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128 Zur Genealogie der Moral

wachsen des Körpergewichtes von 63 auf 106 Pfund, also eine Gewichtszunah-
me von 43 Pfund binnen 6 Wochen. Mit der Besserung der Allgemeinernäh-
rung, die in dem Anwachsen des Körpergewichtes ihren Ausdruck findet, neh-
men die nervösen Störungen gewöhnlich entsprechend ab." (Ebd., 116) Nun
stellt Löwenfeld zwar in Abrede, dass das Mitchellsche Verfahren ein Wun-
dermittel gegen diese Krankheiten sei, in ihm stecke „jedoch ein Kern, die
Ueber ernährung, der auch in Combination mit anderen Heilagentien als
den von Mitchell für seine Cur ausgewählten sich verwenden lässt und auch
in dieser Verbindung Bedeutendes leistet" (ebd., 117). Die Priester von GM I 6
wählen also gerade den falschen Teil der Therapie, sollten sie gesunden wol-
len, nämlich die Isolierung, während die Wirkung nach Löwenfeld von der
Mast ausgeht. „Die Mitchell-Playfair'sche Cur bildet, wie aus dem Vorstehen-
den schon erhellen dürfte, unzweifelhaft eine höchst werthvolle Vermehrung
unserer Hilfsmittel gegen die schweren Formen von Neurasthenie und Hyste-
rie." (Ebd., 116) Zur Hysterie vgl. NK 265, 20.
265, 31-266, 1 hinzugerechnet die ganze sinnenfeindliche, faul- und raffinirtma-
chende Metaphysik der Priester, ihre Selbst-Hypnotisirung nach Art des Fakirs
und Brahmanen — Brahman als gläserner Knopf und fixe Idee benutzt —] Auf
einer Bücherliste erwähnt N. in NL 1886/87, KSA 12, 5[110], 229 = KGW IX 3, N
VII 3, 188, 3-22 James Braids Hypnotismus in der Übersetzung von William
Thierry Preyer (Berlin 1882). Offensichtlich hat N. dieses für die zeitgenössische
Hypnotismus-Diskussion wichtige Buch (vielleicht nur aus zweiter Hand) zur
Kenntnis genommen (vgl. NK KSA 6, 23, 16 f. und NK KSA 6, 272, 24 f.). In die-
sem Band freilich spielt der gläserne Knopf als Objekt, auf das der Zu-Hypnoti-
sierende seine ungeteilte Aufmerksamkeit richten soll, wie Brusotti 2001, 125,
Fn. 36 bemerkt hat, nur in den Herausgeberanmerkungen von Preyer eine Rolle
(Braid 1882, 280, vgl. auch Preyer 1881, 57). Ausführlich vom Glasknopf die
Rede ist allerdings in einem von N.s studierten und unter seinen Büchern er-
haltenen Werk, nämlich Georg Heinrich Schneiders Der menschliche Wille vom
Standpunkte der neueren Entwicklungstheorien, das ausführlich von Hypnose
handelt (Schneider 1882, 206-208 u. 336-359): „Die abnorme Einseitigkeit des
Bewusstseins wird bei dem Hypnotisiren aber dadurch hervorgerufen, dass
die Aufmerksamkeit in aussergewöhnlicher Weise längere
Zeit auf eine bestimmte Einwirkung gelenkt wird, auf den glän-
zenden Glasknopf, den man längere Zeit fixiren lässt, auf das Streichen und
auf den Experimentator, den bei manchen Experimenten der Hypnotisirte
scharf anzusehen hat." (Ebd., 345) Den Gedanken nimmt N. auch in FW 364,
KSA 3, 613, 6-9 auf.
Hypnotismus und religiöse Praxis in Indien zusammenzudenken, war wie-
derum nicht N.s Innovation, sondern beruhte zunächst auf Braids Beobachtun-
 
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