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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0336
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Theosophische Weissagungen bei Malalas

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Paschale dem verlorenen Ur-Malalas am nächsten. Eindrücklich illustrieren das zwei
Junkturen der Osterchronik, die sich nicht im Baroccianus, wohl aber in der slawischen
Übersetzung des Malalas finden.28 Die meisten Punkte, in denen das Chronicon Pa-
schale vom Baroccianus abweicht, finden sich zudem in Kyrills Contra lulianum, der
Urquelle der Sprüche, wieder.29
Der fünfte Spruch ist in die thebanische Geschichte eingebettet, die anschlie-
ßend geschildert wird. Malalas kontrastiert Teiresias, dem es nicht gelungen sei, hö-
heres Wissen zu erlangen, mit Sophokles. Malalas schreibt dem berühmten Tragi-
ker Verse in jambischen Trimetern zu, die er vorsichtig dahingehend deutet, dass der
weise Dichter an einen einzigen Gott geglaubt habe {Chronographia II14, S. 29,46-55
Thurn). Keinesfalls handelt es sich dabei um ein authentisches Sophokles-Fragment;30
die darin an der Idolatrie geäußerte Kritik deutet vielmehr auf einen Ursprung in der
christlichen Apologetik.
Der sechste Spruch gehört in die jüdische Geschichte, die Buch III der Chrono-
graphia schildert, und zwar in die Zeit des ägyptischen Exils. Bevor Pharao Petisso-
nios die Juden aus der Gefangenschaft entlässt, befragt er das Orakel von Memphis
über den Gott Israels. Die Antwort evoziert christologische und trinitätstheologi-
sche Reflexionen: „vom Himmel herabgestiegen (...) dies ist Gott, sein eigener Vater,
ohne Vater, Vater ist der Sohn selbst seiner selbst, dreimal selig“ {Chronographia III
13, S. 47,73-77 Thurn); gleichzeitig scheint es in diesem Text neuplatonische Elemente
zu geben.31 Vielleicht ist das Metrum wieder dem Epitomator zum Opfer gefallen;
eine metrische Fassung ist nirgends erhalten32 und lässt sich mit dem Vorhandenen
schwerlich rekonstruieren. Dass der Ur-Malalas durchaus Prosasprüche enthielt, zeigt
das Beispiel eines nicht-theosophischen Orakelspruchs {Chronographia V 32), der in
Prosa angeführt wird, obwohl die Pythia ihn ursprünglich in Versen gegeben habe.
Die nächsten drei Weissagungen gehören in die Zeit der griechischen Könige, die
Buch IV der Chronographia schildert; sie folgen auf die translatio imperii von Ägyp-
ten nach Griechenland, die Kekrops personifiziert.33 Malalas führt zwei Gedichte
des Orpheus an, die er trinitarisch deutet {Chronographia IV 7, S. 53,33-54,55 Thurn).
Beide Gedichte, die laut Malalas aus der orphischen Pheogonie stammen, passen in
28 Es handelt sich um die Ausdrucke καί πατήρ und προς απόδειξιν σαφεστέραν: siehe den
Apparatus von Thurn (2000), 20 zu Z. 66 und Z. 74-75.
29 Siehe Anm. 64 und vgl. z.B. καί πατήρ {Chronicon Paschale S. 86,2 Dindorf = Cyrillus, Contra lulianum
I 48, 21-22) und Ουρανόν ορκίζω σε {Chronicon Paschale S. 86, 5-6 Dindorf = Cyrillus, Contra
lulianum I 46, 2) statt ορκίζω σε, ουρανέ im Baroccianus. Aber Vorsicht ist geboten, da Dindorf für
seine Ausgabe des Chronicon Paschale teilweise Lesarten aus Kyrill und Malalas übernimmt (siehe den
Apparatus z.St.).
30 Sophocles fr. 1025 Nauck2 (in den Fragmenta dubia et spuria) = Adespota Tragica fr. 618 Kannicht/Snell;
vgl. auch Pearson (1917), S. 172-174 (dort fr. 1126).
31 Vgl. Pheosophia Tubingensis § 13 Erbse und den Kommentar von Tissi [2014], S. 153-189.
32 Weder in Thesauri minores χ 5 noch in π 3 Erbse.
33 Vgl- dazu den Beitrag von Umberto Roberto in diesem Band und Malalas, Chronographia IV 5
(S. 50,46-47Thurn): „Über die Athener aber herrschte ein gewisser Kekrops als König, der aus Ägypten
abstammte.“
 
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