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Carrara, Laura [Hrsg.]; Meier, Mischa [Hrsg.]; Radtki-Jansen, Christine [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Malalas-Studien: Schriften zur Chronik des Johannes Malalas (Band 2): Die Weltchronik des Johannes Malalas: Quellenfragen — Stuttgart: Franz Steiner Verlag, 2017

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https://doi.org/10.11588/diglit.51242#0369
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Wolfram Brandes

also berichtet, dass er - wohl in seiner Eigenschaft als Banker - enge Beziehungen
zum kourator Aitherios unterhielt.66 Das κατά mit Akkusativ in diesem Zusammen-
hang (ό κατά Αίθέριον τον κουράτορα) bezeichnet eine nähere Zugehörigkeit
der betreffenden Person zu einer anderen, wie Alan Cameron vor Jahren herausstell-
te.67 Cameron bezeichnete Markeilos als den „personal banker of Aitherios“, was
mir allerdings eine voreilige Verengung zu sein scheint, denn der kourator Aitherios,
eine der schillerndsten und einflussreichsten Persönlichkeiten in den letzten Jahren
Justinians,68 stand ja einer mächtigen und umfangreichen wirtschaftlichen Einheit,
der domus divina Antiochi, vor.69 Von einem in der Nähe des Hippodroms gelege-
nen Palast aus, verwaltete Aitherios eine sehr große Gütermasse in allen möglichen
Reichsteilen. Insofern ist auch mit der Möglichkeit zu rechnen, dass Markeilos nicht
der „persönliche Bankier“ der (Privat-)Person Aitherios war, sondern - in welcher Ei-
genschaft auch immer - für die domus divina Antiochi tätig war. Markeilos war offen-
bar ein führendes Mitglied der hier behandelten Verschwörung gegen den Kaiser. Er
bestach mit der nicht geringen Summe von 50 Litern Gold den eben behandelten Ab-
labios. Am Tag des Anschlags wird er, bewaffnet mit einem Dolch beim Betreten des
Palastes angehalten und begeht Selbstmord. Das Geld für die Bestechung stammte
von dem άργυροπράτης Isaak.70 Hervorzuheben ist auch in seinem Fall, dass Mar-
kellos offenbar eine gesellschaftliche Position innehatte, die es ihm ermöglichte, den
Palast zu betreten; mehr noch: Er hatte offensichtlich sogar die Möglichkeit, in die
unmittelbare Nähe des Kaisers zu gelangen.
j.j Sergios
Sergios war ein Vetter (Cousin odervielleicht auch Neffe?) des eben erwähnten mäch-
tigen Aitherios (ό ανεψιός τοΰ Αιθέριου).71 Er war ebenfalls in den Anschlag ver-
wickelt und floh nach dessen Enthüllung in die Theotokos-Kirchen in den Blacher-
nen. Unter Umgehung des von Justinian selbst regulierten Kirchenasyls (TV. 17.117)
- wohl wegen des Delikts des Hochverrats72 - wurde er verhaftet und wohl sogar
diesem Markeilos siehe PLREIII, s.n. Marcellus 4, S. 816; Hendy (1985), S. 245; Brandes (2002), S. 625;
Zuckerman (2004), S. 91-92; Brandes (2013a), S. 223-224.
66 Zu Aitherios siehe unten Anm. 99 und passim.
67 Cameron (1978), S. 91-92.
68 Erst Justin II. ließ ihn schließlich hinrichten.
69 Delmaire (1989a), S. 224-225.
70 Zu Isaak siehe gleich Anm. 77.
71 Excerpta de Insidiis S. 174,1-2 und 22 de Boor; Theophanes, Chronographia AM 6055 (S. 237,18-19; 238,4
de Boor); Malalas, Chronographia XVIII141 (S. 426,36-37; 427,52; 428, 67 Thurn). Siehe zu ihm PLRE
III, s.n. Sergius 6, S. 1128.
72 Zur fraglichen Malalastelle {Chronographia XVIII 141, S. 427, 54-55 Thurn καί εκβληθείς εκ των
ορών ώς οία κατά βασιλέως σκεψάμενος καί έξετασθείς κατέθετο) siehe insb. Herman
(1935)j S· 222i Franke (2003), S. 282-283. Zum Asyl im 6. Jahrhundert (insb. zur N. 17 von 535 und N. 117
von 542) siehe z.B. Wenger (1950), Sp. 841-843; Beck (1959), S. 74; Hallebeek (2004), S. 173-174; Franke
(2003), S. 454-459, 514 (zur Missachtung des Asylrechts in Folge politischer Konflikte); siehe schon
Milasch (1905), S. 468-469.
 
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