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Bruno Bleckmann
Informationen zum Inhalt des jeweiligen Geschichtswerks gegeben werden. Dabei
bietet Magnus offenkundig Parallelen zu den drei Hauptquellen und ist daher für die
Erörterung der Frage, wie diese Parallelen zu erklären sind, von Bedeutung.
Bevor allerdings Magnus bei der Rekonstruktion des Geflechts von Abhängigkei-
ten in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung Verwendung findet, ist zu prüfen,
in welcher Form Malalas überhaupt ein authentisches Bild dieses Autors bietet. Das
bekannte Problem bei der Verwendung der Angaben des Malalas besteht darin, dass
neben Phantasienamen und Phantasieinformationen Dinge begegnen, die tatsächlich
aus dem von Malalas selbst angegebenen Zeitkontext stammen. Im Idealfall lässt sich
letzteres durch Abgleichungen mit unabhängigen Informationen feststellen, wie etwa
im Falle des Philostratos, dessen von Malalas wiedergegebene Angaben sich mit den-
jenigen der Res Gestae Saporis berühren.2
Der relativ lange Bericht über den Perserkrieg des Julian, den Malalas aus Ma-
gnus wiedergibt, wird durch zwei Zitierhinweise eingerahmt.3 Im Zusammenhang
mit dem Bau der Euphratflotte, die den Feldzug einleitete, verweist Malalas mittels
einer Kurzbiographie auf den Autor, der Teilnehmer des Perserfeldzugs in der Beglei-
tung des Kaisers war. Ein zweiter Hinweis, der das Quellenstück abschließt, erfolgt
im Zusammenhang mit einer Version zum Tode Julians, der dann die Version eines
zweiten Teilnehmers am Perserfeldzug, nämlich diejenige des Eutychianos, gegen-
übergestellt wird, die mit der Version des Magnus von Karrhai inhaltlich verbunden
ist. Der dem Magnus zugeschriebene Bericht ist offenkundig nicht homogen. In ei-
ner Anfangspartie (A) wird mit geographischen und prosopographischen Details und
mit Einzelangaben zu Truppenteilen ein Bericht über die erste Phase des Krieges,
vom Aufbruch bis zur Eroberung von ersten Euphratkastellen, geboten.4 Dem folgt
eine sehr summarische Beschreibung (B) des weiteren Verlaufs des Feldzugs bis zum
Vorrücken auf Ktesiphon.5 Sehr ausführlich wird anschließend die List des Schapur
beschrieben, der durch falsche Überläufer Julian in die Irre führen lässt. In der Einöde
wird - so der abschließende Teil der Erzählung - Julian tödlich getroffen und verstirbt
in der Nähe der Stadt „Asia“ (C).6
Der bei antiken Epitomatoren durchaus übliche7 Maßstabswechsel spricht an sich
nicht dagegen, dass - wie durch die rahmende Zitierweise suggeriert - der gesamte
Bericht, der insgesamt Anfang, Verlauf und Ende des Perserfeldzugs behandelt, aus
2 Malalas, Chronographia XII 26 (S. 228,51-229, 95 Thurn). Die genannte Liste geplünderter Städte kann
mit der Liste in den Res Gestae divi Saporis abgeglichen werden, vgl. dazu die Einzelnachweise bei
Kettenhofen (1982), S. 102-113.
3 Malalas, Chronographia XIII 21 (S. 252, 48 Thurn) und Chronographia XIII 23 (S. 256, 20 Thurn). Auch
im Folgenden zitiere ich lediglich den Text des Oxoniensis Baroccianus 182 mit den entsprechenden
Thurn-Zeilen. Die Übersetzung von Thurn/Meier (2009) wurde eingesehen und insbesondere fur XIII
27 auch wörtlich wiedergegeben.
4 Malalas, Chronographia XIII 21 (S. 252,45-254, 75 Thurn).
5 Malalas, Chronographia XIII 21 (S. 254,75-83 Thurn).
6 Malalas, Chronographia XIII 22-23 (S· 254, 84-256, 20 Thurn).
7 Vgl. etwa die Schwankungen in den Periochae des Livius; allgemein zu den antiken Epitomen siehe
Brunt (1980).
