Magmatische Hebungen.
5
Darauf gestützt, hat schon Andree in seiner Schrift „Über die
Bedingungen der Gebirgsbildung“ (Bornträger, 1914, S. 6f.) die Kon-
traktionslehre als widerlegt angesehen. Auch Dacque hat in seiner
vortrefflichen Paläogeographie (Jena bei G. Fischer 1915) auf S. 110 f.
die Kontraktionslehre einer sehr beachtenswerten Kritik unterworfen.
Er sagt angesichts der Ergebnisse von Tammanns „Kristallisieren und
Schmelzen“, daß „die Abkühlung des Erdkörpers, wenn sie über-
haupt stattfindet, ein außerordentlich komplizierter Prozeß war
und ist, angesichts dessen die Kontraktionstheorie in ihrer ge-
wöhnlichen Form geradezu naiv anmuten muß“ (von mir
gesperrt). Tammann hat nämlich auf S. 181—-184- erörtert, welche
„Änderungen des Aggregatzustandes bei der Abkühlung eines chemisch
homogenen Weltkörpers“ stattfinden können. Schon bei einem solchen
Weltkörper ist ganz verschiedenes Verhalten, je nach den unbekannten
physikalischen Voraussetzungen möglich, nämlich 1. Bildung der ersten
kristallisierten Schicht nicht an der Oberfläche, sondern in der
dem maximalen Schmelzpunkte entsprechenden Tiefe, 2. Bildung einer
Erstarrungskruste an der Oberfläche. Bei einem wie unsere Erde nicht
chemisch homogenen Weltkörper liegen die Verhältnisse aber viel ver-
wickelter. „Es können sich dann konzentrische Schalen von Kristalli-
siertem bilden, zwischen denen sich noch Schichten von Flüssigem be-
finden. Die Diskussion dieses Problems ist ohne vorhergehende An-
gabe der Stoffe, aus denen die Kugel besteht, nicht möglich.“ Bekannt-
lich streiten wir uns aber bisher immer noch über die Art und An-
ordnung dieser Stoffe im Erdinneren. — Eine klare und kurze Dar-
stellung der AMPFERERschen Kritik der Kontraktionslehre findet sich
auch bei S. v. Bubnoff in dessen Buche „Die Grundlagen der Decken-
theorie in den Alpen“ (Stuttgart 1921, bei Schweizerbart, S. 111 bis
115). Ich hebe übrigens bei dieser Gelegenheit ausdrücklich hervor,
weil das manchmal mißverstanden zu werden scheint, daß auch mit den
Strömungstheorien der Deckenbau der Alpen erklärt werden kann, daß
man also diesen nicht etwa als einen Beweis für die Dichtigkeit der
Kontraktionslehre ansehen darf. So führt Staub (Der Bau der Alpen,
1924, S. 228 f.) die Faltung der Alpen und des Himalayasystems auf
den „Nordschub“ Afrikas bzw. Indiens zurück. Argand (La tectonique
de FAsie, Comptes rendus des sog. „XIII. Internationalen Geologen-
kongresses“ 1922, S. 171 f.) folgt ähnlichen Gedankengängen, kommt
aber schon zum Zweifel an der Dichtigkeit der Kontraktionslehre.
Denn er sagt auf S. 327 wörtlich: „Si la theorie de la contraction
passe pour inconciliable avec le mobilisme (nämlich der Wegener-
schen Theorie), il n’en est pas de meme de la contraction, si eile
5
Darauf gestützt, hat schon Andree in seiner Schrift „Über die
Bedingungen der Gebirgsbildung“ (Bornträger, 1914, S. 6f.) die Kon-
traktionslehre als widerlegt angesehen. Auch Dacque hat in seiner
vortrefflichen Paläogeographie (Jena bei G. Fischer 1915) auf S. 110 f.
die Kontraktionslehre einer sehr beachtenswerten Kritik unterworfen.
Er sagt angesichts der Ergebnisse von Tammanns „Kristallisieren und
Schmelzen“, daß „die Abkühlung des Erdkörpers, wenn sie über-
haupt stattfindet, ein außerordentlich komplizierter Prozeß war
und ist, angesichts dessen die Kontraktionstheorie in ihrer ge-
wöhnlichen Form geradezu naiv anmuten muß“ (von mir
gesperrt). Tammann hat nämlich auf S. 181—-184- erörtert, welche
„Änderungen des Aggregatzustandes bei der Abkühlung eines chemisch
homogenen Weltkörpers“ stattfinden können. Schon bei einem solchen
Weltkörper ist ganz verschiedenes Verhalten, je nach den unbekannten
physikalischen Voraussetzungen möglich, nämlich 1. Bildung der ersten
kristallisierten Schicht nicht an der Oberfläche, sondern in der
dem maximalen Schmelzpunkte entsprechenden Tiefe, 2. Bildung einer
Erstarrungskruste an der Oberfläche. Bei einem wie unsere Erde nicht
chemisch homogenen Weltkörper liegen die Verhältnisse aber viel ver-
wickelter. „Es können sich dann konzentrische Schalen von Kristalli-
siertem bilden, zwischen denen sich noch Schichten von Flüssigem be-
finden. Die Diskussion dieses Problems ist ohne vorhergehende An-
gabe der Stoffe, aus denen die Kugel besteht, nicht möglich.“ Bekannt-
lich streiten wir uns aber bisher immer noch über die Art und An-
ordnung dieser Stoffe im Erdinneren. — Eine klare und kurze Dar-
stellung der AMPFERERschen Kritik der Kontraktionslehre findet sich
auch bei S. v. Bubnoff in dessen Buche „Die Grundlagen der Decken-
theorie in den Alpen“ (Stuttgart 1921, bei Schweizerbart, S. 111 bis
115). Ich hebe übrigens bei dieser Gelegenheit ausdrücklich hervor,
weil das manchmal mißverstanden zu werden scheint, daß auch mit den
Strömungstheorien der Deckenbau der Alpen erklärt werden kann, daß
man also diesen nicht etwa als einen Beweis für die Dichtigkeit der
Kontraktionslehre ansehen darf. So führt Staub (Der Bau der Alpen,
1924, S. 228 f.) die Faltung der Alpen und des Himalayasystems auf
den „Nordschub“ Afrikas bzw. Indiens zurück. Argand (La tectonique
de FAsie, Comptes rendus des sog. „XIII. Internationalen Geologen-
kongresses“ 1922, S. 171 f.) folgt ähnlichen Gedankengängen, kommt
aber schon zum Zweifel an der Dichtigkeit der Kontraktionslehre.
Denn er sagt auf S. 327 wörtlich: „Si la theorie de la contraction
passe pour inconciliable avec le mobilisme (nämlich der Wegener-
schen Theorie), il n’en est pas de meme de la contraction, si eile