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376 Zur Genealogie der Moral

sers von so vielen Nationen bald die Anerkennung Eines Gottes zur Folge ha-
ben." Das liegt ganz auf der Linie von 329, 30-330, 2, wonach „Universal-Rei-
che[.]" zu „Universal-Gottheiten" tendieren, so wie der Despotismus zum Mo-
notheismus. Von Hellwalds Sicht unterscheidet sich GM II 20 allerdings erstens
durch die implizit negative Bewertung dieses Vorganges, der keineswegs als
„höchste Culturwohlthat" in Frage käme, sowie zweitens durch den Umstand,
dass die Mimikry praktizierenden Sklaven, der Pöbel-Massen bei Hellwald
nicht als ausschlaggebender Veränderungskatalysator im Vordergrund stehen.
329, 27 f. Alles was der endgültigen Rangordnung aller Volks-Elemente in jeder
grossen Rassen-Synthesis vorangeht] Im Druckmanuskript steht stattdessen:
„die ganze Thatsächlichkeit der schließlichen Rangordnung aller Volks=Ele-
mente in jeder großen Völker-Synthesis" (GSA 71/27,1, fol. 36r). Zum Thema der
Rangordnung vgl. z. B. Schröder 2005, 53 u. 72, der sie als naturgegeben ver-
steht - dazu kritisch Viesenteiner 2009, 458.
329, 30-330, 2 der Fortgang zu Universal-Reichen ist immer auch der Fortgang
zu Universal-Gottheiten, der Despotismus mit seiner Überwältigung des unab-
hängigen Adels bahnt immer auch irgend welchem Monotheismus den Weg] Vgl.
NK 329, 17-21.
330, 2-5 Die Heraufkunft des christlichen Gottes, als des Maximal- Gottes, der
bisher erreicht worden ist, hat deshalb auch das Maximum des Schuldgefühls auf
Erden zur Erscheinung gebracht.] N VII 2, 168, 26-34 (KGW IX 3): ,„es ist unmög-
lich, seine Schulden zu be=/zahlen', Ausbrüche der Heilsbegierde u. / der Cul-
te u. Mysterien. ,Es ist unmöglich, / seine Sünde loszuwerden' Ausbruch des /
Christenthums des Paulus Augustin u. Luther." (Vgl. NL 1885/86, KSA 12, 1[5],
12, 13-16.) Hier paraphrasiert N. großflächig Lippert 1882 (vgl. z. B. die in
NK 331, 20-29 mitgeteilte Stelle Lippert 1882, 37).
330, 5-15 Angenommen, dass wir nachgerade in die umgekehrte Bewegung
eingetreten sind, so dürfte man mit keiner kleinen Wahrscheinlichkeit aus dem
unaufhaltsamen Niedergang des Glaubens an den christlichen Gott ableiten, dass
es jetzt bereits auch schon einen erheblichen Niedergang des menschlichen
Schuldbewusstseins gäbe; ja die Aussicht ist nicht abzuweisen, dass der voll-
kommne und endgültige Sieg des Atheismus die Menschheit von diesem ganzen
Gefühl, Schulden gegen ihren Anfang, ihre causa prima zu haben, lösen dürfte.
Atheismus und eine Art zweiter Unschuld gehören zu einander. — ] ,,[D]ie
Verheissung einer nachgeborenen zweiten Unschuld", „eine der schöns-
ten Erfindungen des Christenthums" ist nach M 321, KSA 3, 229, 33 f. dadurch
wirksam geworden, dass das Christentum „die Schuld, das Schuldgefühl und
die Verzweiflung" (KSA 3, 229, 29) höchst effektiv genährt habe. GM II 20 trans-
 
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