326 Morgenröthe
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220, 13 Feinheit des Dienens.] Vordergründig handelt es sich erneut um
das von La Rochefoucauld immer wieder traktierte moralistische Thema des
unter dem Anschein des Altruismus verborgenen Egoismus. Doch deutet die
Verbindung der „grossen Kunst des Dienens" im Verhältnis zu „einem unbän-
dig Ehrgeizigen" auf N.s eigenes, bis zur Selbstaufgabe und zum Selbstbetrug
gehendes früheres Verhältnis zu Wagner. Vielleicht reflektiert er zugleich die
seinem eigenen, vielfach bezeugten „unbändigen Ehrgeiz" zustatten kommen-
de selbstlos-„feine", außerordentlich hilfreiche Rolle der Freunde Paul Ree und
Peter Gast (Heinrich Köselitz).
296
220, 21 Das Duell.] Aufgrund seiner qualvollen Krankheitsanfälle trug sich
N. immer wieder mit Gedanken „zum Selbstmord" (220, 25), und dies beson-
ders in der Zeit der Morgenröthe. Vgl. den Brief an Peter Gast (Heinrich Köselitz)
vom 22. Februar 1881: „Ich bin so durch fortwährende Schmerzen zerbrochen,
daß ich nichts mehr beurtheilen kann, ich sinne darüber nach, ob es mir nun
endlich erlaubt sei, die ganze Bürde abzuwerfen; mein Vater als er so alt war
wie ich es bin, starb" (KSB 6/KGB ΙΙΙ/1, Nr. 83, S. 63, Z. 4-7).
297
221, 2 Verderblich.] Eine erzieherische Maßregel, die N. mit Nachdruck in
Μ 431 aufgreift. In M 449 vertieft er sie im Hinblick auf Marc Aurels Selbster-
mahnungen.
298
221, 6 Der Heroen-Cultus und seine Fanatiker.] In der Geburt der
Tragödie und in UB II: Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben
hatte N. selbst noch einen illusionsbereiten Kult des Heros und des Genies
getrieben; im ersten Kapitel von UB IV: Richard Wagner in Bayreuth hatte er
ebenfalls auf „Grösse" und „grosse Menschen" abgehoben, aber auch schon
auf die Voraussetzungen reflektiert, unter denen Größe überhaupt wahrgenom-
men werden kann. Bereits die in Menschliches, Allzumenschliches folgende Re-
vision des eigenen früheren Genie- und Heroen-Kults war von einer aufkläreri-
schen Desillusionierung bestimmt. Während N. in den Frühschriften mit der
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220, 13 Feinheit des Dienens.] Vordergründig handelt es sich erneut um
das von La Rochefoucauld immer wieder traktierte moralistische Thema des
unter dem Anschein des Altruismus verborgenen Egoismus. Doch deutet die
Verbindung der „grossen Kunst des Dienens" im Verhältnis zu „einem unbän-
dig Ehrgeizigen" auf N.s eigenes, bis zur Selbstaufgabe und zum Selbstbetrug
gehendes früheres Verhältnis zu Wagner. Vielleicht reflektiert er zugleich die
seinem eigenen, vielfach bezeugten „unbändigen Ehrgeiz" zustatten kommen-
de selbstlos-„feine", außerordentlich hilfreiche Rolle der Freunde Paul Ree und
Peter Gast (Heinrich Köselitz).
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220, 21 Das Duell.] Aufgrund seiner qualvollen Krankheitsanfälle trug sich
N. immer wieder mit Gedanken „zum Selbstmord" (220, 25), und dies beson-
ders in der Zeit der Morgenröthe. Vgl. den Brief an Peter Gast (Heinrich Köselitz)
vom 22. Februar 1881: „Ich bin so durch fortwährende Schmerzen zerbrochen,
daß ich nichts mehr beurtheilen kann, ich sinne darüber nach, ob es mir nun
endlich erlaubt sei, die ganze Bürde abzuwerfen; mein Vater als er so alt war
wie ich es bin, starb" (KSB 6/KGB ΙΙΙ/1, Nr. 83, S. 63, Z. 4-7).
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221, 2 Verderblich.] Eine erzieherische Maßregel, die N. mit Nachdruck in
Μ 431 aufgreift. In M 449 vertieft er sie im Hinblick auf Marc Aurels Selbster-
mahnungen.
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221, 6 Der Heroen-Cultus und seine Fanatiker.] In der Geburt der
Tragödie und in UB II: Vom Nutzen und Nachtheil der Historie für das Leben
hatte N. selbst noch einen illusionsbereiten Kult des Heros und des Genies
getrieben; im ersten Kapitel von UB IV: Richard Wagner in Bayreuth hatte er
ebenfalls auf „Grösse" und „grosse Menschen" abgehoben, aber auch schon
auf die Voraussetzungen reflektiert, unter denen Größe überhaupt wahrgenom-
men werden kann. Bereits die in Menschliches, Allzumenschliches folgende Re-
vision des eigenen früheren Genie- und Heroen-Kults war von einer aufkläreri-
schen Desillusionierung bestimmt. Während N. in den Frühschriften mit der