362 Morgenröthe
che des Fanatismus. Fast überall, wo in ihnen die Rede auf Andersdenkende
kommt, macht sich jene blutige Art zu lästern und jene Begeisterung in der
Bosheit bemerklich, welche die Abzeichen des Fanatismus sind" (besonders
dürfte N. an sein „Attentat" auf David Friedrich Strauß in UB I und auf Eduard
von Hartmann im 9. Kapitel von UB II gedacht haben). Er fährt fort: „Der Fana-
tismus verdirbt den Charakter, den Geschmack und zuletzt auch die Gesund-
heit" (NL 1880, 3[1], KSA 9, 47, 5-15). Besonders das 5. Buch der Morgenröthe
verrät eine Tendenz zur Selbstregulierung und zum Verständnis für andere Hal-
tungen und Meinungen (vgl. auch Μ 412), bevor dann in den Schriften von
Jenseits von Gut und Böse bis Ecce homo der Radikalismus und der „Hass" er-
neut und verstärkt durchbricht. In einem nachgelassenen Notat spricht N. von
der „Magie des Extrems" (NL 1887, 10[94], KSA 12, 510).
412
255, 7 Geistreich und beschränkt.] Vgl. NK 254, 25.
413
255, 12 Die privaten und öffentlichen Ankläger.] Dieser Text setzt
die in den M 410-412 formulierten Selbstwarnungen und Selbstermahnungen
wiederum mit einer objektivierenden Projektion auf das Verhalten Anderer fort.
Vgl. NK M 411.
414
255, 21 Die freiwillig Blinden.] Dieser Text ist auf dem Hintergrund von
N.s früherem Verhältnis zu Wagner zu sehen, zu dem er nach einer Zeit
„schwärmerischer" „Hingebung" und Parteinahme schon in der vierten der Un-
zeitgemäßen Betrachtungen: Richard Wagner in Bayreuth trotz deren noch weit-
gehend huldigendem Duktus auf Distanz ging. In einem nachgelassenen Notat
vom Jahr 1880 (5[14], KSA 9, 184) erörtert N. gleichfalls das in M 414 exponierte
Problem, dort mit ausdrücklichem Hinweis auf UB IV und das darin praktizier-
te „sacrificium intellectus", das hier als „freiwillige B 1indheit" traktiert wird.
415
255, 28 Remedium amoris.] N. spielt auf Ovids erotische Lehrdichtung Re-
media amoris an („Heilmittel gegen die Liebe").
che des Fanatismus. Fast überall, wo in ihnen die Rede auf Andersdenkende
kommt, macht sich jene blutige Art zu lästern und jene Begeisterung in der
Bosheit bemerklich, welche die Abzeichen des Fanatismus sind" (besonders
dürfte N. an sein „Attentat" auf David Friedrich Strauß in UB I und auf Eduard
von Hartmann im 9. Kapitel von UB II gedacht haben). Er fährt fort: „Der Fana-
tismus verdirbt den Charakter, den Geschmack und zuletzt auch die Gesund-
heit" (NL 1880, 3[1], KSA 9, 47, 5-15). Besonders das 5. Buch der Morgenröthe
verrät eine Tendenz zur Selbstregulierung und zum Verständnis für andere Hal-
tungen und Meinungen (vgl. auch Μ 412), bevor dann in den Schriften von
Jenseits von Gut und Böse bis Ecce homo der Radikalismus und der „Hass" er-
neut und verstärkt durchbricht. In einem nachgelassenen Notat spricht N. von
der „Magie des Extrems" (NL 1887, 10[94], KSA 12, 510).
412
255, 7 Geistreich und beschränkt.] Vgl. NK 254, 25.
413
255, 12 Die privaten und öffentlichen Ankläger.] Dieser Text setzt
die in den M 410-412 formulierten Selbstwarnungen und Selbstermahnungen
wiederum mit einer objektivierenden Projektion auf das Verhalten Anderer fort.
Vgl. NK M 411.
414
255, 21 Die freiwillig Blinden.] Dieser Text ist auf dem Hintergrund von
N.s früherem Verhältnis zu Wagner zu sehen, zu dem er nach einer Zeit
„schwärmerischer" „Hingebung" und Parteinahme schon in der vierten der Un-
zeitgemäßen Betrachtungen: Richard Wagner in Bayreuth trotz deren noch weit-
gehend huldigendem Duktus auf Distanz ging. In einem nachgelassenen Notat
vom Jahr 1880 (5[14], KSA 9, 184) erörtert N. gleichfalls das in M 414 exponierte
Problem, dort mit ausdrücklichem Hinweis auf UB IV und das darin praktizier-
te „sacrificium intellectus", das hier als „freiwillige B 1indheit" traktiert wird.
415
255, 28 Remedium amoris.] N. spielt auf Ovids erotische Lehrdichtung Re-
media amoris an („Heilmittel gegen die Liebe").