Studien über den Schwindel
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sie zur Seite treten muß. Von dieser Veränderung ihrer Körper-
haltung bemerkt die Vp. recht wenig. Sie hat kein Urteil darüber,
wie weit sie sich gedreht hat und sie ist meist recht erstaunt, wenn ihr
gezeigt wird, wie weit z. B. ihre Arme von der Richtung gerade-vorn
abgekommen sind, „sie hat das gar nicht recht bemerkt“. Fragt
man die Vp. weiter, so berichtet sie, daß sie keine Scheinbewegungen
erlebt hat (weder des Raumes im ganzen noch der Gegenstände im
Raum, noch ihrer selbst), aber die Aufrechterhaltung der räum-
lichen Orientierung, die Eingliederung des sich-drehenden Rades in
ihren nach gerade-vorn ausgerichteten Raum kostete Mühe. Sie
unterlag der dauernden Gefahr, in einem Wirbel verloren zu gehen.
Hier fühlte die Vp. eine Spannung.
In dem eben geschilderten Versuch war die Instruktion, die der
Vp. gegeben wurde, die, die Streifen anzusehen und zu verfolgen.
Läßt man nunmehr die Vp. eine dicht vor die vorbeiziehenden
Streifen gehaltene kleine Marke fixieren oder sie durch das Drehrad
hindurch ins Unendliche starren, so ändern sich Erlebnis und körper-
liche Äußerung vollkommen. Man sieht, daß die Marke sich entgegen
der Drehrichtung des Rades fortbewegt. Diese Bewegung ist ganz
stetig und nimmt an Geschwindigkeit immer mehr zu, während das
Drehrad langsamer zu gehen scheint. Schließlich hat die Bewegung
der Marke ihr Maximum erreicht, das Drehrad scheint still zu stehen.
Alle Gegenstände, die man indirekt sieht, machen meist die Bewegung
der Marke mit und oft ist es so, daß man selbst mit dem ganzen
umgebenden Raume sich zu drehen scheint. Ein ähnliches Erlebnis
entsteht beim MACHSchen Teppichversuch, im Alltag beim Herab-
blicken von einer Brücke in den Strom: plötzlich bewegt sich die
Brücke und alles, was um einen herum ist, entgegengesetzt der
Stromrichtung fort, während dieser still zu stehen scheint. In diesem
Versuch empfindet die Vp. das Einhalten der Fixation als schwierig.
Die vorüberziehenden Streifen stören die feste Einstellung des
Blickes. Ist diese aber gelungen, so ist das Erlebnis plötzlich da.
Während dieses Versuches verschwindet die im ersten Versuch
beschriebene Änderung der Körperhaltung völlig. Die Vp. kann
ganz gerade dastehen, den Blick auf die Marke geheftet. Ein Nystag-
mus ist nicht sichtbar, nur entwickelt sich bei einigen Vpn. mit der
Zeit eine Gesamtdrehung des Körpers, die der Richtung der Schein-
bewegung der Marke entspricht. Auch bei diesem Versuch wird
man schwindlig. In dem Erlebnis, daß sich alles dreht, kann die
Orientierung verloren gehen und man kommt ins Fallen.
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sie zur Seite treten muß. Von dieser Veränderung ihrer Körper-
haltung bemerkt die Vp. recht wenig. Sie hat kein Urteil darüber,
wie weit sie sich gedreht hat und sie ist meist recht erstaunt, wenn ihr
gezeigt wird, wie weit z. B. ihre Arme von der Richtung gerade-vorn
abgekommen sind, „sie hat das gar nicht recht bemerkt“. Fragt
man die Vp. weiter, so berichtet sie, daß sie keine Scheinbewegungen
erlebt hat (weder des Raumes im ganzen noch der Gegenstände im
Raum, noch ihrer selbst), aber die Aufrechterhaltung der räum-
lichen Orientierung, die Eingliederung des sich-drehenden Rades in
ihren nach gerade-vorn ausgerichteten Raum kostete Mühe. Sie
unterlag der dauernden Gefahr, in einem Wirbel verloren zu gehen.
Hier fühlte die Vp. eine Spannung.
In dem eben geschilderten Versuch war die Instruktion, die der
Vp. gegeben wurde, die, die Streifen anzusehen und zu verfolgen.
Läßt man nunmehr die Vp. eine dicht vor die vorbeiziehenden
Streifen gehaltene kleine Marke fixieren oder sie durch das Drehrad
hindurch ins Unendliche starren, so ändern sich Erlebnis und körper-
liche Äußerung vollkommen. Man sieht, daß die Marke sich entgegen
der Drehrichtung des Rades fortbewegt. Diese Bewegung ist ganz
stetig und nimmt an Geschwindigkeit immer mehr zu, während das
Drehrad langsamer zu gehen scheint. Schließlich hat die Bewegung
der Marke ihr Maximum erreicht, das Drehrad scheint still zu stehen.
Alle Gegenstände, die man indirekt sieht, machen meist die Bewegung
der Marke mit und oft ist es so, daß man selbst mit dem ganzen
umgebenden Raume sich zu drehen scheint. Ein ähnliches Erlebnis
entsteht beim MACHSchen Teppichversuch, im Alltag beim Herab-
blicken von einer Brücke in den Strom: plötzlich bewegt sich die
Brücke und alles, was um einen herum ist, entgegengesetzt der
Stromrichtung fort, während dieser still zu stehen scheint. In diesem
Versuch empfindet die Vp. das Einhalten der Fixation als schwierig.
Die vorüberziehenden Streifen stören die feste Einstellung des
Blickes. Ist diese aber gelungen, so ist das Erlebnis plötzlich da.
Während dieses Versuches verschwindet die im ersten Versuch
beschriebene Änderung der Körperhaltung völlig. Die Vp. kann
ganz gerade dastehen, den Blick auf die Marke geheftet. Ein Nystag-
mus ist nicht sichtbar, nur entwickelt sich bei einigen Vpn. mit der
Zeit eine Gesamtdrehung des Körpers, die der Richtung der Schein-
bewegung der Marke entspricht. Auch bei diesem Versuch wird
man schwindlig. In dem Erlebnis, daß sich alles dreht, kann die
Orientierung verloren gehen und man kommt ins Fallen.