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Jost, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1927, 13. Abhandlung): Elektrische Potentialdifferenzen an der Einzelzelle — Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.43541#0020
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Ludwig Jost,

Stoffe, von denen gezeigt wurde, daß die von ihnen anfänglich bewirkte
Negativität rasch zurückkehrt. Unter den Salzen permeieren die Kalk-
salze nach den bisherigen Erfahrungen am schlechtesten, sie haben
denn auch relativ konstante Werte ergeben, während K und Li leichter
durchgehen und inkonstantere Werte ergaben. Eine vollkommene
Parallelisierung meiner Versuche mit den bei Kaho zusammengestellten
Permeabilitätserfahrungen läßt sich z. Z. freilich nicht durchführen,
dazu ist das Material noch zu dürftig. Und noch weniger ist es möglich,
Beziehungen festzustellen zu den Resultaten Osterhouts (1923), der
mit seiner besonderen Methode (Widerstandsmessung) fand, daß ein-
wertige Kationen das Plasma permeabler machen, während zwei- und
dreiwertige die Impermeabilität zuerst erhöhen und dann herabsetzen.
Jedenfalls wird die Vorstellung, daß alle Potentialdifferenzen an der
Zelle im letzten Sinne auf ungleicher Plasmapermeabilität beruhen, eine
große innere Wahrscheinlichkeit haben.
VI. Valonia.
Valonia scheint wie geschaffen zur Untersuchung der Zellelektrizität.
Einmal wegen Größe und Gestalt, sodann wegen des Baues ihrer Zellen.
Die von mir in Neapel1) benutzten Zellen waren bei typischer Aus-
bildung etwa 17 mm lang und 8 mm breit, etwas birnförmig und mit
dem schmalen, oft verzweigten Ende dem Substrat angeheftet. Von
letzterem konnten sie in der Regel leicht und ohne Verletzung abgelöst
werden, ebenso von den benachbarten Zellen, mit denen sie mehr oder
weniger verwachsen. Vor allem scheinen sie durch ihren Bau geeignet.
Die Zellwand ist derb, und es liegt ihr eine Protoplasmahaut von un-
gewöhnlich geringer Dicke an, die viele Chloroplasten und Kerne
umschließt und für gewöhnlich keinerlei Bewegung zeigt. Wird die
Zelle etwa in der Mitte quer durchschnitten, so bleibt das Protoplasma
der Zellwand angelagert, bis von seinem Rand aus die von Klemm
(1894) studierte Restitution einsetzt. Auch während dieser erkennt
man, wie wenig flüssig die Hauptmasse ist, wie sie wirklich eine Haut
ist, die sich in Falten legen kann. Und dieses Protoplasma umschließt
einen Zellsaft, den man leicht durch Anstechen der Zelle und Auspressen
fast frei von Plasmateilen gewinnen kann. So hat das Objekt schon
lange dazu gereizt, diesen Zellsaft zu analysieren, und bereits A. Meyer
x) Der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft und dem Ministerium
des Kultus und Unterrichts in Karlsruhe habe ich bestens zu danken, daß sie mir
einen Aufenthalt an der zoologischen Station zu Neapel ermöglicht haben. Der
Direktion dieser Anstalt fühle ich mich für die stete Unterstützung meiner Arbeit
zu großem Dank verpflichtet.
 
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