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Schmidt, Jochen; Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,1): Kommentar zu Nietzsches "Morgenröthe" — Berlin, Boston: de Gruyter, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.70911#0339
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324 Morgenröthe

285
217, 15 Wo hört das Ich auf?] „Chi non ha, non e - sagt man in Italien"
(217, 23): „Wer nichts hat, ist nichts".
286
217, 25 Haus- und Schoossthiere und Verwandtes.] Während N.
Grausamkeit und Härte gegenüber Menschen empfiehlt, ausdrücklich für das
„Opfer einer Unzahl Menschen" (JGB 258, KSA 5, 206, 28, vgl. NK M 146) und
für Sklaverei plädiert (vgl. NK 1/1, 78, 8-10), „schonungslose Vernichtung alles
Entartenden" (EH, KSA 6, 313) und „Krieg" fordert (Zarathustra I ,Vom Krieg
und Kriegsvolke', KSA 4, 58-60), bezeigte er immer wieder für die „Natur" der
Tiere ein ausgeprägtes Mitgefühl. „Mitleid" mit Menschen dagegen lehnte er
gerade in der Morgenröthe ab (vgl. Μ 132-146).

287
218, 7 Zwei Freunde.] Freunde und Freundschaft, ein traditionelles Thema
der Moralistik, traktiert N. mehrmals in der Morgenröthe: in M 313, M 489 und
vor allem in M 503, wo er eine gänzlich verfehlte Einschätzung der Geschichte
der Freundschaft in der europäischen Kultur gibt - vgl. hierzu den ausführli-
chen Kommentar.
288
218, 14 Komödie der Edlen.] Für die aus Edelmut entspringende „Scham"
interessiert sich N. auch in M 464: „Scham des Schenkenden".
289
218, 20 f. Wo man Nichts gegen eine Tugend sagen darf.] Die Dia-
gnose, die N. hier gibt, entspricht der moralistischen Entlarvungspsychologie.
Wie in anderen Kurztexten wendet er das Schema einer aus Kompensationsbe-
dürfnissen entspringenden Psychologie an. Vgl. hierzu auch den folgenden
Aphorismus.
 
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