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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0023
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22

Laura Carrara, Olivier Gengler

Der Band wird abgerundet durch einen Beitrag von Wolfram Brandes (Frankfurt)
über die große Verschwörung gegen Justinian im Jahr 562 n. Chr.61 Brandes leistet eine
gründliche Überprüfung der schriftlichen Überlieferung zu diesem Ereignis, die drei
Stellen aus der Malalas-Chronik (in der Version der Baroccianus), aus Theophanes’
Chronographia und aus den Excerpta de Insidiis umfasst, welche wahrscheinlich insge-
samt auf den ,Ur-Malalas‘ zurückgehen. Diese Überlieferung untersucht er auf ver-
schiedene historische Probleme hin und fragt nach der genauen Zusammensetzung
der Verschwörergruppe sowie nach den Gründen, die zu ihrer vergleichsweise milden
Bestrafung hätten führen können. In diesem Zusammenhang kommt Brandes auch
auf die Quellenproblematik zu sprechen und stellt die Hypothese auf, dass der - für
uns nur vage rekonstruierbare - Bericht des ,Ur-Malalas‘ über diese Verschwörung aus
einem vom Hof herausgegebenen Bulletin stammte.
Die in diesem Band gesammelten und hier vorgestellten Beiträge streben nicht
nach Vollständigkeit, sondern wollen gerade für die breite, gewiss noch nicht ausge-
schöpfte Vielfalt der von Johannes Malalas benutzen Quellenschriften und Quel-
lentypen (jenseits des etwa mechanischen Drei- bzw. Vierquellensystems der älteren
Interpreten) sensibilisieren. Sie beweisen darüber hinaus konkret die Ergiebigkeit
dieser Erweiterung der Perspektive anhand von originellen Einzelstudien zu ausge-
wählten Quellenverhältnissen. Mit diesem Ansatz ist auch die Erwartung verbunden,
die literaturwissenschaftlich-historische Quellenkritik aus dem engen Korsett des auf
den deutschen Positivismus zurückgehenden klassischen Musters der fleißigen, aber
in ihrer Reichweite begrenzten Gelehrsamkeit zu lösen. In diesem Band soll hingegen
am Beispiel der Chronik des Malalas das Potential der Quellenkritik als taugliches
Werkzeug einer modernen Altertumswissenschaft zur Geltung gebracht werden,62 in-
dem gezeigt wird, wie sie der Spätantike-Forschung zur Beantwortung einiger wich-
tigen Fragen - etwa, um nur ein Beispiel zu nennen, nach dem Autoritäten-Kanon
sowie dem Bildungstand eines (un-?)typischen Autors des sechsten nachchristlichen
Jahrhunderts - entscheidend verhelfen kann.
Bibliographie
Quellen
Georgius Syncellus, Ecloga chronographica = Georgii Syncelli Ecloga chronographica edidit Alden
A. Mosshammer, Leipzig 1984.
Malalas, Chronographia = loannis Malalae Chronographia recensuit loannes Thurn (CFHB 35),
Berolini/Novi Eboraci 2000.

61 Dieser Beitrag wurde bei der ersten Tagung der Heidelberger-Tübinger Forschungsstelle vorgetragen
(Frühjahr 2014) und findet nun hier Aufnahme.
62 Siehe zum facettenreichen Verhältnis zwischen Quellenforschung und modernen literaturwissen-
schaftlichen Ansätzen mit Blick auf die byzantinische Historiographie Ljubarskij (1998), mit den
mitabgedruckten Reaktionen und Debatten.
 
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