328 Morgenröthe
von N.s Beschäftigung mit Carlyle - er bemerkt in GD ,Streifzüge eines Unzeit-
gemässen' 12: „Ich las das Leben Thomas Carlyle's"; N. versuchte, den
als „typischen Romantiker" klassifizierten Carlyle nunmehr psychologisch zu
analysieren, vor allem im Hinblick auf sein Festhalten am christlichen Glauben
(KSA 6, 119, ausführlich dazu NK 6/1, 119, 10).
Leitmotivisch betont N. im ersten Teil des Texts (221, 7-27), dass der „Hero-
en-Cultus" lediglich Produkt einer Idealisierungsbereitschaft von „Fanatikern"
und eines daraus folgenden Verklärungsprozesses ist. Dabei zeichnet sich be-
reits die Optik der Götzen-Dämmerung ab, wenn es von dem „Fanatiker", der
seinen Helden zum Ideal erhebt, heißt: „Zuletzt hat er wirklich seinen Gott
fertig gemacht" (221, 27 f.). Solche ,Götter' - Vorstellungen wie Personen -
greift N. später als ,Götzen' an, und er entlarvt sie als solche, indem er die
bisher hochgehaltenen Idealvorstellungen auf „Irrthümer" zurückführt. In
Ecce homo pointiert er mit letzter Radikalität: „Das, was Götze auf dem Titel-
blatt heisst, ist ganz einfach das, was bisher Wahrheit genannt wurde. Göt-
zen-Dämmerung - auf deutsch: es geht zu Ende mit der alten Wahrheit
..." (KSA 6, 354, 11-14).
Von den beiden lateinischen Wendungen in M 298 stammt die eine, „profa-
num vulgus" (221, 23; „gemeiner Pöbel") aus einer Ode des Horaz (carmina III
1, 1), die andere, „in majorem dei gloriam" („zur größeren Ehre Gottes"), war
ein Ausspruch von Papst Gregor dem Großen in der Zeit seines Pontifikats
(590-604) in seinen Dialogen I, 2; später wurde er zum Wahlspruch der Jesui-
ten; schon Schopenhauer zitiert ihn sarkastisch.
299
222, 11 Anschein des Heroismus.] Erneut adaptiert N. das in der Moralis-
tik etablierte Verfahren, den Schein zu entlarven, hier den Schein des Mutes,
den er in paradoxaler Weise auf sein Gegenteil: Feigheit zurückführt.
300
222, 24 Gnädig gegen den Schmeichler.] Vgl. Μ 258 und NK hierzu.
301
223, 2 „Charaktervoll".] Schon der erste, von einem Rollen-Ich gespro-
chene Satz knüpft an M 182 an, wo die „Consequenz" im Handeln als eine
irrtümlich für „Charakter" gehaltene Verhaltensweise dargestellt wird. Unter
von N.s Beschäftigung mit Carlyle - er bemerkt in GD ,Streifzüge eines Unzeit-
gemässen' 12: „Ich las das Leben Thomas Carlyle's"; N. versuchte, den
als „typischen Romantiker" klassifizierten Carlyle nunmehr psychologisch zu
analysieren, vor allem im Hinblick auf sein Festhalten am christlichen Glauben
(KSA 6, 119, ausführlich dazu NK 6/1, 119, 10).
Leitmotivisch betont N. im ersten Teil des Texts (221, 7-27), dass der „Hero-
en-Cultus" lediglich Produkt einer Idealisierungsbereitschaft von „Fanatikern"
und eines daraus folgenden Verklärungsprozesses ist. Dabei zeichnet sich be-
reits die Optik der Götzen-Dämmerung ab, wenn es von dem „Fanatiker", der
seinen Helden zum Ideal erhebt, heißt: „Zuletzt hat er wirklich seinen Gott
fertig gemacht" (221, 27 f.). Solche ,Götter' - Vorstellungen wie Personen -
greift N. später als ,Götzen' an, und er entlarvt sie als solche, indem er die
bisher hochgehaltenen Idealvorstellungen auf „Irrthümer" zurückführt. In
Ecce homo pointiert er mit letzter Radikalität: „Das, was Götze auf dem Titel-
blatt heisst, ist ganz einfach das, was bisher Wahrheit genannt wurde. Göt-
zen-Dämmerung - auf deutsch: es geht zu Ende mit der alten Wahrheit
..." (KSA 6, 354, 11-14).
Von den beiden lateinischen Wendungen in M 298 stammt die eine, „profa-
num vulgus" (221, 23; „gemeiner Pöbel") aus einer Ode des Horaz (carmina III
1, 1), die andere, „in majorem dei gloriam" („zur größeren Ehre Gottes"), war
ein Ausspruch von Papst Gregor dem Großen in der Zeit seines Pontifikats
(590-604) in seinen Dialogen I, 2; später wurde er zum Wahlspruch der Jesui-
ten; schon Schopenhauer zitiert ihn sarkastisch.
299
222, 11 Anschein des Heroismus.] Erneut adaptiert N. das in der Moralis-
tik etablierte Verfahren, den Schein zu entlarven, hier den Schein des Mutes,
den er in paradoxaler Weise auf sein Gegenteil: Feigheit zurückführt.
300
222, 24 Gnädig gegen den Schmeichler.] Vgl. Μ 258 und NK hierzu.
301
223, 2 „Charaktervoll".] Schon der erste, von einem Rollen-Ich gespro-
chene Satz knüpft an M 182 an, wo die „Consequenz" im Handeln als eine
irrtümlich für „Charakter" gehaltene Verhaltensweise dargestellt wird. Unter