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Schmidt, Jochen; Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,1): Kommentar zu Nietzsches "Morgenröthe" — Berlin, Boston: de Gruyter, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.70911#0018
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Vorwort

Auch für den Nietzsche-Kommentar zur Morgenröthe gilt das in der „Allgemei-
nen Einleitung" zu Bd. 1/1 Gesagte. Spezielle Herausforderungen entstanden
jedoch aus der mehr oder weniger aphoristisch konzipierten Sammlung der
575 Kurztexte der Morgenröthe und aus der Vielzahl der darin aufgegriffenen
Themen. In den bisher erschienenen Kommentarbänden waren Werke nach
dem schon vorhandenen Leitfaden eines zusammenhängenden Textes zu er-
läutern. Nunmehr galt es, in diesem ersten Gesamt-Kommentar zu einer von
Nietzsches aphoristischen Schriften der Diversität und Heterogenität eines sol-
chen Agglomerats gerecht zu werden, ohne den übergreifenden Horizont aus
den Augen zu verlieren, aber auch ohne auf reduktive Synthesen hinzuarbei-
ten. Obwohl alle Kurztexte berücksichtigt wurden, handelt es sich um einen je
nach Voraussetzungsreichtum und Komplexität gewichtenden Kommentar.
Nach dieser Maßgabe waren die Texte zunächst in ihrer individuellen Kontur
und Struktur zu erfassen, ihre Quellen zu erschließen und ihre sachlichen
Aussagen zu analysieren - auch kritisch, also ohne den textimmanenten Sug-
gestionen zu erliegen, die aus Nietzsches stark rhetorisiertem Stil resultieren.
Deshalb war es erforderlich, die in der Forschung vernachlässigte intentionale
Formierung vieler Aussagen erkennbar zu machen, einschließlich der Selbst-
stilisierungen.
Dann aber sollten die zahlreichen Querverbindungen zu den anderen Tex-
ten der Morgenröthe aufgewiesen werden, ebenso die Teilkontinuitäten von
Text-Sequenzen innerhalb der großen, auf den ersten Blick oft amorph anmu-
tenden Masse. Schließlich stellte sich die Aufgabe, die von Nietzsche häufig
durchbrochene, aber doch immer wieder hervortretende Orientierung an der
thematischen Vorgabe des Untertitels Gedanken über die moralischen Vorurthei-
le wahrzunehmen. Die Kontextualisierung und die problemgeschichtliche Ana-
lyse durften sich freilich nicht auf die Morgenröthe beschränken. Nietzsche
selbst konstatierte, dass dieses Werk in engem Zusammenhang mit den ande-
ren Schriften der vom aufklärerischen Ideal des Freigeists bestimmten ,mittle-
ren Epoche' seines Schaffens steht. Zum näheren Kontext gehören demnach
auch Menschliches, Allzumenschliches und Die fröhliche Wissenschaft. Darüber
hinaus habe ich sowohl die wesentlichen Kontinuitäten als auch die Divergen-
zen im Verhältnis zum Frühwerk und zu den späteren Schriften markiert. Wo
der umfangreiche Nachlass erhellend wirkt, wurde auch er bei der Kommentie-
rung berücksichtigt.
Die am weitesten ausgreifende Kontextualisierung ergab sich aus dem Be-
streben, einen historischen Kommentar zu erarbeiten. Einbezogen werden anti-
ke Traditionen, auf die der Altphilologe Nietzsche häufig zurückgriff, die von
 
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