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Jost, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1927, 13. Abhandlung): Elektrische Potentialdifferenzen an der Einzelzelle — Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.43541#0025
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Elektrische Potentialdifferenzen an der Einzelzelle. 25
differenzen zwischen, den Teilen der Zellen auf. Wurde absichtlich nur
ein Teil der Zelle in Harnstoff eingetaucht, so war dieser stets negativ
gegen den intakten Teil.
Schließlich wurden mit Harnstoff vorbehandelte Zellen einseitig
mit glühender Nadel berührt. Es konnte keine Potentialdifferenz er-
halten werden. Ebenso negativ verlief auch folgender Versuch: nach
Harnstoffbehandlung wurde die Zelle gut abgetrocknet, mit Hilfe von
Lanolin in das Loch einer Korkscheibe eingedichtet, die dann auf Meer-
wasser schwamm. Es gelang so, das Meerwasser von dem oberen Teile
der Zelle abzuhalten. Nach Einstich einer Kapillarelektrode in die
Spitze ergab sich keine Potentialdifferenz. Es kann nicht gesagt werden,
ob der Harnstoff wirklich die erwartete Wirkung voll hatte. Auch weiß
man ja nicht, ob etwa auch das äußere Protoplasma vom Meerwasser
durchtränkt ist. Aus ihm würden dann gewiß die Salze nicht ohne
Schädigung entfernt werden können.
VII. Die wichtigsten Ergebnisse.
An der Zelle von Chara coronata kann man 1. durch ungleiche
Konzentration desselben Salzes, 2. durch verschiedene Salze in gleicher
Konzentration, 3. durch einseitige Einwirkung von Alkohol, 4. durch
Verwundung elektrische Potentialdifferenzen von manchmal recht be-
trächtlicher Höhe hervorrufen. Wie bei vielzelligen Geweben, wird die
an die konzentriertere Lösung anstoßende Stelle oder die verwundete
oder die mit Alkohol behandelte negativ. Was die Salzwirkung anlangt,
so dürfte diese wohl den von Höber für Muskeln aufgestellten Reihen
folgen; jedenfalls hat K mehr negative Wirkung als z. B. Natrium,
Rhodanate wirken mehr positiv als Sulfate.
Alle diese Effekte sind bei verschiedenen Zellen ungleich groß und
sie haben auch bei einer bestimmten Zelle zeitlich keine große Konstanz
und sind nicht in dem Maße reversibel und reproduzierbar, wie etwa
der Konzentrationseffekt an Ölen oder an Äpfeln. Das hängt zweifellos
damit zusammen, daß eben das Protoplasma hier die wirksame Mem-
bran abgibt, und daß dieses seine Permeabilität außerordentlich leicht
ändert. Wenn man bisher gerade die Konstanz der Potentiale als be-
sonders wichtig und charakteristisch für die bioelektrischen Potentiale
betrachtet hat, so lag das daran, daß die betreffenden Versuche an
Pflanzenteilen mit derber Kutikula ausgeführt worden sind, wo dann
eben diese tote Haut die Rolle der Membran gespielt hat. Zweifellos
sind aber die an der Plasmahaut sich abspielenden elektrischen Vorgänge
von größerem Interesse. Sie versprechen auch manchen Aufschluß
in Fragen der Plasmapermeabilität.
 
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