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Jost, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1927, 13. Abhandlung): Elektrische Potentialdifferenzen an der Einzelzelle — Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.43541#0003
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Elektrische Potentialdifferenzen an der Einzelzelle.
Die elektrischen Potentialdifferenzen, die man am lebenden Organis-
mus manchmal ohne weiteres, manchmal erst nach Verletzung oder
anderer Reizung nachweisen kann, haben ihre Ursache in letzter Linie
darin, daß irgendwelche „Membranen“ eine Ungleichheit in der
Verteilung der positiv und negativ geladenen Ionen bedingen. Darüber
herrscht keine Meinungsverschiedenheit mehr. Dagegen ist noch strittig,
worauf im einzelnen diese Ungleichheit beruht, ob auf partieller Durch-
lässigkeit der Membranen für einzelne Ionen oder auf ungleicher Ab-
sorption oder Löslichkeit in den Membranen. Die vorliegende Arbeit
läßt dieses Problem unberücksichtigt, beschäftigt sich vielmehr mit
der ganz anderen, ebenfalls noch ungelösten Frage, wo denn nun eigent-
lich diese Membranen zu suchen sind.
Es ist kaum daran zu zweifeln, daß die Mehrzahl der Physiologen
das Protoplasma der Zelle als die wirksame Membran betrachtet;
das ergibt sich sehr deutlich z. B. aus den Ausführungen Bernsteins
(1912, S. 93), Tschermaks (1924) und Hörers (1926). Aber gerade in
neuester Zeit sind auch andere Stimmen laut geworden: So hat Beutner,
dessen Untersuchungen ja eine besonders große Bedeutung für den
ganzen Fragenkomplex der Elektrobiologie haben, bei einem vielunter-
suchten pflanzlichen Objekt, dem Apfel, die wirksame Membran in der
Zellhaut gesucht. Die Kutikula soll säurehaltig, die Zellhäute des
Fruchtfleisches sollen säurefrei sein; beide zusammen sollen wie das
säurehaltige und säurearme Nitrobenzol in der CREMERschen Kette
wirken. Und unlängst hat Fujita (1925), ohne im einzelnen die Vor-
stellungen Beutners zu teilen, in der Kutikula des Apfels die wirk-
same Membran zu finden geglaubt und mit größter Deutlichkeit aus-
gesprochen, „daß die wirksame Membran keine protoplasma-
ähnliche Struktur haben kann“. — Keiner der beiden Autoren
äußert sich aber darüber, ob er nur in dem speziellen Fall oder allgemein
bei bioelektrischen Potentialen tote Membranen maßgebend sein läßt.
Ich habe bereits anderwärts Stellung zu diesen beiden Arbeiten ge-
nommen (Jost 1926).
Wenn aber im allgemeinen das Protoplasma die wirksame Mem-
bran ist, dann muß angenommen werden, daß auch an der einzelnen
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