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Jost, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1927, 13. Abhandlung): Elektrische Potentialdifferenzen an der Einzelzelle — Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.43541#0016
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16

Ludwig Jost,

Weniger geeignet als Zucker war Harnstoff. Immerhin gelang es,
wenigstens vereinzelt gleichen Effekt zu erzielen; so einmal mit 0.2 mol
Harnstoff —52 MVolt, ein anderes Mal —36 MVolt in 0.175 mol. Da-
gegen ergab CaCl2 0.2 mol ebenso wie Rohrzucker in Knoplösung keine
Resultate. Wie es scheint, wirken Elektrolyte sehr stark auf den Ver-
wundungseffekt ein, auch dann, wenn er von der Nachbarzelle ausgeht;
doch muß dieser Einfluß noch im einzelnen studiert werden.
Wurde statt des Durchschneidens der Zelle ein Einstich mit feiner
Glaskapillare gemacht, so war das Resultat in Rohrzuckerlösung bei
weitem nicht so einheitlich wie im ersten Fall. Wir kommen darauf
zurück. Wichtiger waren Quetschversuche. Es wurde nicht, wie beim
Quetschen der Nachbarzelle ein großes Stück der Zelle zerstört, sondern
eine ganz lokalisierte Quetschung ausgeführt. Dazu diente eine Vor-
richtung, wie sie schon Rhumbler (1914, Fig. 2) benutzt hat. In einiger
Entfernung vom linken Ende der Versuchszelle lag unter dieser eine
Glaskapillare von ca. 0.2 mm Durchmesser. Über der Zelle ruhte auf
vier Wachsfüßchen ein Stück dünnen Objektträgers, der durch passend
montierte Schrauben auf die Zelle niedergepreßt werden konnte. Zu-
gleich war das ganze Kompressorium so gebaut, daß man die Quetsch-
stelle bei schwacher Vergrößerung unter dem Mikroskop beobachten
konnte. Bei geringem Anziehen der Schrauben wurde die Zelle ab-
geplattet ohne jede weitere Störung. Das Chlorophyll blieb normal
und die Strömung ging weiter. Bei stärkerem Druck wurde eine schmale
Schicht des Ektoplasmas und das Chlorophyll in ihm getötet, und die
Strömung konnte schließlich die Quetschstelle nicht mehr passieren,
so daß sie in jeder Zellhälfte isoliert weiter ging. Die Ergebnisse solcher
Versuche seien an einigen Beispielen geschildert.
1. Bei starker Abplattung der Zelle wird — 6 MVolt abgelesen; nach wenigen
Sekunden wird statt dessen schon + 2 gefunden. Bei Verstärkung des Druckes
2 Min. später wieder — 6 und gleich darauf + 6; bei noch größerem Druck — 24 mm;
gleich darauf + 16, + 36. Bei abermaligem Pressen reißt die Zellhaut auf, es
wird noch — 6 und — 14 abgelesen, dann aber ist die ganze Zelle tot.
2. Bei Beginn der Pressung — 6 MVolt, dann — 8, als der Strom an der
Quetschstelle nicht mehr passieren kann; diese Negativität steigt schließlich auf
— 14, nachdem das Protoplasma und die Chloroplasten an der Quetschstelle ge-
tötet sind; auch jetzt tritt rasches Abfallen dieser Negativität auf. Nachdem aber
dann das Deckglas gehoben war, die Zellwand elastisch auf ihre ursprüngliche
Gestalt zurückkehren konnte, wurde — 30 MVolt erzielt. Langsamer Rückgang
auf — 12.
3. Starke Pressung, die aber den Strom noch nicht ganz hindert: — 28.
Nach lokaler Zerquetschung des Plasmas wird das Deckglas gehoben und — 106
MVolt abgelesen. Dieser Wert geht ganz langsam zurück.
 
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