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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0013
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Laura Carrara, Olivier Gengler

lalas nur zweimal erwähnt wird: Dieser Autor soll Malalas’ Hauptgewährsmann u.a.
für Fakten der Kirchengeschichte bis zur Zeit Kaiser Leos II. gewesen sein;20 (c) die
Schrift eines Timotheos (ό σοφός bzw. σοφώτατος Τιμόθεος χρονογράφος), die
- betrachtet man die von Malalas auf sie explizit zurückgeführten sieben Stellen - eine
ziemlich bunte Mischung an Inhalten geboten haben muss: biblische und mythische
Ereignisse, chronologische Probleme sowie Orakel;21 (d) eine namenlose „vierte Quelle“,
die die nachkonstantinisch-vortheodosianische Zeit behandelte und vielleicht mit (ei-
nem zweiten Werk des?) Timotheos identisch war.
Bouriers Thesen wurden von Edwin Patzig in einer langen Rezension der Prüfung
unterzogen, welche neben Lob für das nützliche Unterfangen konkret in die Infra-
gestellung zweier für Bourier zentraler Punkte mündete.22 Zum einen bestritt Patzig
Bouriers Schluss, dass Domninos und Nestorianos Autoren zweier unterschiedlicher
Quellenschriften des Malalas waren, und schlug stattdessen vor, alle Domninos- und
Nestorianos-Stellen - welche sich in seinen Augen nicht stark unterscheiden, sondern
im Gegenteil eine bemerkenswerte „Einheitlichkeit des Inhalts“ zu Tage legen - auf
einen und denselben Gewährsmann zurückzuführen: eben den Chronisten antioche-
nischer Herkunft Domninos; Nestorianos sei nur ein auf Domninos’Glaubensrichtung
anspielender Spitzname gewesen (also Domninos ,der Nestorianer).23 Zum anderen
bemängelte Patzig bei Bourier das Fehlen jeglicher Auseinandersetzung mit der Quel-
lenauflistung, die Malalas selbst in der Praefatio gibt (S. 3,5-8 Thurn). Bourier maß die-
ser Liste - welche nach „den hebräischen Kapiteln aus/von Moses“ in dieser Reihen-
folge Julius Africanus, Eusebios Pamphili, Pausanias, Didymos, Theophilos, Klemens,
Diodoros, Domninos, Eustathios „sowie viele andere fleißige Chronisten und Dichter“
nennt - offensichtlich keine Bedeutung zu, wohl aus der Überzeugung heraus, dass
Malalas den Großteil der genannten Autoren24 ohnehin nur aus zweiter oder dritter
Hand (eben über die Lektüre von Domninos bzw. Nestorianos, die sie bereits zitierten)
kannte. Patzig hingegen stufte diese Angaben als zuverlässig ein, d.h. er rechnete die
meisten dieser Autoren zu den von Malalas unmittelbar benutzten Quellen.25
20 Vgl. Malalas, Chronographia XIV 47 (S. 300, 29-31 Thurn) καθώς συνεγράψατο Νεστοριανός ό
σοφότατος χρονογράφος έως Δέοντος του μικρού. Die andere ausdrücklich als solche gekenn-
zeichnete Nestorianos-Stelle findet sich in Malalas, Chronographia XIII14 (S. 249, 65-67 Thurn) und
handelt von der Dauer der Regierung des Kaisers Konstantin des Großen. Der Name Nestorianos
taucht in der Praefatio bemerkenswerterweise nicht auf, was spätere Forscher zu einer ingeniösen Spe-
kulation bezüglich dessen Identität veranlasst hat: siehe dazu unten. Siehe zu Nestorianos auch Jeffreys
(1990), S. 187.
21 Siehe Jeffreys (1990), S. 194-195. Auch der Name Timotheos fehltunter den von Malalas in der Praefatio
aufgelisteten Schriftstellern.
22 Patzig (1901).
23 Patzig (1901), S. 256-259. Mit diesem Identifikationsvorschlag sympathisiert Roger Scott in seinem
Beitrag in diesem Band.
24 Bis auf den letztgenannten Autor, Eustathios von Epiphaneia, der zeitlich später als Domninos und
Nestorianos wirkte.
25 Patzig (1901), S. 259-261. Patzigs Aufforderung, die Aufzählung dieser Quellen ernst zu nehmen, hat
sich - nachdem die neuere Forschung diesbezüglich eine ganz andere Richtung eingeschlagen hatte:
siehe Treadgold (2007a), S. 246-249; Treadgold (2007b), S. 719, 728-732: mehr dazu im Abschnitt 1.2 -
 
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