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Achelis, Johann Daniel [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften / Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse [VerfasserIn] [Hrsg.]
Sitzungsberichte der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Mathematisch-Naturwissenschaftliche Klasse (1938, 9. Abhandlung): Über die Syphilisschriften Theophrasts von Hohenheim: Die Pathologie der Syphilis, 1 — Heidelberg, 1939

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https://doi.org/10.11588/diglit.43755#0023
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Theophrasts von Hohenheim. 1.

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Für die Pathologie der Syphilis sind beide Ergebnisse dieser
vergleichenden Menschheitsanatomie wichtig. Die Krankheitsein-
heit ist hier bei dieser proteusartigen Krankheit besonders schwer
zu erkennen, die individuelle Abwandlung der Krankheit also ein
besonders wichtiges Thema.
Der zweite Gesichtspunkt aus dieser belebten Anatomie, auf
den ich kurz hinweisen möchte, betrifft die Lokalisation der Krank-
heit im Einzelfall. Es wird hier bestritten, daß man aus dem Be-
fund, daß eine Krankheit in einem bestimmten Organ Verände-
rungen gesetzt hat, irgendetwas für Pathogenese oder Therapie
entnehmen könnte. Der Körper ist nur das subjectum der Krank-
heit. Also kann man aus der Leichenanatomie nichts für die
Krankheit entnehmen. Zu fragen ist nach dem Vorgang, in dem
sich Krankheiten lokalisieren, und nicht nach dem Resultat dieses
Vorgangs. Dieser eigentliche pathogenetische Prozeß wird aber
erst verständlich, wenn man auf die allgemein naturphilosophi-
schen Grundlagen zurückgeht, die auch in den Syphilisschriften
ausdrücklich entwickelt sind.
6. Transplantatio.
Die naturphilosophischen Grundlagen finden sich in den beiden
Kapiteln über die „Transplantatio“ und „Transmutatio“. Es muß
zunächst vorausgeschickt werden, daß die Natur für Parazelsus
niemals ruhend, sondern immer hervorbringend ist. Die Erde wird
nicht als solche beschrieben, sondern immer nur als „matrix“ der
Pflanzen und Tiere, die aus ihr entstehen. Das Wasser bringt
Mineralien hervor, ebenso wie aus der Luft Hagel und Tau ent-
steht. Und der Himmel bringt Winter und Sommer ebenso wie
Blitz und Donner. Die Natur ist also kein in sich ruhender Kosmos,
sondern die Mutter unzähliger Geschöpfe, die werden und wieder
vergehen. Die allgemeine Naturlehre handelt daher in erster Linie
von den Formen des Wachstums, das verschieden verläuft bei
Kristallen, Pflanzen und Tieren, „und solcher dingen all, auch
viler mer dan wir anzeigen, sol ein arzt (kennen), wissent und
wol erfaren sein, ehe er sich unterstand ein arzt zu werden,
und von jugent auf in den generationibus geübt und wol gegrünt
sein und nit bartet vom partekensack herlaufen, als die ver-
dorbnen provisores, locaten und ire praeceptores; er sol auch
nicht vom schusterstülin oder pfeffersack körnen, dan aus disen
 
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