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Schmidt, Jochen; Kaufmann, Sebastian; Nietzsche, Friedrich; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Mitarb.]
Historischer und kritischer Kommentar zu Friedrich Nietzsches Werken (Band 3,1): Kommentar zu Nietzsches "Morgenröthe" — Berlin, Boston: de Gruyter, 2015

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https://doi.org/10.11588/diglit.70911#0373
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358 Morgenröthe

früheren Texten der historischen Kritik aus, sondern bezieht es auf verschie-
denartige seelische Zustände. Auch in anderen Texten perspektiviert er seine
psychologische Analyse von verschiedenen inneren „Zuständen" her, so in Μ
384. Diese - oft physiologisch bedingten - „Zustände" erscheinen als äußerst
instabil und wetterwendisch, wie in Μ 492: „Unter den Südwinden". In
einem späteren Text (Μ 440: „Nicht entsagen!") wird deutlich, warum das
Thema der Kontemplation N. nicht loslässt: Sie ist eine innere Notwendigkeit
für den Denker, der deshalb, wie im fünften Buch häufig hervorgehoben wird,
einer der Kontemplation günstigen „Einsamkeit" bedarf, gleichwohl aber - so
Μ 440 - nicht der vita activa entsagen soll.
396
251, 23 Auf der Jagd.] Schon in Μ 327: „Eine Fabel" ist von der „Jagd"
nach Erkenntnis die Rede, die N. auch von Pascals Pensees her vertraut war
(vgl. Brusotti 1997, 192).

397
252, 2 Erziehung.] Immer wieder wendet sich N. den Notwendigkeiten von
Erziehung und Bildung zu, meist in einem allgemeineren historisch-kulturellen
Horizont, so in M 13, M 190 und M 195. Hier perspektiviert er sie durch psycho-
logische Analyse auf das in der Moralistik beliebte Thema der Eigenliebe
(„amour propre" oder „amour de soi"). Vgl. M 422.
398
252, 6 Woran der Hitzigere zu erkennen ist.] Indirekt spielt hier N.s
Denken in Macht-Verhältnissen herein, die er in M 112 ausführlich analysiert.
399
252, 12 Sich vertheidigen.] In einem nachgelassenen Notat vom Herbst
1880 heißt es: „Das Peinlichste für mich ist, mich vertheidigen zu müssen.
Dabei werde ich inne, daß ich erst meine Art zu sein mit der Anderer verglei-
chen müsse und daß ich ihr verständliche Motive unterschieben
müsse: daran nicht gewöhnt, weiß ich, daß es mir mißlingt. Ja jede Präsentati-
on meines Bildes durch Andere setzt mich in Verwirrung ,das bin ich ganz
 
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