Bruno Bleckmann
Informationen zum Inhalt des jeweiligen Geschichtswerks gegeben werden. Dabei
bietet Magnus offenkundig Parallelen zu den drei Hauptquellen und ist daher für die
Erörterung der Frage, wie diese Parallelen zu erklären sind, von Bedeutung.
Bevor allerdings Magnus bei der Rekonstruktion des Geflechts von Abhängigkei-
ten in der zeitgenössischen Geschichtsschreibung Verwendung findet, ist zu prüfen,
in welcher Form Malalas überhaupt ein authentisches Bild dieses Autors bietet. Das
bekannte Problem bei der Verwendung der Angaben des Malalas besteht darin, dass
neben Phantasienamen und Phantasieinformationen Dinge begegnen, die tatsächlich
aus dem von Malalas selbst angegebenen Zeitkontext stammen. Im Idealfall lässt sich
letzteres durch Abgleichungen mit unabhängigen Informationen feststellen, wie etwa
im Falle des Philostratos, dessen von Malalas wiedergegebene Angaben sich mit den-
jenigen der Res Gestae Saporis berühren.2
Der relativ lange Bericht über den Perserkrieg des Julian, den Malalas aus Ma-
gnus wiedergibt, wird durch zwei Zitierhinweise eingerahmt.3 Im Zusammenhang
mit dem Bau der Euphratflotte, die den Feldzug einleitete, verweist Malalas mittels
einer Kurzbiographie auf den Autor, der Teilnehmer des Perserfeldzugs in der Beglei-
tung des Kaisers war. Ein zweiter Hinweis, der das Quellenstück abschließt, erfolgt
im Zusammenhang mit einer Version zum Tode Julians, der dann die Version eines
zweiten Teilnehmers am Perserfeldzug, nämlich diejenige des Eutychianos, gegen-
übergestellt wird, die mit der Version des Magnus von Karrhai inhaltlich verbunden
ist. Der dem Magnus zugeschriebene Bericht ist offenkundig nicht homogen. In ei-
ner Anfangspartie (A) wird mit geographischen und prosopographischen Details und
mit Einzelangaben zu Truppenteilen ein Bericht über die erste Phase des Krieges,
vom Aufbruch bis zur Eroberung von ersten Euphratkastellen, geboten.4 Dem folgt
eine sehr summarische Beschreibung (B) des weiteren Verlaufs des Feldzugs bis zum
Vorrücken auf Ktesiphon.5 Sehr ausführlich wird anschließend die List des Schapur
beschrieben, der durch falsche Überläufer Julian in die Irre führen lässt. In der Einöde
wird - so der abschließende Teil der Erzählung - Julian tödlich getroffen und verstirbt
in der Nähe der Stadt „Asia“ (C).6
Der bei antiken Epitomatoren durchaus übliche7 Maßstabswechsel spricht an sich
nicht dagegen, dass - wie durch die rahmende Zitierweise suggeriert - der gesamte
Bericht, der insgesamt Anfang, Verlauf und Ende des Perserfeldzugs behandelt, aus
2 Malalas, Chronographia XII 26 (S. 228,51-229, 95 Thurn). Die genannte Liste geplünderter Städte kann
mit der Liste in den Res Gestae divi Saporis abgeglichen werden, vgl. dazu die Einzelnachweise bei
Kettenhofen (1982), S. 102-113.
3 Malalas, Chronographia XIII 21 (S. 252, 48 Thurn) und Chronographia XIII 23 (S. 256, 20 Thurn). Auch
im Folgenden zitiere ich lediglich den Text des Oxoniensis Baroccianus 182 mit den entsprechenden
Thurn-Zeilen. Die Übersetzung von Thurn/Meier (2009) wurde eingesehen und insbesondere fur XIII
27 auch wörtlich wiedergegeben.
4 Malalas, Chronographia XIII 21 (S. 252,45-254, 75 Thurn).
5 Malalas, Chronographia XIII 21 (S. 254,75-83 Thurn).
6 Malalas, Chronographia XIII 22-23 (S· 254, 84-256, 20 Thurn).
7 Vgl. etwa die Schwankungen in den Periochae des Livius; allgemein zu den antiken Epitomen siehe
Brunt (1980).