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Bandini, Ditte [Hrsg.]; Fussman, Gérard [Bearb.]
Die Felsbildstation Thalpan: 1. Kataloge Chilas-Brücke und Thalpan (Steine 1 - 30) — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 6: Mainz, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.36945#0024
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fast allen komplexeren Darstellungen in unterschiedlicher Weise digital bearbeitet. Besonders undeutliche Details
konnten dadurch (v.a durch Umkehrung und Kontrastverstärkung) erheblich besser überprüft, identifiziert und
anschließend beschrieben und gezeichnet werden.
Die anspruchsvollen Bilder sind sehr oft mit Weihinschriften versehen, in denen sich vor allem die Namen Sinhota
und Kuberavähana (-> Ergänzender allgemeiner Index und Brähml-Indices) wiederholen. Für diese Darstellungen
und die dazugehörigen Inschriften wurden überwiegend weithin sichtbare Felsflächen gewählt. Gleiches gilt auch
für die andere Gruppe aufwendiger Gravuren. Sie beschränken sich auf einen Felsabschnitt in Thalpan (Stein 30),
auch "Altarfelsen" genannt/ wo sich zahlreiche im achämenidischen Stil und im zentralasiatischen Tierstil ausge-
führte Darstellungen von Menschen und Tieren finden. Auffällig ist auf den ersten Blick, daß die Felsbilder im
unteren Teil des Felsens im wesentlichen nach links, die des oberen Teils nach rechts orientiert sind.
Diese Ritzungen sind sicher mehrere Jahrhunderte älter als die buddhistischen Darstellungen. Auch gibt es einige
weitere Gravuren, die vermutlich aus vorchristlicher Zeit stammen. Bemerkenswert ist aber, daß es weder in
Chilas-Brücke, noch in dem hier erfaßten Teil von Thalpan Beispiele der vermutlich ältesten Felsbilder des Oberen
Indus gibt, wie z.B. Handabdrücke, Fußabdrücke oder die sogenannten 'Gürteltiere' und Riesendarstellungen (vgl.
z.B. Shatial Tafel Xb; Gichi Nala Tafeln 58-60).
Für den gesamten flacheren Bereich des Felsbildkomplexes Thalpan gilt es allerdings zu berücksichtigen, daß hier
fast ständig ein starker, sich zu manchen Zeiten bis zum Sturm steigernder Wind weht, der sich stetig verändernde
Sandverwehungen bedingt. Gravuren, die in dem einen Jahr völlig frei lagen, waren in einem späteren Jahr durch
Sand verdeckt und umgekehrt. Auf diese Weise könnten durchaus noch mit Gravuren versehene Steine unter tiefen
Sandschichten verborgen liegen. Aus diesem Grund ist auch das heutige Bodenniveau nicht als eine feste Größe
anzusehen. Zudem ist zu bedenken, daß starke Flutwasser, wie die des Jahres 1841, als der aufgestaute Indus sich
Bahn brach, kleinere Steine weggeschwemmt haben dürften/
Eine Reihe von Steinen in der Felsengruppe in Chilas-Brücke fielen den für den Bau des Karakorum Highway
notwendigen Sprengungen zum Opfer. Hierbei wurden auch mehrere bedeutende Felsbilder zerstört, von denen Sir
M. Aurel Stein im Jahr 1942 einige lokalisiert, beschrieben und photographiert hatte (-> Stein 84). Bei weiteren
Sprengungen wurden im Frühjahr 1998 auch einige buddhistische Felsbilder in Thalpan (30:140-148) vollständig
zerstört. In dem erfaßten Teil des Felsbildkomplexes Thalpan und in Chilas-Brücke werden (wie überall entlang
des Karakorum Highway) Steinflächen und damit Gravuren immer wieder übermalt. Davon betroffen ist auch we-
nigstens ein Stein, der mit einer(?) nun nicht mehr lesbaren Brähmi-Inschrift versehen ist.
Da die bäum- und strauchlose Fläche, auf der die westlichen Felsbilder von Thalpan angebracht sind, keinerlei
Windschutz bietet, sind vor allem hier etliche Gravuren durch Sandschliff zu stark berieben, um noch doku-
mentiert werden zu können. Die noch sichtbaren Linien machen jedoch deutlich, daß es sich überwiegend um
schlichte Gravuren handelte. Auch ist auffällig, daß vergleichsweise wenig Inschriften nicht gelesen werden
konnten, weil sie zu berieben waren. Überhaupt sind im erfaßten Teil des Felsbildkomplexes Thalpan weit mehr
?ü<r/ü dem Buddhismus zuzuordnende schlichte Gravuren, wie vor allem Caprini-Darstellungen, zu registrieren als
in Chilas-Brücke, wo Stupas und Inschriften mengenmäßig alle anderen Themenbereiche bei weitem übertreffen.
Eine weitergehende ausführliche Analyse der Gravuren und Inschriften auch in ihrem Verhältnis zueinander soll
jedoch dem auswertenden Teil der Publikation Vorbehalten bleiben.

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Vgt. hierzu JETTMAR 1981: 183.
Vgl. BAND1NI-KÖN1G 1999: 3.
 
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