Elektrische Potentialdiflerenzen an der Einzelzelle.
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Die Versuche zeigen, daß kleine Zerstörungen im Außenplasma
zwar einen deutlichen, aber doch nur kleinen und vorübergehenden
negativen Effekt haben. An sich sollte man erwarten, daß sie genau
so wirkten wie ein Durchschneiden der Zelle. Da dies nun nicht zutrifit,
muß man vermuten, daß beim Durchschneiden nicht nur die unmittel-
bare Schnittfläche alteriert wird, sondern daß zunächst einmal in der
verletzten Zelle weitgehende Veränderungen des Protoplasmas erfolgen.
Der Umstand, daß beim Nachlassen des Druckes oft erst der Haupt-
effekt der Quetschung sich geltend macht, macht es wahrscheinlich,
daß die getöteten Plasmateile mit den lebenden erst jetzt in direkte
Berührung kommen oder daß der Zellsaft jetzt erst an das Protoplasma
kommt und es verändert. Indes zeigt ja die Fortleitung der Negativität
auf die Nachbarzelle, daß auch im Protoplasma selbst Reizleitungen
erfolgen müssen. Die Bezeichnung „Ruhestrom“ für den Verletzungs-
strom, wie er manchmal in der tierischen Physiologie gebraucht wird,
ist wenig zweckmäßig. Denn offenbar wirkt die Verwundung nicht
weniger als „Reiz“, wie etwa ein elektrischer Schlag.
Die Erfahrung an der Einzelzelle wirft auch Licht auf den Ver-
wundungseffekt bei pflanzlichen Geweben. Man kann wohl annehmen,
daß hier die angeschnittenen oder zerquetschten Zellen direkt keine
Rolle spielen. Die unmittelbar an sie grenzenden werden aber wohl
einmal durch Reizleitung, dann aber auch durch den Zellsaft der ge-
töteten, in ihrer Plasmahaut geschädigt und deshalb negativ elektrisch
gegenüber weiter entfernt liegenden Geweben.1) Es ist ja bekannt,
daß Quetschwunden an vielzelligen Geweben wirksamer sind als Schnitt-
wunden und daß Äpfel, je saurer ihr Zellsaft ist, desto größeren Verwun-
dungseffekt geben. Mit einem sehr bekannt gewordenen Versuch haben
Loeb und Beutner gezeigt, daß beim allmählichen Aushöhlen eines
Apfels das Potential lange ganz konstant bleibt, bis es schließlich, bei
einer Dicke des Gewebes von 0.25 cm anfängt zu sinken. Nach der hier
entwickelten Vorstellung findet dieser Versuch eine ganz andere Deutung
als bei Beutner. Wenn der Einfluß der Verletzung auf die intakten
Zellen einen gewissen Wirkungsradius hat, muß ja bei weitergehenden
Gewebeabtragungen schließlich eine Dicke des Versuchsobjektes er-
reicht sein, wo alle Zellen schon affiziert sind; wenn dieser Zustand
erreicht ist, muß das Potential sinken.
r) Die Vermutung, daß der Zellsaft verletzter Zellen die Plasmapernieabilität
benachbarter unverletzter verändert, muß und kann nachgeprüft werden. Jeden-
falls wird sie durch Versuche Beutners (1920, S. 133) nicht widerlegt, in denen
gezeigt wird, daß außen an einem Apfel angebrachter Preßsaft kein Potentia
von der Höhe des Verletzungsstromes gibt.
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Die Versuche zeigen, daß kleine Zerstörungen im Außenplasma
zwar einen deutlichen, aber doch nur kleinen und vorübergehenden
negativen Effekt haben. An sich sollte man erwarten, daß sie genau
so wirkten wie ein Durchschneiden der Zelle. Da dies nun nicht zutrifit,
muß man vermuten, daß beim Durchschneiden nicht nur die unmittel-
bare Schnittfläche alteriert wird, sondern daß zunächst einmal in der
verletzten Zelle weitgehende Veränderungen des Protoplasmas erfolgen.
Der Umstand, daß beim Nachlassen des Druckes oft erst der Haupt-
effekt der Quetschung sich geltend macht, macht es wahrscheinlich,
daß die getöteten Plasmateile mit den lebenden erst jetzt in direkte
Berührung kommen oder daß der Zellsaft jetzt erst an das Protoplasma
kommt und es verändert. Indes zeigt ja die Fortleitung der Negativität
auf die Nachbarzelle, daß auch im Protoplasma selbst Reizleitungen
erfolgen müssen. Die Bezeichnung „Ruhestrom“ für den Verletzungs-
strom, wie er manchmal in der tierischen Physiologie gebraucht wird,
ist wenig zweckmäßig. Denn offenbar wirkt die Verwundung nicht
weniger als „Reiz“, wie etwa ein elektrischer Schlag.
Die Erfahrung an der Einzelzelle wirft auch Licht auf den Ver-
wundungseffekt bei pflanzlichen Geweben. Man kann wohl annehmen,
daß hier die angeschnittenen oder zerquetschten Zellen direkt keine
Rolle spielen. Die unmittelbar an sie grenzenden werden aber wohl
einmal durch Reizleitung, dann aber auch durch den Zellsaft der ge-
töteten, in ihrer Plasmahaut geschädigt und deshalb negativ elektrisch
gegenüber weiter entfernt liegenden Geweben.1) Es ist ja bekannt,
daß Quetschwunden an vielzelligen Geweben wirksamer sind als Schnitt-
wunden und daß Äpfel, je saurer ihr Zellsaft ist, desto größeren Verwun-
dungseffekt geben. Mit einem sehr bekannt gewordenen Versuch haben
Loeb und Beutner gezeigt, daß beim allmählichen Aushöhlen eines
Apfels das Potential lange ganz konstant bleibt, bis es schließlich, bei
einer Dicke des Gewebes von 0.25 cm anfängt zu sinken. Nach der hier
entwickelten Vorstellung findet dieser Versuch eine ganz andere Deutung
als bei Beutner. Wenn der Einfluß der Verletzung auf die intakten
Zellen einen gewissen Wirkungsradius hat, muß ja bei weitergehenden
Gewebeabtragungen schließlich eine Dicke des Versuchsobjektes er-
reicht sein, wo alle Zellen schon affiziert sind; wenn dieser Zustand
erreicht ist, muß das Potential sinken.
r) Die Vermutung, daß der Zellsaft verletzter Zellen die Plasmapernieabilität
benachbarter unverletzter verändert, muß und kann nachgeprüft werden. Jeden-
falls wird sie durch Versuche Beutners (1920, S. 133) nicht widerlegt, in denen
gezeigt wird, daß außen an einem Apfel angebrachter Preßsaft kein Potentia
von der Höhe des Verletzungsstromes gibt.