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Jost, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1927, 13. Abhandlung): Elektrische Potentialdifferenzen an der Einzelzelle — Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.43541#0018
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18

Ludwig Jost,

Daß die Plasmahautschicht den Zellsaft nicht ertragen kann, wird
bei Valonia noch zu besprechen sein. Es wird jetzt auch verständlich,
warum ein Einstich mit feiner Glasnadel so wenig Erfolg hat. Es seien
zwei Versuche angeführt.
Die Stelle der Zelle, an der ein Einstich vorgenommen werden sollte, lag
auf Paraffin auf. Die Nadel wurde durch die ganze Zelle durchgestoßen, so daß
sie in die Unterlage eindrang. .Unmittelbar nach dem Stich ergab sich — 4MVolt.
Beim Herausziehen der Nadel stieg die Negativität auf 14 und dann auf 28 MVolt,
um dann rasch zu sinken.
In einem zweiten Versuch wurde sofort nach dem Einstich — 14 gefunden,
nach Wegnahme der Nadel — 18.
Wahrscheinlich würde man, wenn man mit feineren Elektroden
ganz lokal von der Quetschstelle oder der Einstichstelle ableitete, sehr
viel größere Potentialdifferenzen finden. Was aber im Protoplasma
vorgeht, wenn sich ein Wundreiz über Zellen hinweg ausbreitet, das
kann aus den bisherigen Versuchen nicht entnommen werden. Zweifel-
los ist jedoch die elektrische Untersuchung sehr geeignet, um die Aus-
breitung und Dauer eines Wundreizes zu untersuchen. Schon jetzt
kann man sagen, daß die Erfahrungen an mehreren Charazellen zeigen,
daß ein Abwaschen der ,,Wundhormone“ unmöglich zu einer völligen
Aufhebung des Verwundungsreizes führen kann.
An die Verwundungserfolge kann wohl ein Versuch Hörmanns an-
geschlossen werden. Hörmann hat schon beobachtet, daß gewöhnlich
an der einzelnen Internodienzelle von Nitella keine Potentialdifferenz
nachzuweisen ist. Wird aber das eine Ende einer solchen durch Induk-
tionsschläge gereizt, so zeigen sich benachbarte nicht gereizte Stellen
der Zelle negativ gegen das noch weiter von der Reizstelle entfernte
Ende der Zelle. Hier wird endlich auch der Erfolg der einseitigen Alkohol-
wirkung (S. 10) anzureihen sein (chemische Schädigung).
V. Rückblick.
Blickt man auf die mitgeteilten Versuche zurück, so zeigt sich,
daß man an der Einzelzelle von Chara den Konzentrationseffekt, den
Salzeffekt, den Effekt von Nichtelektrolyten und den Verwundungs-
effekt erhalten kann. Dem Sinne des Ausschlags nach besteht kein
Unterschied gegenüber den Erfahrungen an Zellgewebe, Muskeln und
Nerven, wohl aber in Beziehung auf Konstanz, Reversibilität und Repro-
duzierbarkeit. Allgemein zeichnen sich die bei Chara erhaltenen Werte
nicht nur durch große individuelle Unterschiede aus, sondern auch
dadurch, daß sie am Einzelindividuum so stark schwanken. Am besten
konstant war bei den früher untersuchten Obj ekten der Konzentrations-
 
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