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Bandini, Ditte [Hrsg.]; Fussman, Gérard [Bearb.]
Die Felsbildstation Thalpan: 1. Kataloge Chilas-Brücke und Thalpan (Steine 1 - 30) — Materialien zur Archäologie der Nordgebiete Pakistans, Band 6: Mainz, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.36945#0023
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EINLEITUNG'

Gegenüber von Chilas, dem Verwaltungszentrum der Provinz Diamar, am jenseitigen Ufer des Indus erstreckt sich
vom Flußufer bis zum nördlich angrenzenden Berghang über einige Quadratkilometer der nach dem gleichnami-
gen Ort benannte Felsbildkomplex Thalpan. Er umfaßt einige tausend Gravuren, daher wurde die Publikation auf
mehrere Materialbände angelegt. In einem abschließenden Band sollen die beschreibenden und auswertenden Bei-
träge zum gesamten Material bzw. zu einzelnen Themenbereichen folgen. Da wie diese auch die topographischen
Gegebenheiten sowie die Forschungsgeschichte alle Materialbände betreffen, wird, um zwangsläufige Wiederho-
lungen zu vermeiden, ihre Erörterung ebenfalls dem letzten Band Vorbehalten bleiben.
Die Gliederung des Materials in den ersten Bänden erfolgt nicht nach inhaltlichen, sondern im wesentlichen nach
geographischen Gesichtspunkten. Eine inhaltliche Gliederung verbietet sich schon aus dem Grund, daß damit die
Felsbilder und Inschriften teilweise einer subjektiven Wertung unterzogen würden. Der vorliegende Band doku-
mentiert die Gravuren von Thalpan, die sich auf den westlichen, direkt am Fuß des Berghangs gelegenen Teil der
Felsbildstation konzentrieren. Die Ritzungen des Großkomplexes Thalpan finden sich im wesentlichen über das
gesamte Gelände verstreut - einige von ihnen, darunter eine bedeutende Herrscher-Inschrift,' auch im Bereich der
Indusbrücke, die Chilas und Thalpan miteinander verbindet. Es empfahl sich daher, in den Komplex Thalpan auch
die Gravuren zu integrieren, die in Brückennähe auf der Chilas-Seite des Indus, also auf dem südlichen Ufer ange-
bracht sind. Dieser geographische Bereich wird von den Einheimischen, A.H. Dani zufolge, als "Jayachand" be-
zeichnet.^ Die dort angebrachten Felsbilder wurden in früheren Jahren unter dem vorläufigen Ttitel "Chilas 1" zu-
sammengefaßt. Zahlreiche Inschriften und Felsbilder dieser Station sind bereits veröffentlicht. Daher wurde der
Felsbildkomplex, um Verwirrungen zu vermeiden, nicht gänzlich Thalpan zugerechnet, sondern im vorliegenden
Band unter dem Oberbegriff "Chilas-Brücke" auch gesondert behandelt. Allerdings wurde er bei jüngsten Feld-
kampagnen aus systematischen Gründen neu durchnumeriert. Bei in wesentlichen Publikationen bereits veröffent-
lichten Inschriften und bildlichen Darstellungen dieses Felsbildkomplexes wurde in der Rubrik "Veröffentlichung"
entsprechend verwiesen. Gleiches gilt für die Felsbilder und Inschriften von Thalpan, denn auch hier wurden die
früheren vorläufigen Bezeichnungen wie "Thalpan 1" und "Thalpan-Dorf' bzw. "Thalpan 2" nicht beibehalten.
Insgesamt sind in dem vorliegenden ersten Band ca. 1100 Gravuren erfaßt. Etwa die Hälfte davon entfallen auf
Chilas-Brücke. Diese gliedern sich in ca. 400 bildliche Darstellungen und 150 Inschriften. Unter den 550 Gravuren
aus Thalpan sind etwa 50 Inschriften. Von den somit insgesamt 200 Inschriften sind die überwiegende Mehrheit
Brähmi-Inschriften. Von ihnen abgesehen Enden sich 44 Proto-Säradä-InschriEen, lediglich vier Kharosthl-In-
schriffen, drei chinesische und eine einzige sogdische InschriR (siehe Themenindices I und II). Zahlreiche Brähmi-
Inschriften sind BeischriEen zu Bildern, vor allem Stüpas, und haben also einen buddhistischen Hintergrund.
Bei den bildlichen Darstellungen fallt auf, daß in dem hier behandelten Teil im Vergleich zu anderen Felsbild-
komplexen sehr viele aufwendige und professionell ausgeführte Gravuren zu Enden sind. Sie zeigen überwiegend
Motive, die ebenfalls dem Buddhismus zuzurechnen sind, wie vor allem Stüpas und Buddhas bzw. Bodhisatvas
sowie drei Jätaka-Szenen (Sibi-Jätaka, Rsipancaka-Jätaka und Vyäghrl-Jätaka). Sie sind zum Teil in jüngerer Zeit
absichtlich beschädigt worden und außerdem vielfach durch Sandschliff berieben. Daher wurden die Photos von

* Für Hitfe und Hinweise bei der Erstellung des vorliegenden Bandes ist Dr. G. Bandini, B. Baraniecka, M. Bemmann M.A., H.
Fabritius M.A., Prof. Dr. G. Fussman, R. und B. Gänzler, Prof. Dr. H. Hauptmann, D. Hecht M.A., Prof. Dr. O. von Hinüber,
Dipl. Ing. A. Nuhn, St. Paeper, E. Sepi-Ochsenfeld, A.M. Tahir und Dr. W. Zick herzlich zu danken. Besonderer Dank gilt Pnv.
Doz. M. Zin für die Durchsicht der Beschreibungen von Buddhas und Bodhisatvas.
1 Vgl. von HINÜBER 1989: 59, Inschrift Nr. 59a.
2 DANI 1983: 6.
 
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