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Stellenkommentar GM II 6, KSA 5, S. 301 279

Madrid während der Feste, die der Hochzeit Karl's II. folgten, in Gegenwart
des Königs, seiner Braut, des Hofes und der madrider Geistlichkeit verbrannt
wurden. Der grosse Platz war wie ein Theater eingerichtet und mit Damen in
Staatskleidern voll gedrängt; der König sass auf einer Erhöhung, umgeben von
den Hauptmitgliedern der Aristokratie; der General-Inquisitor, Bischof Valda-
res, präsidirte der Scene. [...] Llorente erwähnt dieses auto da fe, aber nicht des
Bildes." (Ebd., 2, 90, Fn. 3) Mit dem portugiesischen Ausdruck „Autodafe" wird
die Urteilsverkündigung und Urteilsvollstreckung durch die Inquisition, na-
mentlich die Verbrennung von Ketzern bezeichnet. N. ist der Ausdruck im Blick
auf die Verbrennung von Büchern schon in NL 1867/68, KGW I 4, 52[27], 212, 5
geläufig.
Geflissentlich übergeht GM II 6, dass es neben der Ausübung von Grausam-
keit gerade entgegengesetzte Strategien des herrschaftlichen Machtgewinns
und Machterhalts gibt, die ebenso von Festfreude zehren und positiv ein Ge-
dächtnis machen, nämlich all das, was in den Bereich der clementia, der Milde
und Huld des Höherengestellten gehört und sich in Großzügigkeit, Nachsicht,
sehr konkret in der Amnestie von Gefangenen äußert. Auch die clementia
bringt Verbindlichkeiten, Schuldverpflichtungen derjenigen hervor, die in ih-
ren Genuss gekommen sind.
301, 31-302, 3 (— man erinnere sich etwa Don Quixote's am Hofe der Herzogin:
wir lesen heute den ganzen Don Quixote mit einem bittren Geschmack auf der
Zunge, fast mit einer Tortur und würden damit seinem Urheber und dessen Zeit-
genossen sehr fremd, sehr dunkel sein, — sie lasen ihn mit allerbestem Gewissen
als das heiterste der Bücher, sie lachten sich an ihm fast zu Tod)] Schon NL 1876/
77, KSA 8, 23[140], 453 f. (vgl. die „Vorstufe" KGW IV 4, 448) nimmt - vielleicht
unter dem Eindruck ähnlich ausgerichteter, Cervantes-kritischer Bemerkungen
in Bruno Bauers Christus und die Caesaren (Bauer 1877, 180 f.) - die Parenthese
vorweg und elaboriert sie breiter: Miguel de Cervantes' Roman El ingenioso
hidalgo Don Quixote de la Mancha (1605/15) macht den Titelhelden mit seiner
Ritterromantik zur Zielscheibe des Spottes (vgl. auch NK KSA 5, 42, 18). „Cer-
vantes hätte die Inquisition bekämpfen können, aber er zog es vor, ihre Opfer
d.h. die Ketzer und Idealisten aller Art auch noch lächerlich zu machen."
(KSA 8, 454, 2-5) Und die Schlussfolgerung ist bitter: „er machte ganz Spanien,
alle Tröpfe eingeschlossen, lachen und sich selber weise dünken: es ist eine
Thatsache daß über kein Buch so gelacht wurde wie über den Don Quixote.
Mit einem solchen Erfolge gehört er in die Decadence der spanischen Cultur,
er ist ein nationales Unglück. Ich meine daß er die Menschen verachtete und
sich nicht ausnahm; oder macht er sich nicht nur lustig wenn er erzählt wie
man am Hofe des Herzogs mit dem Kranken Possen trieb?" (ebd., 10-17) Wäh-
rend N. Rohde am 8. 12. 1875 die Lektüre des Romans nach einer eigenen Lek-
 
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