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Achelis, Johann Daniel [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 9. Abhandlung): Über die Syphilisschriften Theophrasts von Hohenheim: Die Pathologie der Syphilis, 1 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43755#0034
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34

J. D. Achelis: Syphilisschriften

Anhang.
Zur Frage der Echtheit des dritten Buches
der Großen Wundarznei.
In der vorhergehenden Darstellung der Pathologie der Syphilis
wurde an zwei Stellen auf das auch von der Franzosenkrankheit
handelnde dritte Buch der Großen Wundarznei Bezug genommen,
— unter dem Hinweis, daß es. sich hier um eine Fälschung han-
delt. Dies ist als Vermutung bereits von Sudhoff in der Vor-
rede zum X. Band seiner Ausgabe ausgesprochen worden. Er
weist darauf hin, daß neben Schwierigkeiten der Datierung in-
haltlich Ansichten auftreten, die sich sonst niemals in den Lues-
schriften finden. Das gleiche gilt für einige Termini. Er kommt
danach zu dem Schluß, daß er das angebliche 3. Buch für sehr
verdächtig, ja geradezu als untergeschoben betrachten müsse.
Die Schrift wurde von Sudhoff zwar in die große Ausgabe auf-
genommen, aber durch besonderen Druck hervorgehoben.
Die Darstellung der parazelsischen Syphilislehre gibt uns nun
Gelegenheit, zu dieser Echtheitsfrage einiges beizubringen, was
geeignet ist, die Vermutung Sudhoff’s wohl endgültig zu sichern.
Gleichzeitig kann man dabei einen kleinen Beitrag über das Fort-
wirken parazelsischer Schriften liefern. Es ist ja nicht nur die
quellenkritische Frage zu klären, sondern darüber hinaus wichtig
zu wissen, in welcher Richtung Parazelsus bereits kurz nach
seinem Tode verfälscht wurde. Unglücklicherweise haben übrigens
manche Historiker der Lues gerade bevorzugt diese Fälschung als
parazelsische Meinung zu Grunde gelegt.
Liest man das dritte Buch der Wundarznei zunächst im Ganzen,
fällt auf, daß die Grundhaltung des Autors zu der Krankheit hier
eine ganz andere ist wie 1528. Er kann sich nicht genug tun in
negativer Bewertung der Krankheit: „Es ist ein unlustigs schrei-
ben und gar ein unfletigs von der unsaubern krankheit der fran-
zosen zu schreiben, an dem sich gar niemants belustigen mag
oder etwas saubers und holdseligs zu finden“x). So beginnt die
Vorrede. Von Weissagungen Christi ist die Rede: „darumb wol
mag gesprochen werden, do Christus spricht, es werden erdbidem
und pestilenz kommen zu den Zeiten so die falschen propheten

Ü X, 428.

2) X, 429.
 
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