Elektrische Potentialdifferenzen an der Einzelzelle.
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reversibel waren, wie diejenigen, die man bei tierischen Organen
messen kann. Aber offenbar ist Ficus eine Ausnahme, denn Beutner
fährt fort: ,,Im allgemeinen sind an Pflanzen die elektromotorischen
Effekte verschiedener Salzlösungen gegeneinander, bei gleicher Kon-
zentration derselben gering, so z. B. beobachtete man an einem Apfel
mit 0.1 NaCl gegen 0.1 NaSCN nur 5 MVolt, mit NaCl gegen KCl
nur 7 MVolt, während tierische Objekte hiermit große Kräfte ergeben.“
Es war von Interesse, auch das Verhalten der Charazelle zu ver-
schiedenen Salzen zu prüfen. Meine Versuche sind aber leider am Ende
des Sommers, zu einer Zeit ausgeführt, wo auch andere elektrische Vor-
gänge, z. B. der alsbald zu schildernde Verwundungseffekt, nur unsicher
zu erhalten waren. So ist es verständlich, daß sie zu einem abschließen-
den Resultate nicht geführt haben. Ich behalte mir vor, auf sie zurück-
zukommen und führe jetzt nur einige Beispiele an, die das erwartete
Resultat ergaben, bemerke aber, daß auch mit den angeführten Salzen
gelegentlich ohne erkennbare Ursache andere Resultate gewonnen wurden1)
und daß allgemein weder die Reversibilität, noch die Reproduzierbarkeit
so waren, daß man die Ionen in eine Reihe hätte anordnen können.2)
1. Beide Zellenden bisher in NaCl 0.1, jetzt links KCl 0.1; sofort — 48; in
der nächsten Minute sinkend auf — 40 MV.
2. Beide Zellenden bisher in Ringerlösung (100 cbcm 0.1 NaCl + 3 cbcm
0.1 KCl + 2 cbcm 0.1 CaCl2), jetzt links KCl 0.1; sofort — 22 MV, in der nächsten
Minute noch weiter steigend auf —- 28 MV.; dann fallend.
3. Beide Zellen bisher in Wasser, jetzt links KN03 0.1, rechts Li NO3 0.1.
Das Ergebnis ist in Kurve 3 dargestellt. Das Kalium bewirkt starke Negativität,
die alsbald zurückgeht und sich dann längere Zeit annähernd konstant hält. Nach
Ersatz des K durch Li tritt ein positiver Ausschlag auf.
4. Beide Zellen bisher in Ringer-Lösung 0.01, nun links KCl 0.01, später
LiNO3 0.01, dann wieder KCl 0.01 und schließlich wieder Ringer-Lösung. Die
Kurve 4 zeigt den negativierenden Effekt des K den positivierenden des Li, ohne
daß der Nullpunkt erreicht wird; erneute etwa ebenso starke Negativierung durch
K und abermalige Positivierung durch Ringer.
5. Endlich ein Beispiel für die Wirkung der Anionen. Die Zelle war bisher
in Wasser; nun wird links Cyankalium, rechts Kaliumsulfat zugesetzt. Die Kurven
(Fig. 5) zeigen für zwei Versuche übereinstimmend die positivierende Wirkung des
Cyans, die verhältnismäßig gute Reversibilität nach Ersatz der Salze durch Wasser,
und die Negativität, die dann die gleiche Zellhälfte, die bisher positiv war, unter
Einwirkung des Sulfats zeigt. Der eine Versuch wurde noch fortgesetzt: nach
abermaliger Wassereinwirkung wurde nochmals Cyan gegen Sulfat eingesetzt;
diesmal fällt der positive Ausschlag viel geringer aus und klingt im Laufe einer
x) Vgl. Anm. 1 S. 13.
2) Bei einzelnen Zellen kam es vor, daß überhaupt keine sicheren Potentiale
abgelesen werden konnten; vielmehr war ständiges Schwanken in kurzen Zeit-
räumen zu beobachten. Schon Haake (S. 480) hat diese Erfahrung gemacht.
