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Jost, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1927, 13. Abhandlung): Elektrische Potentialdifferenzen an der Einzelzelle — Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.43541#0013
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Elektrische Potentialdifferenzen an der Einzelzelle.

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immer, stärkere manchmal wenigstens anfangs positivierend wirken.1)
Der Zustand meines Materials gestattete die weitere Verfolgung der
hier sich anschließenden Fragen nicht. Ähnlich wie Alkohol wirken
Kreosot und Filixsäure an Muskeln; das erstere ist schon lange in Ge-
brauch, die zweite ist von Straub (1902) genauer studiert worden.
IV. Der Verwundungseffekt.
Im Gegensatz zu den großen Zellen der Siphoneen stirbt die Chara-
zelle sofort, wenn sie angeschnitten wird; jegliche Restitution fehlt
bei ihr. Demnach schien es wenig aussichtsreich, an einer durch einen
Schnitt oder sonstwie verletzten Zelle nach dem elektrischen Verwun-
dungseffekt zu suchen. Da dieser sich aber an Blättern oder an Früchten
nicht nur unmittelbar auf die verletzte Stelle beschränkt, die auftretende
Negativität sich vielmehr auf eine nicht ganz kleine Strecke von der
Wunde aus fortpflanzt, so schien es möglich, mit zwei Internodialzellen
von Chara zu arbeiten, von denen die eine a wie bisher in der Mitte
mit Vaseline zwischen den beiden Behältern 2 und 3 befestigt wurde,
während die andere b ganz im Behälter 2 eingeschlossen blieb. Diese
letztere war dazu bestimmt, verwundet zu werden, und es war fest-
zustellen, ob nach einem solchen Eingriff an der Zelle a Potentialdifte-
renzen auftraten. In der Tat war das der Fall und es wurde, wie er-
wartet, das der durchschnittenen Zelle b benachbarte Ende von a nega-
tiv.2) Immer trat diese Negativität ganz plötzlich auf und nahm dann
bald wieder ab, während z. B. die Alkoholwirkung sich ja langsam
steigerte, einen Höhepunkt erreichte und dann erst abfiel.
In verschiedenen Versuchen wurden elektromotorische Kräfte von
folgender Größe erhalten: —68, —116, —32, —84, —198, —86,
— 36 MV. Es fällt auch hier wieder der bei verschiedenen Individuen
verschieden hohe Wert auf; zudem ist hier mit —198 der höchste je ge-
messene Wert verzeichnet. ■— Über das Abklingen der Negativität geben
folgende Angaben Aufschluß:
Sofort — 116 MV., nach 3 Min. — 90, nach 7 Min. — 78, nach 21 Min. — 58,
nach 41 Min. — 16; sofort — 32, nach 2 Min. — 32, nach 12 Min. — 4; so-
fort — 84, nach 2 h — 20.

1) Derartige Beobachtungen über unerwartete Ausschläge sind schon mehr-
fach in der Literatur erwähnt (Kunkel 1878, S. 5; Haake 1892, S. 458; Klein
1898). Nach Stern 1924, Elektrophysiologie der Pflanzen wäre auch Bose hier
zu nennen.
2) Es ist anzunehmen, daß bereits Hermann (1871) in ähnlicher Weise einen
Verwundungseffekt bei Characeen festgestellt hat. Er gibt nur ganz kurz an,
„nach erfolgreichen Versuchen an Internodien der Charen wandte ich’mich • •[•“
 
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