Zur Windefrage.
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zur Konkavseite fortgeschritten sein. Es dürfte also lediglich Nachwirkung
bisheriger Reizung sein, wenn das Verlängerungsbestreben in Richtung
nach der Konkavflanke fortschreitet und, durch die Zwangslage ver-
anlaßt, zu einer Torsion führt. Ohne nähere Begründung erhellt, daß
diese selbe Nachwirkung im Fall b zu einer homodromen Torsion
führen muß, wie sie Rawitscher auch beobachtet hat. — Auch an
orthogeotropischen Stengeln kann man Torsionen erhalten, wenn man sie
geotropisch reizt, aber an der Ausführung der Bewegung durch Glas-
platten hemmt. Somit muß man sagen, daß die Deutung der Torsionen
durch Rawitscher in keiner Weise einleuchtet. Und nur diese
Deutung ist neu. Die Torsionen selbst sind oft genug beobachtet worden
und sie sind auch — nicht nur in ihren Anfängen — für andere Theorien
des Windens verständlich. Schon Baranetzki hat solche antidrome
Torsionen wohl gekannt; er schreibt S. 51: „ich will hier an einen Fall
erinnern, wo die antidrome Torsion bei der symmetrischen Nutation der
Sprosse entstehen kann. Das muß nämlich jedesmal entstehen, wenn eine
symmetrisch nutierende Stengelspitze durch ein in ihrem Weg befind-
liches Hindernis aufgehalten wird“. Kein Zweifel, daß zwei Glasplatten
im Abstand von 6mm ein solches Hindernis bieten! Ähnliche Bemerkun-
gen finden sich auch bei anderen Autoren. Was nun die Erklärung dieser
Torsion anlangt, so wollen wir (in Anbetracht der großen Schwierigkeit
dieser Fragen) nicht behaupten, wir könnten diese ganz eindeutig und
zweifelsfrei geben, aber immerhin werden doch die folgenden Bemerkun-
gen zeigen, daß die Torsionen vom Standpunkt des Lateralgeotropismus
mindestens ebenso leicht verständlich sind, wie vom Standpunkt der
autonomen revolutiven Nutationen. Wenn — wie eben bemerkt —
der Anfang der Torsion als Nachwirkung von Reizen erscheint, die
schon wirkten, ehe die Pflanze in die Zwangslage kam, so müssen in
dieser nach Noll neue Flanken lateralgeotropisch und neue Unter-
seiten orthogeotropisch gereizt werden und sich zu verlängern streben.
Wäre der Lateralgeotropismus allein wirksam, so müßte nach dem Aus-
klingen jener Nachwirkungen schließlich eine bestimmte Flanke
dauernde Konvexseite werden. Da aber auch in der Spitze der kreisen-
den Pflanze Orthogeotropismus zum lateralen hinzutritt, muß immer
auch ein Verlängerungsbestreben der physikalischen Unterseite hinzu-
kommen und somit ein Torsionsbestreben resultieren. Wie groß dieses
ist, läßt sich nicht allgemein sagen; es muß variieren je nach dem Zwang
der Lage. Es ist aber ganz unabhängig von der Geschwindigkeit
des freien Kreisens, während bei Rawitschers Auffassung eine solche
Beziehung — es soll nochmals betont werden — unbedingt vorhanden
sein müßte.
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zur Konkavseite fortgeschritten sein. Es dürfte also lediglich Nachwirkung
bisheriger Reizung sein, wenn das Verlängerungsbestreben in Richtung
nach der Konkavflanke fortschreitet und, durch die Zwangslage ver-
anlaßt, zu einer Torsion führt. Ohne nähere Begründung erhellt, daß
diese selbe Nachwirkung im Fall b zu einer homodromen Torsion
führen muß, wie sie Rawitscher auch beobachtet hat. — Auch an
orthogeotropischen Stengeln kann man Torsionen erhalten, wenn man sie
geotropisch reizt, aber an der Ausführung der Bewegung durch Glas-
platten hemmt. Somit muß man sagen, daß die Deutung der Torsionen
durch Rawitscher in keiner Weise einleuchtet. Und nur diese
Deutung ist neu. Die Torsionen selbst sind oft genug beobachtet worden
und sie sind auch — nicht nur in ihren Anfängen — für andere Theorien
des Windens verständlich. Schon Baranetzki hat solche antidrome
Torsionen wohl gekannt; er schreibt S. 51: „ich will hier an einen Fall
erinnern, wo die antidrome Torsion bei der symmetrischen Nutation der
Sprosse entstehen kann. Das muß nämlich jedesmal entstehen, wenn eine
symmetrisch nutierende Stengelspitze durch ein in ihrem Weg befind-
liches Hindernis aufgehalten wird“. Kein Zweifel, daß zwei Glasplatten
im Abstand von 6mm ein solches Hindernis bieten! Ähnliche Bemerkun-
gen finden sich auch bei anderen Autoren. Was nun die Erklärung dieser
Torsion anlangt, so wollen wir (in Anbetracht der großen Schwierigkeit
dieser Fragen) nicht behaupten, wir könnten diese ganz eindeutig und
zweifelsfrei geben, aber immerhin werden doch die folgenden Bemerkun-
gen zeigen, daß die Torsionen vom Standpunkt des Lateralgeotropismus
mindestens ebenso leicht verständlich sind, wie vom Standpunkt der
autonomen revolutiven Nutationen. Wenn — wie eben bemerkt —
der Anfang der Torsion als Nachwirkung von Reizen erscheint, die
schon wirkten, ehe die Pflanze in die Zwangslage kam, so müssen in
dieser nach Noll neue Flanken lateralgeotropisch und neue Unter-
seiten orthogeotropisch gereizt werden und sich zu verlängern streben.
Wäre der Lateralgeotropismus allein wirksam, so müßte nach dem Aus-
klingen jener Nachwirkungen schließlich eine bestimmte Flanke
dauernde Konvexseite werden. Da aber auch in der Spitze der kreisen-
den Pflanze Orthogeotropismus zum lateralen hinzutritt, muß immer
auch ein Verlängerungsbestreben der physikalischen Unterseite hinzu-
kommen und somit ein Torsionsbestreben resultieren. Wie groß dieses
ist, läßt sich nicht allgemein sagen; es muß variieren je nach dem Zwang
der Lage. Es ist aber ganz unabhängig von der Geschwindigkeit
des freien Kreisens, während bei Rawitschers Auffassung eine solche
Beziehung — es soll nochmals betont werden — unbedingt vorhanden
sein müßte.