Metadaten

Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0085
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
84

Laura Mecella

Ein Beispiel dafür könnte die Theodoros-Notiz über die Tausendjahrfeier Roms sein:
Von Thurn ist sie nicht berücksichtigt worden, aber es ist denkbar, dass sie von Malalas
stammt.44
3. Das Reich im Chaos: die militärisch-politische Geschichte
Die profangeschichtlichen Quellen (oder Urquellen), die in die Chronik des Malalas
bezüglich der Zeit der Soldatenkaiser eingeflossen sind, sind zahlreich und unter-
schiedlich.
j.z Eutrop und die Enmannsche Kaisergeschichte
Einige Indizien lassen auf eine Beeinflussung durch eine lateinsprachige Tradition
schließen.
1) Die Onomastik:
Epitheta wie Σενίωρ oder Ίουνίωρ für die Gordiani oder die Philippi, aber auch
der Name Πουλχερία νός für den Sohn des Maximinus Thrax deuten auf eine
lateinische Urquelle hin, die wie die Historia Augusta die außerordentliche Schön-
heit des jungen Mannes gepriesen haben muss.45
2) Eutrops Erbe:
Selbst wenn man einer Meinung mit Treadgold ist und nicht glaubt, dass die
Version des Paianios46 die direkte Quelle des Malalas sein kann,47 so kann man
trotzdem in der Chronographia ein Echo des Eutcop-Breviariums vernehmen, auch
wenn dieses - oder eher eine uns unbekannte griechische Version - nicht systema-
tisch verwendet wurde.48 Die Nähe des Malalas zur Eutrop-Tradition ist zum Bei-
spiel in der Behandlung der Herrschaft der beiden Philippi sichtbar, auch wenn
der Chronist den Tod des senior Augustus in Rom und nicht in Verona lokalisiert
und die Episode der Vergewaltigung der Βρουτίς hinzufügt, deren Abstammung
44 Theodorus Scutariotes, Synopsis S. 37, 17-19 Sathas: τετάρτω δε έτει τής τούτου βασιλείας,
πΛηρωθέντων ετών χιΛίων από κτίσεως τής υπό τού 'ΡωμύΛου, έώρτασαν οί 'Ρωμαίοι
μεγίστην θεαμάτων παρασκευήν (der Abschnitt fehlt in den Χρονικά); dieser Meinung ist auch
Brecht (1999), S. 179. Für die Tausendjahrfeierlichkeiten im lateinischen Schrifttum (zu dessen
Beziehungen zu Malalas siehe unten Abschnitt 3.1) vgl. Eutropius, Breviarium IX 3 (~ Paeanius,
Breviarium S. 151,31-153, 2 Droysen) und Historia Augusta, Vita Gordianorum trium 33,3.
45 Vgl. Malalas, Chronographia fr. Vb Thurn; Historia Augusta, Vita Maximinorum duorum 27,1; 28, 3; 32,1.
So bereits Schenk Graf von Stauffenberg (1931), S. 359; Brecht (1999), S. 122,147-148; Burgess (2014),
S. 70.
46 Gegen 380 n.Chr. übersetzte Paianios Eutrops Breviarium ins Griechische; siehe dazu Roberto (2003),
S. 241-247 (mit weiterführender Literatur).
47 Treadgold (2007a), S. 247; vgl. auch Jeffreys (1990), S. 181 und 196. Jeglicher Grundlage entbehrt die
Annahme Bouriers (1899), S. 36, wonach der Hinweis auf Eutrop in Chronographia XIII 25 (S. 257,64-65
Thurn) eine Glosse sei. Laut Bleckmann (1992), S. 25 sind Malalas’ Bezüge auf das Werk des Eutrop
nicht glaubwürdig.
48 Im Gegensatz zu Johannes von Antiochia, siehe dazu oben Abschnitt 1.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften