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Carrara, Laura [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Radtki-Jansen, Christine [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0124
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Magnus von Karrhai

123

Quellen darauf hin, dass er als Gesandter zum Kaiser Constantius geschickt worden
war.128 Beide Autoren berichten in der gleichen Kombination, dass während des Todes
Julians in einem gewaltigen Kampf auf persischer Seite 50 Satrapen und eine ge-
waltige Menge einfacher Soldaten umkommen, um dann auf den Tod des Anatolius
hinzuweisen. Beide betonen, dass Salutius knapp durch Flucht entkommt.129 Beide
Quellen haben die sentimentale, an Nisus und Euryalus erinnernde Episode, in der
Macameus noch lebend von seinem Bruder geborgen wird.130
Man kann Sudhaus allenfalls vorwerfen, dass er den genauen Charakter der li-
terarischen Beziehungen in jeder der von ihm vorgestellten Synopsen nicht explizit
gemacht hat, sondern entsprechend der Gepflogenheiten einer Zeit, die mit Quel-
lenuntersuchungen vertraut war, mit großer Selbstverständlichkeit davon ausging,
dass die nebeneinander gestellten Kolonnen hinreichend aussagefähig seien. Von den
drei vorgestellten Beispielen könnte zwar zur Not das Vorhandensein einer einzigen
derartigen Parallele mit dem Zufall oder der Tatsache der gemeinsamen Augenzeu-
genschaft erklärt werden, die dann zufällig zu ähnlichen Formulierungen und Gedan-
kenverbindungen geführt hat. Sobald ein zweiter Fall dazu tritt, wird diese Annahme
aber schon erschwert. Ab dem dritten Fall kann man mit Gewissheit von literarischen
Beziehungen ausgehen, die sich daraus ergeben, dass die eine Quelle von der anderen
abhängt oder dass beide auf eine gemeinsame Vorlage zurückgehen. Insofern ist die
Addition sehr spezifischer Parallelen, wie sie Sudhaus vorgenommen hat, durchaus für
eine Beweisführung tauglich.
Der Einwand, den Dillemann gegen die Ergebnisse von Sudhaus und anderen
vorgebracht hat, ist dagegen nicht stichhaltig. Seiner Meinung nach werde nicht aus-
reichend berücksichtigt, dass Zosimos und Ammian über einen weitaus größeren Teil
ihrer Erzählung und in vielen Einzelzügen gerade nicht miteinander übereinstimm-
ten und dass diese nicht-übereinstimmenden Partien die Oberhand hätten. Varianten
und Einschübe zu erfinden oder aus anderen Quellen zu übernehmen, entspricht aber
völlig einem geläufigen literarischen Erweiterungsprozess. Die Menge solcher Vari-
anten belegt nicht zwingend die Unabhängigkeit literarischer Quellen voneinander,
und zwar dann nicht, wenn eine gewisse Anzahl spezifischer Übereinstimmungen in
Formulierungen und in Einzelzügen konstatiert worden sind. Solche Übereinstim-
mungen können, wie bereits erläutert, niemals durch bloßen Zufall oder das Spiel der
Phantasie entstehen und sind immer erklärungsbedürftig. Dagegen können Varianten
eben ad libitum dazu kommen und dabei die Benutzung einer gemeinsamen Quel-
lenvorlage zwar verschleiern, aber an der Faktizität der Benutzung nichts ändern.131
128 Sudhaus (1870), S. 86 zu Zosimus, Historia nova III 27,4 und Ammianus Marcellinus, XXV 1, 6.
129 Sudhaus (1870), S. 88 zu Zosimus, Historia nova III 29,3-4 und Ammianus Marcellinus, XXV 3,13-14.
130 Sudhaus (1870), S. 85 zu Zosimus, Historia nova III 26, 5 und Ammianus Marcellinus, XXV 1, 2. Vgl.
Paschoud (1979), S. 192 Anm. 76.
131 Ähnliche Dinge lassen sich für moderne Wissenschaftsplagiate beobachten. Die Häufung überein-
stimmender lexikalischer Morpheme (diese Übereinstimmungen werden als „Strings“ bezeichnet) gilt
in der forensischen Linguistik als beweiskräftig und ist keineswegs lediglich das Produkt subjektiver
Assoziationen des Untersuchenden. Die Annahme, dass solche Übereinstimmungen allein durch den
Zufall entstehen oder daraus, dass über die gleiche Sache mit ähnlichen Worten gesprochen werden
 
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