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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0335
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Fabian Schulz

für die Malalas-Chronik, ist weiter weg,24 wie besonders der Vergleich der Sprüche
illustriert: Der zweite Hexameter ist im Baroccianus völlig entstellt.25 Die Haupthand-
schrift des Chronicon Paschale, Vaticanus gr. 1941, liefert einen metrisch korrekten zwei-
ten Hexameter (problematisch ist dort nur das überlieferte έντομον, das wenig Sinn
macht; die Korruptel lässt sich aber leicht durch die Konjektur έκγονον heilen).26
Der Epitomator des Malalas nahm es mit griechischer Metrik also nicht so genau.
Thurns Edition führt für diese Passage die Lesart der Qsterchronik leider nicht auf.

Chronographia II 2 Thum = Baroccianus
πρώτα θεός, μετέπειτα Λόγος καί
πνεύμα συν αύτοΐς·
σύμφυτα δε πάντα καί εις εν ιόντα,
ού κράτος αιώνιον, ώκέσι ποσί
βάδιζε, θνητέ,
άδηλον διανύων βίον.
Zuerst Gott, dann der Logos, und mit ih-
nen zusammen der Geist. Zusammen ge-
worden ist alles und zielt auf eins, dessen
Macht ewig ist. Schnellen Schritts eile
davon, Sterblicher, und beende Dein un-
bedeutendes Leben.

Chronicon Paschale S. 84,3-6 Dindorf
πρώτα θεός, μετέπειτα λόγος καί
πνεύμα συν αύτοΐς.
ταύτα δέ σύμφυτα πάντα καί
έκγονον εις εν ιόντα,
ού κράτος αιώνιον όρθοίς ποσί
βάδιζε, θνητέ,
άδηλον διανύων βίον.
Zuerst Gott, dann der Logos, und mit ihnen
zusammen der Geist. Dies alles ist zusam-
men geworden und zielt auf einen einzigen
Spross, dessen Macht ewig ist. Geraden
Schritts eile davon, Sterblicher, und beende
Dein unbedeutendes Leben.

Zu Beginn des übernächsten Kapitels {Chronographia II 4, S. 19, 55-58 Thurn) bringt
Malalas eine etymologische Spekulation mit einiger Programmatik: Der Name Tris-
megistos sei Hermes beigegeben worden, weil er von drei Hypostasen und einer ein-
zigen Gottheit gesprochen habe. In den beiden folgenden Prosa-Sprüchen ist von
einem höchsten Gott die Rede, der in verschiedenen Formen wirkt - mit etwas Phan-
tasie in dreien. Hermes Trismegistos ist eine mythische Figur, die aus der Verschmel-
zung des griechischen Gottes Hermes mit dem ägyptischen Gott Thot entstand und
als Verfasser der sogenannten hermetischen Schriften firmierte. Christliche Autoren
rezipierten das Corpus Hermeticum intensiv, weil sie Hermes Trismegistos für einen
Propheten und Denker hielten, der das Christentum antizipiert habe.27 Das Ganze
wird dem Corpus Hermeticum zugerechnet (vgl. Anm. 90). Wieder steht das Chronicon

24 Vgl. Erbse (1941), S. in-113 mit Stemma. Die Osterchronik hat freilich auch Sonderfehler, wie όρθοίς
statt der älteren Form ώκέσι.
25 Dichtung hielt man in der Antike generell für göttlicher als Prosa. Malalas gibt Orpheus’
Behauptung wieder, seine Verse beim Gebet gehört zu haben (Chronographia IV 7, ergänzt aus der
slawischen Übersetzung und Kedrenos). Prosaorakel, die es durchaus gab, konnten daher im Laufe der
Überlieferung zu Versorakeln werden.
26 έντομος bedeutet,zerteilt', was wenig Sinn macht. Erbse in Thesauri minores ωιό ändert έντομος in
έν τε καί; Pia Carolla schlägt mündlich έκγονον vor, was hervorragend passt und paläographisch
naheliegt. Das unverständliche έντομον fehlt auch bei Kedrenos und Suda (Übersicht der
Parallelüberlieferung bei Erbse [1995], S. 107, mit weiteren Verweisen).
27 Siehe Löw (2002).
 
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