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Schmidt, Jochen; Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,1): Kommentar zu Nietzsches "Morgenröthe" — Berlin, Boston: de Gruyter, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.70911#0374
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Stellenkommentar Viertes Buch, KSA 3, S. 251-253 359

gewiß nicht!' ist meine Empfindung; wenn ich mich bedanken wollte, erschien
ich mir unredlich" (6[182], KSA 9, 244).
400
252, 16 Moralische Verzärtelung.] Auffallend oft spricht N. von Scham
und Beschämung, so im näheren Umfeld in Μ 384, Μ 393 und Μ 403.
401
252, 20 Gefährlichstes Verlernen.] Vgl. das später im Neuen Testament
noch oft zitierte Gebot in 1. Mose 19, 18: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie
dich selbst".
402
252, 24 Auch eine Toleranz.] Diese Art von „Toleranz" beruht auf der Mi-
nimierung menschlichen Mitgefühls.
403
253, 6 Verschiedener Stolz.] N. korreliert das wiederholt angeführte
„Machtgefühl" - ein Leitmotiv, das sich durch viele Texte der Morgenröthe
zieht - mit der ebenfalls wiederholt genannten „Passion", die ein ,moralisti-
sches' Thema u. a. bei La Rochefoucauld ist, aber nun in der psychologisch
vertieften Version Stendhals erscheint, den N. zu dieser Zeit studierte.

404
253, 19 Wem man selten gerecht wird.] Der abschließende Passus
„diess ist seine Art Moralität" entspricht der relativierenden Subjektivierung
von ,Moral', die vom individualistischen Standpunkt aus eine allgemein Gel-
tung beanspruchende Moral negiert. Vgl. hierzu insbesondere M 107 und M
108. Analog zur individualistischen Subjektivierung der Moral verfährt N. spä-
ter mit der „Wahrheit". In dem Dionysos-Dithyrambus Von der Armuth des
Reichsten und nach dem Ausruf „ - Still! / Eine Wahrheit wandelt über mir"
(KSA 6, 408, 7 f.) begrüßt er die Wahrheit schließlich nicht als eine allgemein
 
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