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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0175
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τ74

Dariusz Brodka

Euagrios/Eustathios und Malalas als Bearbeitungen einer gemeinsamen Vorlage er-
klären. Deswegen muss man davon ausgehen, dass Malalas für die Herrschaft des
Zenon noch auf eine andere Quelle und nicht nur auf Eustathios zurückgriff.
Im Folgenden soll die zweite Sektion von Evagrius Scholasticus, Historia Ecclesias-
tica III 27 näher untersucht werden, die die Rebellion des Illus und des Leontios sowie
die Taten des Theoderich thematisiert.57 Euagrios’ knappe Notiz über die Usurpation
des Leontios gewährt im Prinzip keine Einsicht in die Darstellung dieser Ereignisse
durch Eustathios. Euagrios gibt lediglich an, dass Eustathios sehr geschickt beschrie-
ben habe, wie Leontios in Tarsus zum Kaiser proklamiert worden sei und wie er und
seine Gefährten eine Tyrannenherrschaft etabliert hätten. Es liegen hier keine kon-
kreten Anhaltspunkte für einen Vergleich mit dem umfangreichen und detaillierten
Bericht des Malalas vor. Weitaus aufschlussreicher ist hingegen der Schlussteil dieser
Euagrios-Passage, wonach Eustathios auch dargestellt habe, wie Theoderich, ein Gote,
gegen die Rebellen ausgeschickt worden sei; die Rebellen seien dann von Zenon elen-
dig umgebracht worden. Mit der Anspielung auf die Undankbarkeit des Kaisers tritt
dabei erneut die negative Einstellung des Eustathios Zenon gegenüber zutage: Die
Rebellen seien „zum Dank für ihr Wohlwollen“ getötet worden (Evagrius, Historia
Ecclesiastica III 27) .58 Im Zusammenhang mit diesen Ereignissen habe Eustathios auch
von der Eroberung Italiens durch Theoderich berichtet. Dabei habe er den ganzen
siehe dazu Dorival (2004), S. 78; Meier (2010), S. 240. Insgesamt betont die moderne Forschung
Malalas’Loyalität gegenüber dem Kaisertum als Institution und seine positive Behandlung der meisten
Kaiser: siehe Martin (2004); Alpi (2006).
57 Zur Rebellion des Illus siehe Kosihski (2010), S. 147-150; vgl. auch Elton (2000), S. 399-400.
58 Evagrius Scholasticus, Historia Ecclesiastica III 27: τούς δειΛαίως αντλημένους προς Ζήνωνος
αντί τής ές αύτόν εύνοιας. Der Sinn dieser Aussage ist allerdings nicht hundertprozentig klar; nicht
ganz eindeutig ist der Ausdruck αντί τής ές αύτόν εύνοιας: Auf wen bezieht sich αύτόν, auf
Leontios oder auf Zenon? Whitby (2000), S. 163 übersetzt hier mit „the men were miserably slain by
Zeno in return for their support for him“, was die Möglichkeit offenlässt, dass αύτόν auf Leontios zu
beziehen sei. Wenn es so wäre, würde diese Stelle nicht von der Undankbarkeit Zenons sprechen.
Gegen diese Deutung spricht aber m.E. die Grammatik: Es handelt sich hier nicht nur um den Tod der
Anhänger des Leontios, sondern um den Tod der Anhänger und des Leontios selbst. Der Sinn der
gesamten Euagrios-Passage ist also folgender: Eustathios habe die Proklamation des Leontios zum
Kaiser (τήν Λεοντίου άνάρρησιν) dargestellt, dann ihre Freude über die gewonnene Macht (όπως
τε καί ούτοί) - gemeint sein müssen wieder Leontios und seine Anhänger, z.B. Illus -, ferner den
Feldzug Theoderichs gegen sie (κατ' αύτών) - gemeint sein müssen nach wie vor Leontios und seine
Anhänger - und zum Schluss, dass sie von Zenon umgebracht worden seien - der Plural bezieht sich
wiederum auf Leontios und seine Anhänger, und nicht allein auf die Anhänger. Deswegen kann sich
der Satzteil αντί τής ές αύτόν εύνοιας nicht auf Leontios beziehen, denn das wäre sinnlos: Von
Zenon getötet worden wären sowohl Leontios selbst für die Unterstützung für sich selbst und seine
Anhänger für die Unterstützung für ihn (αντί τής ές αύτόν εύνοιας). Die Struktur des gesamten
Abschnittes scheint gegen die Verbindung zwischen αύτόν und Leontios zu sprechen. Es bleibt noch
die Frage, was für eine εύνοια („Wohlwollen“) der Rebellen gegenüber Zenon gemeint sein könnte.
Die Antwort darauf liegt wohl in der Karriere Zenons begründet: Der Satzteil αντί τής ές αύτόν
εύνοιας spielt auf frühere Ereignisse an, im Speziellen darauf, dass die Herrschaft Zenons u.a. eben
von Illus gerettet worden war, als dieser mit seinem Bruder Trokundes die Rückkehr Zenons auf den
Kaiserthron ermöglichte. Darüber hinaus passt die Präposition αντί besser zu der Idee der
Gegenleistung („statt ihres Wohlwollens“) als zu der des einfachen Ursache-Wirkung-Verhältnisses
(„wegen ihres Wohlwollens“). Schließlich sollte man den Ton der ganzen Passage berücksichtigen:
 
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