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Stellenkommentar GM III 3, KSA 5, S. 342 411

keine Philosophie zu haben, womit mir das bisher abschreckende Studium der-
selben ungemein erleichtert wurde; sowie zweitens, dass nur Das wirklich sei,
was die Sinne wahrnehmen. Dass er in die ästhetische /509/ Wahrnehmung
unserer Sinnenwelt Das, was wir Geist nennen, setzte, diess war es, was mich,
neben der Erklärung von der Nichtigkeit der Philosophie, für meine Conzeption
eines allumfassenden, für die einfachste, rein menschliche Empfindung ver-
ständlichen Kunstwerkes, des vollendeten Drama's, im Momente seiner, jede
künstlerische Intention verwirklichenden Darstellung als ,Kunstwerk der Zu-
kunft', so ergiebig unterstützte; und diesen Erfolg scheint mir Sulzer gemeint
zu haben, als er geringschätzend über Feuerbach's Einfluss auf mich sich äus-
serte" (ebd., 509).
342, 26 f. Feuerbach's Wort von der „gesunden Sinnlichkeit"] Dieses „Wort" fin-
det sich schon im Notat NL 1886/87, KSA 12, 7[4], 261, 20-22: „Feuerbach's
,gesunde und frische Sinnlichkeit' / ,Grundsätze der Philosophie der Zukunft'
1843. / gegen ,die abstrakte Philosophie'". N. hat hier freilich nicht Feuerbach
im Original ausgewertet, sondern den Spinoza-Band aus Kuno Fischers Ge-
schichte der neuern Philosophie (vgl. NK KSA 6, 431, 8 u. Scandella 2012, 322 f.):
„Seit Feuerbach ist die ,abstracte Philosophie' ein Schlagwort geworden, dem
man das Schlagwort der ,gesunden und frischen Sinnlichkeit' als Richtschnur
der Philosophie entgegensetzt." (Fischer 1865, 2, 561, dazu die Fußnote: „Lud-
wig Feuerbach, Grundsätze der Philosophie der Zukunft. 1843".) Feuerbach
selbst spricht weder von „gesunder" noch von „frischer Sinnlichkeit". Fischers
Anführungszeichen suggerierten N. ein Originalzitat, um das es sich jedoch
nicht handelt.
342, 29 (- sie nannten sich die „jungen Deutschen")] Das ist schon zu N.s
Zeit selbstverständliches Konversationslexikonwissen: „Junges Deutschland,
Name einer Schriftstellergruppe, welche nach 1830 die Führung der deutschen
Litteratur zu übernehmen und die weitere Entwickelung dieser Litteratur zu
bestimmen beanspruchte. Im engsten Zusammenhang standen die ,jungdeut-
sche' Auffassung von den künftigen Aufgaben der Litteratur und der Glaube an
eine neue Periode eigentümlichen Geisteslebens einerseits mit der allmählich
eingetretenen Entartung der Romantik und anderseits mit dem politischen
Drang und Bedürfnis der Zeit. Die Erregung, welche durch die französische
Julirevolution von 1830 in ganz Europa erweckt war, der Aufschwung, den der
Liberalismus überall nahm, begünstigten eine litterarische Richtung, welche
danach strebte, die seither geltenden (teils um der Gewöhnung des Publikums,
teils um der Zensur willen beizubehaltenden) Formen der Belletristik mit einem
wesentlich politischen Inhalt zu erfüllen." (Meyer 1885-1892, 9, 314) 1835 be-
schloss der Frankfurter Bundestag das Verbot aller Schriften der Vertreter die-
 
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