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Überblickskommentar 7

worden, wenn nicht meine Augen protestirt hätten: doch sind 3/4 schon abge-
schrieben" (KSB 8/KGB III 5, Nr. 889, S. 127 f., Z. 7-10). Aber die Abgabe sollte
sich wie gesagt bis zum 28. 08. 1887 verzögern - es kamen noch „ein Nachtrag
zur Vorrede" (KSB 8/KGB III 5, Nr. 897, S. 136, Z. 12) und schon zehn Tage
früher die „Anmerkung" am Ende der ersten Abhandlung hinzu (N. an
Naumann, 18. 08. 1887, KSB 8/KGB III 5, Nr. 892, S. 130, Z. 9-12). Während die
Korrekturarbeiten in vollem Gange waren, benutzte N. jede sich bietende Gele-
genheit, um für die baldige Novität zu werben, in der erklärten Absicht, „Jen-
seits' von mir aus etwas zu Hülfe zu kommen: und so habe ich ein paar gute
Wochen benutzt, um in Gestalt von 3 Abhandlungen das Problem des genann-
ten Buchs noch einmal zu präcisiren" (N. an Overbeck, 30. 08. 1887, KSB 8/
KGB III 5, Nr. 900, S. 140, Z. 57-60, vgl. N. an Burckhardt, 14. 11. 1887, KSB 8/
KGB III 5, Nr. 952, S. 198, Z. 19-26). Gegenüber Meta von Salis, mit der er in
Sils während der Abfassungszeit von GM häufigen Kontakt hatte, gab sich N. in
seinem Brief vom 14. 08. 1887 widerwillig auskunftsfreudig und benutzte dabei
einen Ausdruck, der die historisch-genealogische Arbeit in GM geradezu kon-
terkariert, weil er teleologische Linearität suggeriert: „Entwicklungsgeschich-
te", in distanzierenden Anführungszeichen. „Mein Druck ist beim letzten Drit-
tel angelangt; das Buch wird heißen ,Zur Genealogie der Moral. Eine
Streitschrift'. Damit ist nunmehr alles Wesentliche angedeutet, was zur vorläu-
figen Orientierung über mich dienen kann: von der Vorrede zur Geburt der
Tragödie bis zur Vorrede des letzt genannten Buchs — das giebt eine Art ,Ent-
wicklungsgeschichte'. Nichts ist übrigens degoutanter, als sich selbst commen-
tieren zu müssen; aber bei der vollkommnen Aussichtslosigkeit dafür, daß ir-
gend jemand Anders mir dies Geschäft hätte abnehmen können, habe ich die
Zähne zusammengebissen und gute Miene, hoffentlich auch ,gutes Spiel' ge-
macht" (KSB 8/KGB III 5, Nr. 908, S. 151, Z. 29-39).
Wie von einem treusorgenden Jünger zu erwarten, zeigte sich Köselitz an-
gesichts des ihm auferlegten Korrekturenjochs nicht etwa überfordert oder
frustriert, sondern vielmehr begeistert, als er seinen Meister am 13. 09. 1887
wissen ließ: „Mit wahrem Jubel habe ich die letzten Bogen Ihrer Streitschrift
gelesen! Welchen ungeheuren Weg haben Sie zurückgelegt! Welche Summe
schöpferischen Denkens gehörte dazu, um Ihre grandiosen Absichten so concis
und wissenschaftlich plausibel zu formuliren! Man ist in der ,verkehrten Welt',
wenn man aus Ihrem Gedankenkreis in die Anschauung unsrer Zeit zurücktritt.
Man hat, Sie lesend, an einer Macht des Geistes und der Seele Theil genom-
men, vor der unzähliges Verehrte blass und kahl und armselig erscheint. Und
welche Finessen im Einzelnen! ich bin, da ich Wort für Wort vorwärts drang,
oft vor Entzücken aufgesprungen. Und wie viel Güte aus vollem Herzen in die-
ser ,Streit'-schrift! Es ist die Güte und Ruhe des Unbesiegbaren. Ich glaube
 
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