Metadaten

Schmidt, Jochen; Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,1): Kommentar zu Nietzsches "Morgenröthe" — Berlin, Boston: de Gruyter, 2015

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.70911#0351
Lizenz: In Copyright

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
336 Morgenröthe

315
227, 16 Sich entäussern.] Zu der von N. immer wieder aufgegriffenen Vor-
stellung der „Grossmuth" (magnanimitas) vgl. Μ 459 und NK hierzu. Die Beto-
nung des „grossen Reichthums" deutet voraus auf das Zarathustra-Kapitel
„Von der schenkenden Tugend".

316
227, 20 Schwache Secten.] Mit dem Sektenwesen war N. besonders durch
das in seiner persönlichen Bibliothek vorhandene und von ihm studierte Buch
von William Hartpole Lecky: Entstehungsgeschichte und Charakteristik des Me-
thodismus (1880) aufmerksam geworden.

317
227, 26 Das Urtheil des Abends.] Die „Müdigkeit" ist ein von N.s eigener
Lebenserfahrung bestimmtes Thema - sowohl in Briefen wie in mehreren Tex-
ten der Morgenröthe, wo sie auch zeitdiagnostische Bedeutung erhält. Vgl. Μ
542 sowie den Kommentar hierzu. - Vom „siebenten Tag", an dem Gott der
Bibel zufolge vom Sechstagewerk der Schöpfung ausruhte und alles für gut
befand (Genesis 1, 31) - N. spielt darauf in 228, 4-6 an - ist auch in M 463
und noch in den Dionysos-Dithyramben die Rede (hierzu NK 6/2, 393, 21 f.). N.
platziert zum Schluss von M 317 eine Pointe, indem er der Feststellung des
Schöpfergottes, der am siebten Tag sein Werk gut („schön") fand, „nicht mehr
Recht" (228, 4) gibt. Der „bessere Augenblick" ist aus dem Text zu erschlie-
ßen: Es handelt sich um die Zeit des Schaffens und Genießens selbst, in denen
man „Urtheile über das Leben" fällen müsse.

318
228, 9 Vorsicht vor den Systematikern!] Bei dieser Warnung dürfte
N. besonders an Hegels philosophische Systembauten gedacht haben. Doch
kritisiert er, der gerade nicht systematisch verfuhr, nicht das systematische Phi-
losophieren als solches, sondern den Akt der Selbstdarstellung („Schauspiele-
rei"), als dessen blassen Ausdruck er den philosophischen Systembau interpre-
tiert. Vgl. NK 6/1, 63, 8 f.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften