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Jost, Ludwig; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Editor]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1927, 13. Abhandlung): Elektrische Potentialdifferenzen an der Einzelzelle — Berlin, Leipzig, 1927

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https://doi.org/10.11588/diglit.43541#0012
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12

Ludwig Jost,

Versuch 2.
Zelle in Alkohol 8 °/0: sofort — 30 MV.; nach 2 Min. — 50 MV.; 9 Min.
— 72; 35 Min. -102; 1 h - 90; 1 h 33 - 124; 2 h 10 - 88; 3 h 10 - 24;
3 h 30 —4. Die Zelle zeigt jetzt keine Strömung mehr und ist am nächsten Tag tot.
Versuch 3.
Zelle in 8 % Alkohol: nach 1 h — 80; 2h— 66; 2h’/4 — 100; 3 h — 44;
6h— 10. Die Zelle ist schwer geschädigt und stirbt.
Die Versuche zeigen, daß bei längerer Einwirkung die negativen
Werte wieder zurückgehen, nicht selten treten dabei Schwankungen auf.
Bei kurzer Einwirkung des Alkohols tritt keine nachweisbare Schä-
digung der Zelle ein; so lebte die zu Versuch 1 verwendete Zelle am näch-
sten Tag noch und zeigte Strömung. Anders bei dauernder Einwirkung:
12 % bringt schon in x/2 h, 6 % erst in l1/2 h oder später die Strömung
zum Stillstand und schädigt die Zelle so, daß sie dann stirbt.
Die Versuche ergeben also ungleich höhere elektromotorische Kräfte,
als Beutner bei Äpfeln gefunden hat. Zweifellos hängt das vor allem
mit der geringen Durchlässigkeit der Apfel-Kutikula zusammen, die es
dann ihrerseits erlaubt, auch Konzentrationen zu verwenden, die bei
Chara momentan töten würden. Freilich sind die Werte bei Chara
wenig konstant und nur nach kurzer Einwirkung des Alkohols reversibel
— auch das wird zweifellos mit dem leichten Eindringen des Stoffes
Zusammenhängen.
Andere Nichtelektrolyte sind bis jetzt nur kursorisch untersucht
worden. Für Amylalkohol ist, wie zu erwarten, eine viel stärkere Wir-
kung nachzuweisen. — Schon 2 % führen rasch zu —94 MVolt und
später zum Tod der Zelle.
Äther 5 % gab sofort — 60 MVolt und alsbald langsamen Rück-
gang; die Zelle blieb nach l1/2 stündiger Einwirkung des Äthers am
Leben. Harnstoff und Zucker müssen noch studiert werden; auch sie
gaben vereinzelt, unter nicht näher bekannten Bedingungen, Negativität.
Man kann die Versuche mit Alkohol im Anschluß an Beutner
als Konzentrationseffekt bezeichnen, nämlich als den Grenzfall, in dem
einseitig die Konzentration Null herrscht. Wahrscheinlich aber spielen
ganz andere Dinge eine Rolle als die ungleiche Konzentration. Das
geht schon daraus hervor, daß beim Konzentrationseffekt die maximale
elektromotorische Kraft immer sofort bei Beginn des Versuchs erreicht
wurde, während bei Alkoholwirkung immer eine langsame Steigerung
der Negativität erfolgt. Es sieht ganz so aus, als ob der Alkohol eine
allmähliche Schädigung der Plasmahaut bewirkte, die ja auch nach
etwas längerer Wirkungsdauer nicht mehr reparabel war. Auch muß
erwähnt werden, daß schwächere Lösungen (x/2 %) Alkohol anscheinend
 
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