Metadaten

Achelis, Johann Daniel [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 9. Abhandlung): Über die Syphilisschriften Theophrasts von Hohenheim: Die Pathologie der Syphilis, 1 — Heidelberg, 1939

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.43755#0006
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
6

J. D. AcheliS: Syphilisschriften

Schimpfen zu akademischer Form, als er gegen den Mißbrauch
des Guajakholzes polemisiert: „respondeatis domine baccalaurie!“
„Was steckt in euch oder was im holz? ist quinta essen-
tia in euch oder im holz?“ 4) „ist sie in euch? drinkent, das
sie heraus gang, ist sie im holz? so speuent baß an die hend.
wo sind euer separationes? wo sind euer philosophi? wo ist
experienz? warumb fastent ir? ist es in der fasten oder im
holz?“ 5) „Ich beschleuss mein red in der alten, so ir ie wollen
so gar ausecken, das euer holz so gar vil virtutes habe, das sie
sich microcosmisch mögen erzeigen, wollte ich gern ein frag an
euch tun, wie ir solche tugent im holz erfunden heten und umb
was Ursachen das holz also muss subtiler decoquirt werden“ 6).
„darumb schweig ich guter hofnung, ir werden mir antworten“ 7).
Es beginnt ein Disput. Und dann wird die Polemik in der glei-
chen Schrift zu einer ärztlichen Maßnahme: durch die Kritik will
er die Therapie einer kranken Medizin geben — „ich acht, ein irsal
für zu körnen und an zuzeigen, gleich sovil zu sein als den
kranken gesund zu machen; und wiewol es von der gesundheit
nicht tractirt, sondern widerredt die bubenstuck, so ist das mein
perlin, so daraus gezogen sol werden, so ein kranker nit ge-
nas, das doch nicht böser ward, wiewol ich mit kurzem beschliess,
acht aber, so mein grau har werd angen, disen weg sterker zu
volfüren und dazwischen nicht sparen“ 8), und weiter in engem
Zusammenhang damit der Erziehung der Ärzte dienen. Es spricht
aus diesen Stellen ein hohes Verantwortungsbewußtsein reforma-
torischer Art. Der „Irrgang der Ärzte“, ein Terminus, der in unse-
ren Schriften schon mehrfach auftaucht, wird dann in späteren
Jahren zum Thema einer besonderen kleinen Streitschrift, die nun
in größerer Form den Irrtum und die Wahrheit der Ärzte formu-
liert: — Die irrenden Ärzte leben in einem dunklen Labyrinth
unter der Herrschaft des einäugigen Minotaurus und finden nicht
den Weg vor das Tor hinaus, wo das Licht der Natur leuchtet.
„Es ist ein schwer irgang, wann die kunst irr gehet; und so einer
in der Weisheit irr gehet, sind die bösisten irgang und nachfolgend
die finstersten“. Und es ist an der Zeit, „ein gang anzufahen,
nit zu dem einäugigen Minotauro sondern zu dem mit dreien
Augen beschlossen in einer gotheit und in demselbigen Wege
handlen und wandlen. und welcher im selbigen wandelt der ist

4) VI, 328.
8) VI, 331.

6) VI, 328/9.

ü) VI, 330.

7) VI, 330.
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften