-
stände Attilas ab. Man kann aber diese Abweichungen leicht erklären. Die Version des
Nikephoros, dass Attila in derselben Schlacht wie Alarich getötet worden sei, resul-
tiert wohl aus der Tatsache, dass Nikephoros eine Äußerung des Malalas missverstand.
Bei Malalas wird nämlich der Tod Attilas gleich nach dem Tod Alarichs erwähnt, und
sehr irreführend kann für die Rezipienten die Feststellung „ωσαύτως“ - „in gleicher
Weise, ebenso“ - gewesen sein. Dadurch betont Malalas, dass auch Attila den Tod
fand, also ähnlich wie Alarich. Er meint damit aber nicht, dass Attila in derselben
Schlacht getötet wurde. Auch die Kompression von Ereignissen durch Malalas kann
zu Missverständnissen geführt haben, weil sie die wirkliche Reihenfolge des Gesche-
hens stört. Malalas stellt nämlich zuerst den Tod Attilas dar und erst danach fügt er
hinzu, dass Aetius nach seinem Sieg über die Hunnen nach Rom zurückkehrte. Diese
Reihenfolge des Erzählten muss noch zusätzlich den Eindruck verstärkt haben, dass
Attila in der Schlacht oder unmittelbar danach starb. Nikephoros muss also den ver-
worrenen Bericht des Malalas missverstanden haben und deswegen sagt er, dass Attila
in der Schlacht gegen Aetius getötet worden sei: „Ένθα δή καί Αττίλας αύτών
δόρατί κεντηθείς δίεφθάρη“. Den Satz „Attila sei in gleicher Weise ums Leben
gekommen“ verstand Nikephoros als Indiz für den Tod Attilas auf dem Schlachtfeld
und korrigierte wohl deswegen selbst seine Vorlage, indem er berichtet, dass man den
Hunnenkönig mit dem Speer durchbohrt habe.
Insgesamt scheint es, dass die direkte Benutzung der Weltchronik des Malalas an
dieser Stelle ziemlich sicher ist. Es ist aber klar, dass Nikephoros sein Faktenmaterial
hier stellenweise quellennah ausgearbeitet hat, dabei aber aufgrund eines fehlenden
Verständnisses einiger Informationen ganz individueller Überarbeitung unterzog.
Klar ist darüber hinaus, dass seine Version des Malalas-Textes an dieser Stelle mit der
heute erhaltenen identisch war.
Dariusz Brodka
und besiegt. Daraufhin weichen aber beide Berichte voneinander ab: Malalas erwähnt
zuerst den Tod Alarichs in der Schlacht und erst dann geht er zu Attila über und sagt,
dass Attila in gleicher Weise (ωσαύτως) ums Leben gekommen sei. Es handelt sich
aber nicht darum, dass Attila unmittelbar in der Schlacht getötet wurde, weil Malalas
weiß, dass der Tod des Hunnenkönigs infolge eines Blutsturzes während der Hoch-
zeitsnacht erfolgte. Allerdings bietet Malalas hier keine Information darüber, dass At-
tila erst 453, also zwei Jahre nach der Schlacht starb. Laut Nikephoros sind hingegen
sowohl Alarich als auch Attila in derselben Schlacht ums Leben gekommen.
Auf eine unmittelbare Abhängigkeit des Nikephoros von Malalas verweisen vor
allem dieselben Fehler, die beide Autoren hier begehen: Es handelt sich zum einen um
den Namen des Westgotenkönigs - gegen Attila kämpfte auf den Katalaunischen Fel-
dern Theoderich und nicht Alarich, zum anderen um die Lokalisierung der Schlacht -
sie wurde nicht an der Donau, sondern in Gallien auf den Katalaunischen Feldern
geschlagen. Beide Autoren datieren auch den Kampf falsch auf die Herrschaft des
Theodosius II. Beide Berichte weichen hingegen bei der Darstellung der Todesum-
stände Attilas ab. Man kann aber diese Abweichungen leicht erklären. Die Version des
Nikephoros, dass Attila in derselben Schlacht wie Alarich getötet worden sei, resul-
tiert wohl aus der Tatsache, dass Nikephoros eine Äußerung des Malalas missverstand.
Bei Malalas wird nämlich der Tod Attilas gleich nach dem Tod Alarichs erwähnt, und
sehr irreführend kann für die Rezipienten die Feststellung „ωσαύτως“ - „in gleicher
Weise, ebenso“ - gewesen sein. Dadurch betont Malalas, dass auch Attila den Tod
fand, also ähnlich wie Alarich. Er meint damit aber nicht, dass Attila in derselben
Schlacht getötet wurde. Auch die Kompression von Ereignissen durch Malalas kann
zu Missverständnissen geführt haben, weil sie die wirkliche Reihenfolge des Gesche-
hens stört. Malalas stellt nämlich zuerst den Tod Attilas dar und erst danach fügt er
hinzu, dass Aetius nach seinem Sieg über die Hunnen nach Rom zurückkehrte. Diese
Reihenfolge des Erzählten muss noch zusätzlich den Eindruck verstärkt haben, dass
Attila in der Schlacht oder unmittelbar danach starb. Nikephoros muss also den ver-
worrenen Bericht des Malalas missverstanden haben und deswegen sagt er, dass Attila
in der Schlacht gegen Aetius getötet worden sei: „Ένθα δή καί Αττίλας αύτών
δόρατί κεντηθείς δίεφθάρη“. Den Satz „Attila sei in gleicher Weise ums Leben
gekommen“ verstand Nikephoros als Indiz für den Tod Attilas auf dem Schlachtfeld
und korrigierte wohl deswegen selbst seine Vorlage, indem er berichtet, dass man den
Hunnenkönig mit dem Speer durchbohrt habe.
Insgesamt scheint es, dass die direkte Benutzung der Weltchronik des Malalas an
dieser Stelle ziemlich sicher ist. Es ist aber klar, dass Nikephoros sein Faktenmaterial
hier stellenweise quellennah ausgearbeitet hat, dabei aber aufgrund eines fehlenden
Verständnisses einiger Informationen ganz individueller Überarbeitung unterzog.
Klar ist darüber hinaus, dass seine Version des Malalas-Textes an dieser Stelle mit der
heute erhaltenen identisch war.