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reversibel waren, wie diejenigen, die man bei tierischen Organen
messen kann. Aber offenbar ist Ficus eine Ausnahme, denn Beutner
fährt fort: ,,Im allgemeinen sind an Pflanzen die elektromotorischen
Effekte verschiedener Salzlösungen gegeneinander, bei gleicher Kon-
zentration derselben gering, so z. B. beobachtete man an einem Apfel
mit 0.1 NaCl gegen 0.1 NaSCN nur 5 MVolt, mit NaCl gegen KCl
nur 7 MVolt, während tierische Objekte hiermit große Kräfte ergeben.“
Es war von Interesse, auch das Verhalten der Charazelle zu ver-
schiedenen Salzen zu prüfen. Meine Versuche sind aber leider am Ende
des Sommers, zu einer Zeit ausgeführt, wo auch andere elektrische Vor-
gänge, z. B. der alsbald zu schildernde Verwundungseffekt, nur unsicher
zu erhalten waren. So ist es verständlich, daß sie zu einem abschließen-
den Resultate nicht geführt haben. Ich behalte mir vor, auf sie zurück-
zukommen und führe jetzt nur einige Beispiele an, die das erwartete
Resultat ergaben, bemerke aber, daß auch mit den angeführten Salzen
gelegentlich ohne erkennbare Ursache andere Resultate gewonnen wurden1)
und daß allgemein weder die Reversibilität, noch die Reproduzierbarkeit
so waren, daß man die Ionen in eine Reihe hätte anordnen können.2)
1. Beide Zellenden bisher in NaCl 0.1, jetzt links KCl 0.1; sofort — 48; in
der nächsten Minute sinkend auf — 40 MV.
2. Beide Zellenden bisher in Ringerlösung (100 cbcm 0.1 NaCl + 3 cbcm
0.1 KCl + 2 cbcm 0.1 CaCl2), jetzt links KCl 0.1; sofort — 22 MV, in der nächsten
Minute noch weiter steigend auf —- 28 MV.; dann fallend.
3. Beide Zellen bisher in Wasser, jetzt links KN03 0.1, rechts Li NO3 0.1.
Das Ergebnis ist in Kurve 3 dargestellt. Das Kalium bewirkt starke Negativität,
die alsbald zurückgeht und sich dann längere Zeit annähernd konstant hält. Nach
Ersatz des K durch Li tritt ein positiver Ausschlag auf.
4. Beide Zellen bisher in Ringer-Lösung 0.01, nun links KCl 0.01, später
LiNO3 0.01, dann wieder KCl 0.01 und schließlich wieder Ringer-Lösung. Die
Kurve 4 zeigt den negativierenden Effekt des K den positivierenden des Li, ohne
daß der Nullpunkt erreicht wird; erneute etwa ebenso starke Negativierung durch
K und abermalige Positivierung durch Ringer.
5. Endlich ein Beispiel für die Wirkung der Anionen. Die Zelle war bisher
in Wasser; nun wird links Cyankalium, rechts Kaliumsulfat zugesetzt. Die Kurven
(Fig. 5) zeigen für zwei Versuche übereinstimmend die positivierende Wirkung des
Cyans, die verhältnismäßig gute Reversibilität nach Ersatz der Salze durch Wasser,
und die Negativität, die dann die gleiche Zellhälfte, die bisher positiv war, unter
Einwirkung des Sulfats zeigt. Der eine Versuch wurde noch fortgesetzt: nach
abermaliger Wassereinwirkung wurde nochmals Cyan gegen Sulfat eingesetzt;
diesmal fällt der positive Ausschlag viel geringer aus und klingt im Laufe einer
x) Vgl. Anm. 1 S. 13.
2) Bei einzelnen Zellen kam es vor, daß überhaupt keine sicheren Potentiale
abgelesen werden konnten; vielmehr war ständiges Schwanken in kurzen Zeit-
räumen zu beobachten. Schon Haake (S. 480) hat diese Erfahrung gemacht.