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Carrara, Laura [Editor]; Meier, Mischa [Editor]; Radtki-Jansen, Christine [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0126
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Magnus von Karrhai

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genschaft des Ammian bzw. der Quelle des Zosimos nicht wirklich eliminiert werden
zu können. Für die Art und Weise, wie diese Gemeinsamkeiten im Einzelnen zu
erklären sind, kann das Zeugnis des Magnus, das sich der Chronik des Malalas ent-
nehmen lässt, durchaus Aufschlüsse bieten.
Zunächst ist festzustellen, dass Magnus von Karrhai eine von Ammian und Zo-
simos unabhängige Erzählung bietet. In einigen Punkten fällt Magnus von Karrhai
in auffälliger Form mit Zosimos gegen Ammian zusammen, etwa für den Ort der
Ansprache Julians an das Expeditionsheer (unmittelbar hinter Kirkesion). In anderen
Fällen hat er Informationen, die sich mit Details bei Ammian vergleichen lassen, etwa
in der Information über die Nachhut oder über den Inhalt der Ansprache Julians. An
anderer Stelle wiederum bietet Magnus die vollständige Version von dem, was par-
tiell bei Ammian, partiell bei Zosimos berichtet wird.135 Einige historisch durchaus
gehaltvolle Informationen, etwa hinsichtlich der großen in Kirkesion zurückgelassenen
Garnison unter dem Kommando des Macameus und Maurus, finden sich allein bei
Magnus. Zusätzlich ist auf die bereits erwähnte Dichte korrekter prosopographischer
Angaben hinzuweisen. Das alles macht deutlich, dass - wie bereits betont - für diesen
ersten Teil ein zeitgenössischer Bericht vorliegt. Für den sicher dem Magnus zuzuwei-
senden Abschnitt bei Malalas sind allerdings mitunter die Kürzungen des Chronisten
so stark ausgefallen, dass Beziehungen bei ganz spezifisch charakterisierten Episoden
zu zeitgenössischen Quellen zwar durchaus erkennbar sind, aber ihr genauer Charakter
schwer zu bestimmen ist. In einigen wenigen Fällen bietet Magnus gegenüber Ammian
und gegenüber Zosimos wohl vollständigere Angaben, etwa bei der Angabe über den
Ort, an dem Julian seine Rede hält, bei der Zahl der Schiffe aus Haut, bei dem Kom-
mando des Lucianus und Constantianus oder der Darstellung der kaiserlichen Ge-
samtstrategie. Die Übereinstimmungen in den prosopographischen Angaben mit den
Parallelquellen erklären sich damit, dass diese Personen in der Realität die Funktionen
erfüllten, die ihnen in den historiographischen Werken zugewiesen werden. Andere
Angaben wie die über die Rolle der Mattiarii und Lanciarii finden sich in den Parallel-
berichten in dieser Form nicht, erklären sich aber wohl ebenfalls dadurch, dass Magnus
hier als zeitgenössischer Autor direkt Informationen zum Geschehen hatte.
Auch wenn Magnus ein selbständiges zeitgenössisches Zeugnis zur Geschichte
des Perserkriegs bot, war er gleichwohl nicht die Quelle Ammians oder des Zosimos.
Letzteres ist zwar zunächst von Ludwig Mendelssohn, dann in einer langen Studie von
Walter Klein verteidigt worden,136 weil Magnus ein Teilnehmer des Perserfeldzugs war
und sich in der unmittelbaren Begleitung des Kaisers aufhielt. Gerade das von Klein
angeführte Indiz spricht allerdings, wie schon längst festgestellt worden ist, gegen die
Annahme von Magnus als Quelle von Ammian und Zosimos: In einer bereits erwähn-
ten, gemeinsam von Ammian (XXIV 4, 23) und Zosimos (III 22,4) bezeugten Episode
gehört ein Tribun Magnus mit zwei weiteren Offizieren zu den ersten, die die Stadt
135 Nämlich den Widerstand der Bevölkerung von Nisibis gegen die Evakuierung (Ammian) und die an-
schließende Umsiedlung nach Amida; siehe oben Anm. 108.
136 Mendelssohn (1887); Klein (1914); Klotz (1916); siehe oben Anm. 110.
 
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