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Carrara, Laura [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Radtki-Jansen, Christine [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0081
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8o

Laura Mecella

ungenau und deshalb unzuverlässig.29 Außerdem tauchen einige (echte und fiktive)
Personen im Chronicon Paschale nicht auf, die in anderen Zeugnissen der Malalas-
Konstellation vorkommen. Andererseits finden sich dort auch sehr bemerkenswerte
Stellen wie zum Beispiel diejenige über die Grenzpolitik des Decius und die Ernen-
nung der candidati30 Auch wenn sich in anderen Quellen keine Parallelstellen dafür
finden lassen, könnten sie durchaus aus der Chronik des Malalas stammen, wie Thurn
annimmt.
Komplizierter ist der Fall der Chronik des Theodoros Skutariotes, die auch als
Synopsis Sathas bekannt ist.31 Um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert bewies
die deutschsprachige Quellenforschung die - augenscheinliche - Abhängigkeit der
Skutariotes-Chronik von den Werken des Zosimos und des Malalas: Auf diese Werke
habe Theodoros indirekt über die sogenannte Synopsisquelle (eine von Patzig vermutete
Zwischenquelle, mit der die Beziehung zwischen der Synopsis Sathas und Zonaras
erklärt werden kann) zurückgegriffen.32 Aufgrund dieser Ergebnisse hat Thurn - al-
lerdings wieder ohne seine Kriterien explizit zu machen - Malalas all das zugeordnet,
was nicht auf Zosimos zurückgeführt werden kann. So lässt sich beispielsweise Thurns
Auslassung von denjenigen Abschnitten der Σύνοψις χρονική erklären, die sich auf
den Aufstand der Gordiani oder auf Timesitheus beziehen: Da diese Abschnitte in
der Ιστορία: νέα des Zosimos deutliche Übereinstimmungen finden, stammen sie
sehr wahrscheinlich von dort.
29 Ohne das Zeugnis des Baroccianus ist die Rekonstruktion des Malalas-Textes bezüglich der Dauer der
einzelnen Herrschaften besonders komplex. Für Maximinus Thrax beispielsweise gibt der Laterculus
Malalianus (S. 436,6 Mommsen) drei Jahre und zehn Monate an, Theodoros Skutariotes {Synopsis S. 35,
19 Sathas = Chronica II 42 Tocci) und das Chronicon Paschale (S. 500,15-16 Dindorf) nur drei Jahre (-
Malalas, Chronographia fr. Va Thurn). Auf der Basis von Eutropius, Breviarium IX 1 {triennio etpaucis
diebus·, vgl. Paeanius, Breviarium S. 151,15 Droysen) schlägt Burgess (2014), S. 68 und 117 Anm. 1 vor, den
Text der Chronographia auf drei Jahre und zehn Tage umzuändern.
30 Über Decius siehe Chronicon Paschale S. 504, 17-505, 3 Dindorf (= Malalas, Chronographia fr. XVIId
Thurn); zur Abhängigkeit dieser Stelle von Malalas siehe Patzig (1896), S. 41; Brecht (1999), S. 197-198;
über die candidati siehe unten Abschnitt 3.1.
31 Für die Zuweisung der sogenannten Synopsis Sathas - benannt nach ihrem ersten Herausgeber
Konstantinos Sathas, der sie auf Grundlage von Marcianus graecus 407, ff. 8r—i38v veröffentlichte - an
den Mönch Theodoros Skutariotes siehe jetzt Tocci (2005) und Tocci (2015), S. 8*-ii5*. Bei diesem Werk
handelt es sich um eine Universalchronik (Σύνοψις χρονική) von Adam bis 1261, deren entgültige
Abfassung nach 1283 anzusetzen ist. Anhand einer Textanalyse hat Tocci unterschiedliche Redaktions-
phasen herausgearbeitet: An einer ursprünglichen Fassung, zusammengesetzt aus Χρονικά, die von
Adam bis zum Tode des Alexios I. Komnenos (1118) reichten (und die für uns durch den Autographen
Vaticanus graecus 1889, ff. 17-32, ca. 1270-1280, dokumentiert sind), habe Theodoros mehrere
Umarbeitungen vorgenommen, wobei teilweise große Abschnitte gestrichen bzw. Einschübe hinzuge-
fügt worden seien (wie beispielsweise das Proömium oder der gesamte Abschnitt nach 1118); daraus
entstand die Σύνοψις. Da die neue Ausgabe von Tocci (2015) nur die Χρονικά, nicht aber die Σύνοψις
χρονική umfasst, wird hier auf das Werk von Theodoros sowohl durch die Edition von Sathas (1894)
als auch durch diejenige von Tocci (2015) Bezug genommen.
32 Für eine Analyse der Quellen, insbesondere für die (mittelbare) Abhängigkeit von Malalas und
Zosimos, siehe Patzig (1896), insb. S. 30-34; Patzig (1904), insb. S. 15,17 und 42; Brecht (1999), S. 54 und
60-61; Bleckmann (1992), S. 36-41; Tocci (2015), S. 84*-85* und 9F-92*; Zafeiris (2007), für den hier
relevanten Abschnitt insb. S. 69-77, 214-216, 222-224, 293, 310-311, 313. Zur Zirkulation des Textes des
Zosimos in Byzanz (jedoch erst ab dem 10. Jahrhundert) siehe auch Forcina (1987).
 
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