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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0021
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Laura Carrara, Olivier Gengler

Der fünfte und sechste Beitrag befassen sich mit dem Verhältnis der Malalas-
Chronik zu zwei Geschichtsschreibern des späten und spätesten 5. Jahrhunderts
n.Chr., die heute beide nur durch Fragmente und Exzerpte bekannt sind. Pia Carolla
(Rom) gibt einen Überblick über die namentlich gekennzeichneten Zitate aus Priskos
von Panion, Autor einer griechischsprachigen Zeitgeschichte in acht Büchern von
Attila bis zu den 470er Jahren, in der Chronik des Malalas und schlägt vor diesem
Hintergrund die Identifizierung von vier neuen Priskos-Bruchstücken im Buch XIV
der Chronographia vor. Der Beitrag von Dariusz Brodka (Krakau) ist einem Werk ge-
widmet, das offenbar auf historiographisch tätige Zeitgenossen und Nachfahren einen
gewissen Eindruck machte (s.o.) - und konkret Einfluss ausübte: die Chronike Epitome
des Eustathios von Epiphaneia. Brodka präsentiert den neuesten Forschungstand zur
Chronike Epitome und fragt nach ihrer Benutzung in der Chronik des Malalas: Einige,
freilich nicht sehr zahlreiche Hinweise darauf findet er vor allem in den Büchern XIV
und XV. Treadgolds Hypothese einer ausgedehnten (und sklavischen) Abhängigkeit
des Malalas von Eustathios59 lehnt er dezidiert ab. Der darauffolgende Beitrag von
Pauline Allen (Brisbane) verfolgt das Ziel, die Chronik des Malalas in der lang anhal-
tenden und hitzig geführten Debatte um die Beschlüsse des Konzils von Chalkedon
(451 n.Chr.) zu verorten. Malalas’ auffällige, von der Forschung schon mehrmals her-
vorgehobene Zurückhaltung bezüglich theologischer Diskussionen (trotz der dama-
ligen Brisanz dieser Themen und der Fülle der potentiell zur Verfügung stehenden
Quellen, inkl. Malalas selbst als Zeitzeuge) führt Allen zumindest z.T. auf die Ein-
schränkungen der Gattung Chronik zurück, die ihrer Meinung nach in der Zeit des
Malalas nicht der richtige (literarische) Ort für solche Auseinandersetzungen war.
Die vierte und letzte Sektion des Sammelbandes ist der Vielzahl und den Formen
der von Malalas genutzten Quellen gewidmet. Vier Beiträge befassen sich mit wei-
teren Kategorien von Schriften bzw. Schriftstücken, die Malalas neben den Werken
anderer Geschichtsschreiber und Chronisten möglicherweise als Quellen heranzog.
Michael Kulikowski (Penn State University) setzt sich mit einer verbreiteten Mei-
nung der Malalas-Forschung auseinander - Malalas’ Vertrautheit mit den Schätzen
der antiochenischen und konstantinopolitanischen Stadtarchive - und relativiert sie.
Er hebt hervor, dass über den Umfang, ja selbst über die Existenz dieser Archive so
gut wie keine Informationen vorliegen, was die Frage nach ihrer Verwendung durch
Malalas fast müßig macht. Etwaige in der Malalas-Chronik offiziell klingende bzw.
dokumentarisch aussehende Nachrichten machte der Chronist nicht durch eifrige,
gezielte Archivrecherche ausfindig, sondern auf eher selektive und zufällige Art und
Weise im Zuge seiner Tätigkeit als Amtsträger in der Reichsverwaltung. Jonas Borsch
(Heidelberg/Tübingen) und Christine Radtki-Jansen (heute Köln) greifen in ihrem
gemeinsamen Beitrag die Problematik der mündlichen Quellen der Malalas-Chro-
nik auf. Ausgehend von Malalas’ fast herodoteisch klingendem Hinweis auf die akoe
als Informationskanal für die Ereignisse ab der Zeit Kaiser Zenons (Bücher XV bis
XVIII), untersuchen sie die Präsenz von Informationen mündlichen Ursprungs in aus-

59 Treadgold (2007a), S. 250-254; Treadgold (2007b): siehe dazu oben in Abschnitt 1.2.
 
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